„Krone“-Gespräch

Devon Allman: „Könnte nie auf Musik verzichten“

Musik
27.08.2025 09:00

Als Sohn des legendären Gregg Allman wird der 53-jährige Devon Allman unweigerlich verglichen. Dabei hat er seinen alten Herren erst als älterer Teenager kennengelernt und sich musikalisch schon in den 90er-Jahren emanzipiert. Auf seinem neuen Album „The Blues Summit“ geht er zu seinen Wurzeln zurück –  und spricht mit der „Krone“ über die Macht der Musik, sein Leben und ein Leben als Nomade.

kmm

In der Welt des Southern Rock war neben den Platzhirschen Lynyrd Skynyrd keine Combo so wichtig wie The Allman Brothers Band. Gitarrist und Sänger Gregg Allman gründete mit seinem Bruder Duane ein Gespann, das mit seinen bodenständigen Heartland-Songs und dem Fokus auf die Themen, die den einfachen, kleinen Mann bewegen, ein ganzes Genre prägte. Diese Grundhaltung hat sich Greggs Sohn Devon Allman zu Herzen genommen, als er selbst vor geraumer Zeit damit begann, Herz und Seele total in die Musik zu legen. Dabei war Devon gar nicht von seinem berühmten Vater inspiriert. Als Scheidungskind wuchs er mit der Liebe seiner Mutter in Texas, Ohio und schlussendlich in Missouri auf. Vater Gregg lernte Devon erst im nicht einfachen Alter von 17 Jahren kennen, doch die Chemie hat trotz der komplizierten Vorgeschichte schnell gepasst. Später sollte Devon sogar zu einem Teil der Live-Besetzung der Allman Brothers Band werden.

Ähnlich schräg
In den 90ern trat Devon Allman erst den Dark Horses bei, spielte sich in der hiesigen Bluesrock-Szene zu einem etablierten Namen hoch und besaß damals auch einen Gitarrenladen. Neben der Band seines Vaters und erwartbaren Klassikern wie die Rolling Stones oder die Doors nennt Devon auf die Frage nach seinen wichtigsten Einflüssen überraschenderweise vornehmlich Metalbands. „Ich stehe total auf Iron Maiden, Metallica, Megadeth oder Testament“, geht der 53-Jährige im Talk mit der „Krone“ in die Vollen, „meine Plattensammlung ist ziemlich schräg, da ist alles drin. Meine Kumpels wie Zakk Wylde oder Sebastian Bach, die man eigentlich aus dem Heavy Metal und dem Hard Rock kennt, hören übrigens gerne Steely Dan, Christopher Cross oder Yacht Rock. Wir sind uns in unserer Schrägheit ziemlich ähnlich.“

Mit seinem letzten Studioalbum „Miami Moon“ ging der gestandene Top-Gitarrist in die für viele ungewohnte Soul- und Funk-Richtung und veröffentlichte das Album auf seinem eigenen Label. Vor wenigen Wochen kehrte er zu seinen Wurzeln zurück und veröffentlichte – wie früher am deutschen Label Ruf Records – mit „Blues Summit“ und vielen berühmten Gästen wie Jimmy Hall, Larry McCray und Sierra Green ein astreines Genre-Album, das sich aus Coverversionen und Eigenkompositionen zusammensetzt. „Back to the roots, wie man so schön sagt“, lacht er im Gespräch, „ich bin sehr stolz darauf, weil es genau die Art von Musik ist, die ich gerade fühle. Ich weiß auch gar nicht, ob ich noch einmal aktiv zum Soul und zum Funk zurückkehre. Ich denke immer in Albenzyklen und plane weitläufig jetzt noch ein Blues-Album, dann vielleicht eine Americana-Scheibe und eventuell ein Akustikalbum. Das sind jetzt schon mal einige Jahre, die durchgeplant sind.“

Notwendige Abwechslung
Vor wenigen Monaten geigte Allman im Wiener Chelsea auf. In Europa ist er seit mittlerweile gut 20 Jahren auf Tour und begeistert von Land und Menschen. „Sie schätzen den Blues hier sehr, weil er nicht so alltäglich ist. In den USA kannst du dir an jeder Ecke eine gute Blues-Kapelle anhören. Hier in Europa ist das ein bisschen wie ein Gericht mit Zutaten, die man schwer importieren kann. Ich merke, dass die Menschen diese Musik schätzen, und hatte viele schöne und auch respektvolle Begegnungen.“ Allman fordert sich nicht nur gerne stilistisch, sondern auch instrumental aus. „Miami Moon“ spielte der etablierte Gitarrist etwa zur Gänze am Bass ein. „Ich schüttle die Dinge allgemein gerne durch. Wäre ich Schauspieler, würde ich auch nicht nur in Dramen mitspielen wollen. Ich brauche die Abwechslung.“

Allman ist ein Musiker aus Fleisch und Blut, der sein gesamtes Herzblut in den Sound setzt, das er mit seinen Hörern und Fans teilt. „Auf die Bühne gehen und Musik machen – das kann wirklich jeder. Aber man muss in einem Song eine Story erzählen, sich mit den Menschen verbinden und viel von sich preisgeben. Das ist das Geheimnis.“ Für das authentische Wiedergeben seiner Musik setzt er – ähnlich wie sein Vater – alles auf eine Karte. „Ich liebe es, Musik zu machen und mich in der Musik herauszufordern. Alles andere da draußen ist für mich nur Geräuschkulisse. Die Musik bringt mich nicht nur durch den Tag, sie bringt mich ins Flugzeug, in Städte auf der ganzen Welt und dazu, immer wieder meine Familie zu verlassen, weil ich diesen Teil von mir brauche und nicht auf ihn verzichten kann.“

Nomade mit Heimat
Im gesetzteren Alter kann Allman aber gut zwischen Berufs- und Privatleben unterscheiden. Die Leidenschaften teilen sich mittlerweile besser auf und die Sechssaitige ist nicht mehr nur das alleinige Utensil für das große Glück. „Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Frau, geht mit dem Hund raus oder genieße ein ordentlich zubereitetes Frühstück. All das sind Dinge, die waren mir noch in meinen 30ern scheißegal. Da wollte ich nur in den Bus und auf die Bühne. In diesem Job bist du ein Nomade, das ändert sich nicht. Aber man kann in diesem frei gewählten Nomadentum Momente der Einkehr und des sich Daheimfühlens finden. Robbie Robertson hat mal gesagt, ein Leben als Rockstar ist eigentlich unmöglich zu leben. In diesem Satz steckt so viel Wahrheit, aber gleichzeitig ist es auch das beste Leben, das man führen kann.“ Auch finanziell war Allman nicht immer auf Rosen gebettet. „Geld kam eigentlich erst ab meinem 40er rein. Ich spielte 13 Jahre lang in den beschissensten Highway-Clubs und tourte im klapprigen Van. Es war eine harte Reise, aber sie hat sich gelohnt.“

Einen gröberen Hänger hatte Allman nur 2010, kurz bevor der finanzielle Knopf endlich aufging. „Das war eine sehr dunkle Periode in meinem Leben. Ich habe hinterfragt, warum ich das eigentlich mache und wer ich überhaupt bin. Ich habe das erste Mal gemerkt, dass die eigene Intention und auch die Motivation hinter allem das Wichtigste sind. Bist du selbst nicht voll bei dir und motiviert für das, was dein Job ist, dann ziehen schnell Wolken auf und gehen nicht gleich wieder weg. Aus heutiger Sicht blicke ich auf meine Karriere zurück und sehe, dass ich jedes Jahr ein bisschen gewachsen bin. Manchmal macht man wieder einen Schritt zurück, darf sich aber auf seinem Weg nicht davon beirren lassen.“ Devon Allman ist wieder beim Blues angelangt und wird ihn in absehbarer Zukunft sicher wieder nach Europa und vielleicht ja auch bis nach Österreich tragen. „Es gibt für mich absolut keinen Grund, bei der Musik derzeit etwas leiser zu treten.“

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