Kinder und Jugendliche werden immer dicker und unsportlicher. Das trifft alle westlichen Länder und Österreich ganz besonders. Seit Jahren wird über die Einführung einer täglichen Bewegungseinheit an Schulen und Kindergärten diskutiert. Die Regierung unternimmt einen neuen Anlauf. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick ist Botschafter des Projekts.
Die Präsentation fand im Turnsaal der Volksschule Mondweg, die einen Sportschwerpunkt hat, in Wien Penzing statt. Die Kinder zeigten dabei dem nach einer Operation am Sprunggelenk noch angeschlagenen Teamchef ihr Können. „Ich glaube, dass es heute noch immer so ist, dass Sport als lästiges Beifach gesehen wird. Das muss sich dringend ändern“, so Rangnick. Wenn man die aktuelle Entwicklung nicht stoppe, werde dies gravierende Auswirkungen haben. „Unser Gesundheitssystem wird irgendwann kollabieren, das ist nur eine Frage der Zeit.“
Teamchef appelliert für Handy-Regeln
Ragnick nennt skandinavische Länder als positive Beispiele. „Es hat schon gute Gründe, warum die Norweger oder die Schweden in allen Sportarten andere Nationen überholt haben.“ Und er appelliert an Eltern und ihre Kinder: „Stellt Regeln auf für die Handys, für die Nutzung der Handys. Maximal eine Stunde am Tag. Wenn ihr keine Regeln aufstellt für die Kinder, dann wird genau das passieren, was im Moment gerade passiert.“
Über eine tägliche Bewegungseinheit an Schulen und Kindergärten wird politisch seit Jahren diskutiert. Als reguläre Turnstunde ist das aufgrund der fehlender Ressourcen nicht möglich, erklärt Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ). Die Regierung nimmt aber zusätzliches Geld in die Hand und unterstützt damit private Sportvereine, die Sport für Kinder organisieren und anbieten.
An den meisten Schulen gibt es zwei bis drei Turnstunden in der Woche. Die tägliche Bewegungseinheit wird seit 2009 von den drei Dachverbänden SPORTUNION, ASVÖ und ASKÖ unterstützt und weiterentwickelt. Michaela Huber, Vizepräsidentin der Sportunion, nennt Zahlen aus dem letzten Schuljahr: „Wir hatten 335.000 Bewegungseinheiten in den Schulen, über 3800 Bildungseinrichtungen haben teilgenommen, mit 22.000 Gruppen und Klassen und über 400.000 Kinder wurden in die Bewegung gebracht.“ Insgesamt machen 700 Vereine mit. Bei Kindern, die sich davor zu wenig bewegt haben, „haben wir bis zu 45 Prozent Steigerung der täglichen Bewegung, das ist eine halbe Stunde Bewegung, erreicht“.
Es fehlen fast 100 Millionen für flächendeckenden Ausbau
Die Regierung erhöht die Mittel für das Projekt „Tägliche Bewegungseinheit“ um mehr als eineinhalb Millionen Euro. Insgesamt betragen die Kosten nun 19,5 Millionen Euro pro Jahr, die fast zur Gänze das Sportministerium trägt. Knapp eine Million Euro für das Projekt steuern vier Bundesländer bei. Erreich werden 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Für einen flächendeckenden Ausbau bräuchte es etwa 120 Millionen Euro, rechnet Schmidt vor. „Ich bin stolz darauf, dass wir trotz der schwierigen Budgetlage einen weiteren Ausbau in Angriff nehmen – Schritt für Schritt.“
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