Prozess in Eisenstadt: Ein 63-jähriger Südburgenländer kassierte Pflegegeld und überließ die Gattin ihrem traurigen Schicksal. Es tut ihm leid, dass alles so kommen musste.
Als pflegender Angehöriger kassierte der Angeklagte ein monatliches Salär von der PVA. Seit dem Tod seiner Ehefrau im Juni bezieht er deren Witwenpension plus eine Ausgleichszulage – in Summe 1200 Euro.
„Ich hätte sie noch so gern bei mir“, sagt der Südburgenländer, bevor er wegen Quälens und Vernachlässigens einer wehrlosen Person zu einer bedingten Haftstrafe in Höhe von neun Monaten bedingt verurteilt wird. Der 63-Jährige hatte sich teilschuldig bekannt. Zu Essen habe die Frau genug bekommen. „Sie hatte immer um die 50 Kilo.“ Laut Obduktionsbericht waren’s zum Todeszeitpunkt 40. „Vielleicht, weil ich ihr zum Schluss nur noch Kinderbrei gegeben habe.“
„Ich bin ja selbst sehr bedient“
Mit dem Waschen habe es geharpert. „Ich konnte sie nicht mehr in die Badewanne heben. Ich bin ja von der Lunge her sehr bedient. Oft bin ich in der Früh aufgewacht und habe mich nur auf das Schlafengehen gefreut.“
2016 hatte die Frau einen Schlaganfall erlitten. Spital. Daheim jagte ein epileptischer Anfall den nächsten. Sie konnte dann nur noch Ja und Nein sagen, war fast acht Jahre lang ans Bett gefesselt und auf die Fürsorge ihres Mannes angewiesen.
Es könnte ja der Hund gewesen sein
Nach der Todesnachricht bot sich den Medizinern ein schauderliches Bild: Wochenlang muss die Frau in ihren Fäkalien gelegen sein; der Gestank war abnorm. „Das könnte vom jungen Hund gewesen sein“, sagt der Mann. „Er war noch nicht stubenrein.“ Man diagnostizierte Liegegeschwüre, Beinvenenarthrose und eine Lungenembolie als schlussendliche Todesursache.
„Es wird schon wieder gut“
Warum er nie mit ihr zum Arzt gefahren sei oder einen gerufen habe? „Das hätte auch nichts geändert. Ich dachte immer, das wird schon wieder gut.“ Und ein Pflegeheim? „Ich musste für drei Tage zur Untersuchung ins Krankenhaus und habe sie zu einer solchen Einrichtung geführt. Sie schrie nur Nein, Nein, Nein, weil sie dachte, dass ich sie aussetze.“
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