Ein 37-jähriger Wiener stieg völlig betrunken und im Drogenrausch in das offen stehende Fahrzeug am Areal der Klinik Penzing, raste bis nach Niederösterreich: „Ich wollte vor meinen Problemen flüchten.“
Mit den Worten „Guten Morgen hohes Gericht, Frau Staatsanwältin“ betritt ein 37-Jähriger am Donnerstag den Gerichtssaal im Wiener Landl, vorgeführt aus der Justizanstalt Josefstadt. Er ist groß gewachsen, stämmig und seit vielen Jahren amtsbekannt: „Wie viele Vorstrafen haben Sie?“, will Richter Andreas Hautz wissen. „Ich glaub 13 oder 14, auf die ich überhaupt nicht stolz bin“, antwortet der Angeklagte höflich. „Es sind 15“, konkretisiert Herr Rat.
Am Klinikgelände Flasche Limoncello geleert
Die Vorwürfe, für die der Mann diesmal festgenommen wurde, sind schwerwiegend. Wenn man sich nur vorstellt, in welchem Zustand der Drogenkranke auf Wiens Straßen unterwegs war, kann einem übel werden. Noch dazu mit einem vom Areal der Klinik Penzing entwendeten Bluttransporter. Haufenweise Drogen zählt der Mann auf, die er am Weg zur Baumgartner Höhe, wo ein Kollege Medikamente abholen wollte, konsumiert hatte: „Sehr viele Benzos. Und im Bus hab ich dann auch zum ersten Mal LSD konsumiert“, berichtet er. „Oben hab ich mich auf eine Bank in die Sonne gelegt und eine Flasche Limoncello ausgetrunken.“
Mitarbeiter mussten zur Seite springen
Zur gleichen Zeit kam ein Bluttransport am Klinik-Gelände an. „Ich bin beim Labor stehengeblieben, hab zwei Kisten reingebracht – aber leider den Schlüssel nicht mitgenommen“, erinnert sich der Fahrer als Zeuge, „als ich nach 20 bis 30 Sekunden wieder rauskam, sah ich das Auto rückwärts fahren.“ Der Angeklagte war in den Wagen gestiegen, wendete und raste die Serpentinen runter in Richtung Eisentor. Laut Anklage mussten Menschen, die den Wagen stoppen wollten, zur Seite springen.
„Ich wollte einfach nur flüchten. Vor den vielen Problemen, die ich habe. Deshalb stieg ich ein. Ich wollte irgendwo aufs Land fahren und in die Landschaft schauen.“
Nicht das erste Fahrzeug, das er in Betrieb nahm
Das Unfassbare: Bevor er den Bluttransporter entwendete, hatte er auch an zwei anderen Tagen offen stehende Fahrzeuge vom Klinikgelände für „Spritztouren“ entwendet. „Sie sind mehrmals alkoholisiert und stark beeinträchtigt mit fremden Fahrzeugen unterwegs. Was kann eine Person dafür, die dabei überfahren wird?“, fragt der Richter. „Da haben Sie vollkommen recht. Aber ich fahre Auto seit meinem elften Lebensjahr.“
Wie durch ein Wunder keine Verletzte
Den Bluttransporter beschädigte der Mann. Er schlug die Scheibe ein und sprühte mit einem Feuerlöscher herum. Woran er sich aber nicht mehr erinnert. „Als ich das gehört habe, hab ich mir gedacht ,Bist du deppert, jetzt ist Schluss mit Drogen.‘“ Seinen Angaben nach endete die Wahnsinnsfahrt erst in Purkersdorf, wie durch ein Wunder ohne Verletzte.
Neben einer widerrufenen Bewährungsstrafe mit der Dauer von zwei Jahren und sechs Monaten fasst der Wiener für Nötigung und unbefugten Gebrauch von Fahrzeugen diesmal weitere 15 Monate Haft aus. Hoffentlich sind die Menschen auf unseren Straßen jetzt vor ihm sicher.
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