Die „Krone“ erklärt:

Frächter-Blockade brachte Stopp für Maut-Erhöhung

Wirtschaft
10.09.2025 12:51

Über 60 Lkw rollten am Mittwoch bis in die Innenstadt – die Transportbranche wollte damit die 2026 geplante Erhöhung der LKW-Maut verhindern. Mit Erfolg: Man einigte sich mit Verkehrsminister Hanke auf eine Aussetzung der Anhebung und ein ganzes Maßnahmenpaket.

Über 60 Lkw rollten am Mittwoch bis in die Wiener Innenstadt – die Transportbranche macht damit ihrem Ärger kund. Grund für den Wirbel: Die in Österreich hohen Mauttarife, die die Unternehmen vor immer größere Probleme stellen. Markus Fischer, Obmann des Fachverbands Güterbeförderung in der WKO: „In keinem anderen EU-Land ist die Maut für Lkw teurer als bei uns.“ Bei einer weiteren deutlichen Erhöhung befürchtete er sogar eine „Pleitewelle“. Schon jetzt geht für einen Lkw im Schichtbetrieb bis zu 100.000 Euro Maut pro Jahr drauf, während es bei einem Pkw rund 100 Euro sind. 1,7 Milliarden Euro nahm die Asfinag 2024 dank Schwerverkehr ein.

Und kommendes Jahr sollten die Tarife erneut steigen, laut einem Entwurf sollten so 177 Millionen Euro extra hereinkommen, eine Steigerung von bis zu 13 Prozent. Doch der Protest brachte die Regierung zum Einlenken: Verkehrsminister Peter Hanke handelte kurzfristig ein umfassendes Maßnahmenpaket für die angeschlagenen Betriebe aus. Kernpunkt: Die geplante Anhebung der Maut wird für 2026 ausgesetzt. Nur die Vignette für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen wird wie vorgesehen um 2,9 Prozent teurer. Die Klimaschutz-Wirkung bleibt jedoch erhalten, denn dem Schwerverkehr werden Kosten für Luftverschmutzung, Lärm und CO₂ in Höhe von 42 Millionen  Euro angelastet.

Für den Umstieg auf saubere Elektro-LKW gibt es dafür eine Regelung bis 2030, wonach diese 75 Prozent Rabatt auf die Maut erhalten und zudem ihr Ankauf mit heuer 80 Millionen Euro gefördert wird. „Wir schaffen damit mehr Kostenwahrheit, bessere Planungssicherheit für die Transportbranche, und stellen die Finanzierung der Infrastruktur auf sichere Beine,“ so Hanke. Anmerkung: „Diese Einigung wäre angesichts der konstruktiven Verhandlungen auch ohne Lkw-Blockade möglich gewesen.“Für die Branche ist diese jedenfalls eine wichtige Atempause, denn die Rahmenbedingungen seien extrem schwierig, mahnt Branchenobmann Fischer. Ein Vergleich zeigt: Mit einer Maut von 50 € kommt ein moderner 40-Tonnen-Lkw in Österreich nur 94 Kilometer weit, in Deutschland sind es 144 Kilometer, in Italien 328 Kilometer und in Polen sogar 535 Kilometer (siehe Grafik). „Bei einer Lkw-Fahrt von Wien nach Salzburg sind die Mautkosten schon höher als Personal- und Treibstoffkosten“, so Fischer. Die Maut hat sich in den vergangenen Jahren stärker verteuert, weil auch eine CO₂-Komponente hinzukam. Seit 2020 sind die Mautkosten um fast 30 % gestiegen. Zwar geben sie die Kosten großteils schon weiter, das hat aber wieder an anderen Stellen empfindliche Folgen.

Branchen-Obmann Markus Fischer warnt, dass höhere Transportkosten Lebensmittel & Co. verteuern. ...
Branchen-Obmann Markus Fischer warnt, dass höhere Transportkosten Lebensmittel & Co. verteuern. „In einer Phase der hohen Inflation ist das ein zusätzlicher Treiber.“(Bild: Jöchl Martin)

Zwar geben sie die Preise großteils schon weiter, das hat aber wieder an anderen Stellen empfindliche Folgen. Denn, vieles, was im Warenkorb landet, muss transportiert werden. Wird der Transport teurer, geht es auch mit den Preisen für viele Güter in die Höhe. „Gerade in einer Phase der hohen Inflation ist das nur ein zusätzlicher Treiber“, so Fischer. 

Rückendeckung bekommt er davon von sämtlichen Wirtschaftskammer-Sparten, vom Gewerbe bis zum Tourismus. „Der Transport ist die Lebensader der Wirtschaft“, so Fischer.

Bei uns ist die LKW-Maut bereits jetzt deutlich höher als sonst in Europa.
Bei uns ist die LKW-Maut bereits jetzt deutlich höher als sonst in Europa.(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Doch der Staat braucht Geld, die Budgetlage ist sehr angespannt. Fischer hat dafür aber eine Idee parat: Statt an den Lkw-Mauttarifen soll die Asfinag lieber an den Preisen für die 10-Tages-Vignetten schrauben. Denn Pkws fahren in Österreich vergleichsweise günstig auf Autobahnen.

In Slowenien kostet die 7-Tages-Vignette 16 Euro, in Ungarn kommt die 10-Tages-Vignette auf 15,67 Euro, in Italien und Kroatien ist sie streckenabhängig und sogar deutlich teurer. „Eine Erhöhung um drei Euro würde schon die Hälfte des anvisierten Volumens bringen“, rechnet Fischer. Und das würden hauptsächlich Touristen zahlen, während heimische Transportunternehmen entlastet werden.

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