Nazi-Raubkunst
Gestohlenes Gemälde in Immoanzeige aufgetaucht
Ein Gemälde, das vermutlich während der Zeit des Nationalsozialismus gestohlen worden war, ist nun in einer Immobilienanzeige in Argentinien aufgetaucht. Das „Porträt einer Dame“ wurde auf Fotos eines Hauses, das zum Verkauf steht, identifiziert.
Es war über einem grünen Sofa im Wohnzimmer von Patricia Kadgien zu sehen, der Tochter des ehemaligen hochrangigen SS-Offiziers Friedrich Kadgien. Das Team einer niederländischen Zeitung erkannte das Bild in dem argentinischen Badeort Mar del Plata.
Daraufhin wurde eine Hausdurchsuchung in Auftrag gegeben. Die Polizei fand das Gemälde des italienischen Künstlers Giuseppe Ghislandi zwar nicht mehr, entdeckte aber im Haus einer anderen Kadgien-Tochter zwei Bilder, Zeichnungen und Stiche aus dem 19. Jahrhundert, die möglicherweise ebenfalls in der NS-Zeit geraubt wurden. Insgesamt wurden vier Anwesen der Familie durchsucht.
Rechtmäßige Besitzer?
Nach tagelanger Fahndung und unter dem Druck der Behörden übergab der Anwalt der Familie das Werk „Porträt einer Dame“ in der Provinz Buenos Aires. Er kündigte an, dass die Familie gewillt sei, mit den Ermittlerinnen und Ermittlern zu kooperieren. Die Erbinnen und Erben bestehen allerdings darauf, die Gemälde rechtmäßig erworben zu haben und legten Dokumente vor, die ihre Eigentumsrechte belegen sollen. Darunter ist eine angebliche Quittung über den Kauf von einem deutschen Museum aus dem Jahr 1943.
Das Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert war laut Medienberichten während der deutschen Besatzung der Niederlande von den Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten aus der Sammlung eines jüdischen Galeristen geraubt worden. Friedrich Kadgien war damals die rechte Hand von Reichswirtschaftsminister Hermann Göring und brachte das Gemälde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei seiner Flucht aus Europa nach Argentinien.
Paar unter Hausarrest
Obwohl das Bild nun den Behörden übergeben wurde, stehen die Tochter von Friedrich Kadgien und ihr Ehemann vorerst unter Hausarrest. Laut einem Kunstexperten ist das Werk in einem guten Zustand und umgerechnet rund 43.000 Euro wert. Das Gemälde gehört zu mehr als 1000 Kunstwerken, die dem Amsterdamer Kunsthändler Jacques Goudstikker von den Nazis geraubt wurden. Friedrich Kadgien wird vorgeworfen, Millionen von Nazi-Vermögen über die Schweiz nach Südamerika gebracht zu haben. Er fädelte dort auch lukrative Geschäfte deutscher Firmen mit der argentinischen Regierung ein.
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