Seit acht Jahren sorgen Heavysaurus für einen besonderen Bildungsauftrag: Sie bringen ihrer Zielgruppe der Drei- bis Zehnjährigen kindgerecht Heavy Metal näher. Wie das funktioniert, was dahintersteckt und wo sie bald in Österreich zu sehen sein werden, das haben wir mit Schlagzeuger Philipp Klinger aka Komppi Momppi ergründet.
Philipp Klinger spielt in der deutschen Rockband The New Black, musiziert mit Top-Stars bei der „Rock Meets Classic“-Reihe und steckt den Großteil des Jahres bei Livekonzerten in einem Dinosaurierkostüm. Unter dem kindgerechten Pseudonym Komppi Momppi ist er Schlagzeuger von Heavysaurus – ein Projekt, das Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren mit viel Spaß und Ungezwungenheit Heavy Metal- und Rockmusik näherbringt. Im Gespräch gibt er uns nähere Einblicke in das familienfreundliche Konzept.
„Krone“: Philipp, 2009 wurde in Finnland die Band Hevisaurus gegründet, um Kindern auf spielerische Art und Weise Heavy Metal näherzubringen. 2017 entstand das deutsche Pendant Heavysaurus. Wie funktioniert das Konzept denn genau?
Philipp Klinger: Heavysaurus besteht aus Dinosauriern und ich kenne kein Kind, das Dinosaurier nicht mag. Am Keyboard haben wir einen Drachen in der Band. Auch die Texte sind kindgerecht aufbereitet. Es geht um die Mama, um Zusammenhalt und um beste Freunde. Dazu aber auch um gegenwärtige Themen wie Umweltverschmutzung – einfach Dinge, die die Kids beschäftigen. Dann gibt es noch Heavy-Metal-Themen und Lehrstunden, wie man aus seinen Fingern etwa eine Pommesgabel formt. Wir üben das mit den Kids und sie haben einen Riesenspaß dabei. Das Feedback ist großartig. Kinder sind ehrlich, das ist das Schöne. Wenn sie Spaß haben, sind sie voll dabei. Wird es ihnen langweilig, schlafen sie ein oder gehen einfach weg. Das darf man als Musiker nicht persönlich nehmen. Im Normalfall sind sie aber lauter als das Konzert selbst.
Ihr Musiker seid alle in verschiedenen Rock- und Metalbands engagiert. Macht es – Kostüm hin oder her – einen großen Unterschied, wenn ihr vor kleinen Kindern auf der Bühne steht?
Für mich überhaupt nicht. Viele glauben, wir würden die Show anders gestalten, weil sie für Kinder ist, aber witzigerweise ist dem überhaupt nicht so. Wir respektieren diese Kinder als vollwertige Menschen, die sie auch sind. Das spüren sie und das kommt dann auch positiv als Feedback zurück. In der Show sind viele doofe Witze dabei, mit denen wir die Erwachsenen aufs Korn nehmen und das gefällt den Kids natürlich. Die würden sofort spüren, wenn wir irgendeinen Blödsinn machen, der nicht authentisch wäre.
Die Hip-Hop-Band Deine Freunde verfolgt ein ähnliches Konzept in einer anderen musikalischen Ecke. Habt ihr vom Alter her dieselbe Zielgruppe wie sie?
Unsere Zielgruppe ist von drei bis zehn Jahren, Deine Freunde machen den Sound für etwas ältere Kinder, da muss man noch ein paar Jahre drauflegen. Ich finde sie aber großartig, wir haben in Österreich auf einem Festival sogar schon mal zusammengespielt. Sie machen das mit Freude und arbeiten einfach irrsinnig gerne mit Kindern. Einer von denen ist meines Wissens nach Erzieher und wir haben bei Heavysaurus auch studierte Pädagogen und Lehrer in der Band. Ich bin einer davon und wir wissen, wie wir an die Kids rangehen und etwas gestalten müssen, damit es funktioniert. Sehr viel passiert frei aus der Hüfte heraus. Wir sitzen nicht da und überlegen, wie wir etwas möglichst kindgerecht gestalten werden, sondern versuchen etwas zu erschaffen, über das wir selbst lachen können. Manchmal rutscht man etwas stark in einen Erwachsenenstil, dann schleift man ein bisschen nach.
Deine Freunde haben bei ihren Konzerten einen eigenen Kinderbereich vor der Bühne, wo der Zutritt für Eltern verboten ist. Macht ihr auch so etwas in der Art?
Im Prinzip ist das bei uns fast identisch. Es gibt einen dezidierten und abgesperrten Kinderbereich. Die Kids kriegen Armbänder, auf denen die Eltern ihre Telefonnummer draufschreiben und dieses Armband ist gleichzeitig die „Zugangsberechtigung“ für diesen Bereich. Natürlich gibt es Eltern, die ihre Kinder gar nicht allein lassen wollen und selbstverständlich haben wir dafür Verständnis, aber dann sollen sich die Erwachsenen trotzdem nicht vorne in die Mitte stellen. Was hilft es den Kids, wenn so ein Zwei-Meter-Hüne im Weg steht? Die Kids sollen eine gute Zeit haben, das steht über allem. Auch die Fotografen müssen sich im Graben beim Fotografieren hinhocken, um die Kinder nicht zu stören. Sie sollen von der ersten Sekunde alles sehen und Spaß haben.
Gibt es von Kindern manchmal auch kritisches und strenges Feedback, das man als Musiker nicht so gerne hört?
Bislang noch nicht. Mit den Konzerten sind sie immer hochzufrieden. Vor den Auftritten machen wir auch Meet & Greet und da sind viele Kids überwältigt davon, dass die Dinosaurier so groß sind. Ich selbst bin zwei Meter groß, als Dino kannst du noch einen halben Meter dazurechnen. Wenn dann ein Knirps plötzlich so nah vor dir steht, kann er Angst kriegen. Manchmal weint ein Kind und dann gehen die Eltern einmal um uns herum im Kreis vorbei und suggerieren, dass wir nicht gefährlich sind. Beim zweiten Anlauf ist es meistens nicht mehr so schlimm.
Wir sind immer noch im Heavy Metal. Ein bisschen gefährlich darf man ja auch Kindern gegenüber sein.
(lacht) Da wir Erfahrung mit Kindern haben, wissen wir schon, wie wir uns zu verhalten haben. Es gibt Kinder, egal, ob zwei oder acht Jahre alt, die sind einfach ängstlich. Sie verstecken sich hinter Mama und Papa und wir zwingen sie nicht, dass sie dann beim Meet & Greet zu uns kommen müssen. Wer will, der kommt. Wer nicht will, kommt nicht. Wir stehen als Dinos zusammen im Raum und machen Gruppenbilder mit den Kindern. Wenn das erledigt ist, gehen wir auseinander und man kann uns einzeln befragen, wir geben Autogramme oder quatschen dahin. Wenn die Kinder merken, dass die Dinos nahbar sind, tauen sie meist auf und die Angst verfliegt.
Warum gibt es in einer Band wie Heavysaurus nun auch einen Drachen?
Wir Dinosaurier sind tolerant und lassen auch Drachen mitspielen. Die Band besteht aus Geschwistern. Alle Dinosaurier sind damals gleichzeitig geschlüpft und da war auch ein Drache dabei.
Die Besetzung mit den Dinosauriern und dem Drachen steht also fest. Oder wäre es auch möglich, andere Fabelwesen oder Tiere in das Konzept einzubauen?
Nein, das passt so, denn so sind wir die coolste Dino-Heavy-Metal-Band der Welt. Vielleicht kommt einmal Rubina, die Mutter der Figuren, auf die Bühne, von der es auch einen Song gibt. Ich würde das jetzt nicht in Stein meißeln, dass sich nichts tut, aber primär geht es immer um die Dinos.
Macht das Songwriting für Kinder mehr Spaß als es das üblicherweise der Fall ist?
Ja, wobei man dazusagen muss, dass wir die Songs hauptsächlich nicht selbst schreiben, sondern sie aus Finnland kommen und dann eingedeutscht werden. Frank Ramond schreibt den Text darauf und wir übernehmen ihn. Mit „Dinofreunde“ gibt es aber auch ein Lied, das wir selbst geschrieben haben – es ist quasi ein Cover von „Große Träume“ von Saltatio Mortis. Aber auch dieser Song ging nach Finnland, wurde dort produziert und kam dann zu uns zurück. Wir hatten aber immer die Hand drauf.
Heavysaurus ist also ein Franchise, das sich möglichst frei bewegen kann?
Das Wort Franchise ist immer negativ konnotiert, aber letztlich stimmt es natürlich. Es gibt die Finnen und es gibt uns. Es gab auch mal eine Besetzung in Argentinien, die sich wirtschaftlich aber nicht über Wasser halten konnte. Wir haben schon in Mexiko, Spanien und England gespielt. Ansonsten sind wir natürlich im deutschsprachigen Raum vertreten, weil uns die Kinder hier verstehen. Mittlerweile spielen wir auch schon große Festivals und es kommen immer neue Highlights dazu.
Hat sich Heavysaurus mittlerweile so stark entwickelt, dass eure anderen Projekte zurückstehen müssen?
Wir haben unsere allererste Show 2017 auf einem österreichischen Festival gespielt, vor ca. 50 Leuten. Das war der Testlauf und wir haben gemerkt, dass es funktioniert. Dann ging es richtig los. Für unseren Booker war es lange schwierig, uns wo reinzubuchen, weil das Etikett Kindermusik für Heavy Metal nicht so attraktiv ist. Heavysaurus ist nicht unsere Band. Wir Musiker werden engagiert und spielen mit. Wir haben aber unsere Charaktere geprägt. Mein Dinosaurer ist genauso ein Blödmann wie ich es bin und er ist auch genauso verfressen wie ich. Wir prägen die Band und achten darauf, dass alles funktioniert und seinen Weg geht. Wir hatten das Glück, dass wir dann bei einer Mittelalterfest-Reihe in Deutschland engagiert wurden. Die fanden das toll und haben uns für eine ganze Saison durchgebucht. Den Leuten gefiel es und wir konnten dabei wachsen. So kamen wir nach Bochum, nach Würzburg und in andere Städte. 2020 und 2021 muss man Corona-bedingt ausklammern, also sind wir sechs Jahre unterwegs. 2025 haben wir – ohne Doppelkonzerte zu rechnen – 196 Auftritte. Es ging also ordentlich was weiter.
Da bleibt dann für andere Projekt abseits der Dino-Band nicht mehr viel Zeit …
Entweder macht man es ordentlich oder gar nicht. Jeder, der hier mitmacht, steckt unheimlich viel Leidenschaft und Herzblut in das Projekt – aber das kriegst du auch mit jeder Faser von den Kindern zurück. Aber auch von Eltern und Veranstaltern. Wir haben unlängst in Kufstein gespielt und waren dann in einem Musikladen. Der Inhaber hat uns anhand unserer Jacken erkannt und uns gesagt, dass aufgrund dessen, dass wir dort schon öfters spielten, immer wieder Kids kommen, weil sie Instrumente lernen wollen, nachdem sie uns live gesehen haben. Wenn du so etwas hörst, hast du den Jackpot gemacht. Wenn sich Kinder aufgrund unserer Konzerte mit Musik beschäftigen, was reinste Bildung ist, dann hast du alles erreicht. Ich bin nebenher Schlagzeuglehrer an Musikschulen und habe viele Schüler, die Heavysaurus sahen und dann zu trommeln begonnen haben. Wenn du so ein Feuer entfachen kannst, ist das ein geiles Gefühl. Viele Kids bringen schon ihre Gitarren zum Signieren mit – einfach herrlich.
Wenn ihr die Dinosaurier als Charaktere aktiv mitgeprägt habt, könnt ihr euch dann auf der Bühne in gewisser Art und Weise auch besonders frei ausleben?
Total. Die originalen finnischen Charaktere sind ein bisschen kindlicher. Wir machen auf der Bühne viel mehr Blödsinn. Wenn einer rumsteht und gerade was zu essen in der Hand hat, dann nehme ich ihm das zum Beispiel weg. Ich schleiche mich auch gerne von hinten an Leute ran und erschrecke sie dann – das macht tierischen Spaß. So können wir die Kids viel aktiver bei uns einbinden. Die Charaktere sind Erweiterungen unserer eigenen Persönlichkeiten und dadurch mehr oder weniger echt.
Wie im echten Leben lernt man auch dazu und entwickelt sich weiter – gilt das auch für die Dinosaurier in puncto Show und im Umgang mit den Kindern?
Natürlich, aber ich kann dir nicht sagen, wohin sich die Charaktere entwickeln. Manchmal ist man ein bisschen infantiler, dann wiederum ist man krank oder fühlt sich nicht so gut. Das geht direkt auf den Dinosaurier über, es ist aber nie so, dass ein Saurier mal pampig wird oder sich irgendwie blöd verhält. Bei Heavysaurus geht es um das Positive und das halten wir besonders gerne hoch. Den ganzen negativen Blödsinn aus der Realität lassen wir ganz außen vor.
Auch Erwachsene lieben Dinosaurier, das bezeugen nicht zuletzt die Kinobesuchszahlen der „Jurassic Park“-Filme. Warum sind Dinos denn allgemein so beliebt? Wieso stellt man nicht etwa eine Band mit lauter Wölfen auf eine Bühne?
Weil jeder Dinos geil findet. Ich habe die Serie „Die Dinos“ als Kind geliebt. Die ganzen Charaktere wie das Baby oder Earl Sinclair, der Boss von Papa Dino – das war einfach genial und hatte so etwas Spezielles. Die Dinos waren cool, die Musik war cool, es hat alles gepasst. So in etwa wollen wir auf der Bühne sein. Es ist auch eine Show für Erwachsene, mit Funkensprühen, Konfetti und allem, was dazugehört.
Und nebenbei wird auch ein Bildungsauftrag erfüllt.
Logisch.
Die Heavy-Metal-Szene ist einerseits sehr offen, sie kann aber auch engstirnig sein. Auf den diversen Social-Media-Portalen kriegt ihr als Heavysaurus auch einiges zu hören.
Ja, der Klassiker mit Social Media. Es ist ja eh cool, wenn du ein Kind hast, das schon mit acht Slayer oder Cannibal Corpse hört. Es gibt aber auch Kinder, die wollen das nicht und hören lieber uns. Es gibt auch Erwachsene, die uns witzig finden und auf ganz andere Konzerte gehen. Manchmal kommen sogar Erwachsene ohne Kind, weil es ihnen gefällt. Letztlich ist es so wie überall anders auf der Welt auf. Wenn es dir gefällt, hör hin und schau es dir an – wenn nicht, dann eben nicht. Mach es halt nicht denen madig, die uns gerne sehen. Wir wollen niemanden bekehren, der zu uns keinen Zugang findet. Die Szene kann manchmal wirklich ein bisschen borniert sein, aber die meisten nehmen das Projekt mit Humor. Gerade auf den Campingplätzen von Festivals läuft unser Sound oft und wenn du mal einen zu viel hast und dazu feierst, ist das doch auch toll.
Als Musiklehrer, Schlagzeuger und Rocker – schwingt bei dir auch die Freude darüber mit, dass man Kindern mit einem Projekt wie Heavysaurus Gitarrenmusik näherbringt? In Zeiten, wo Hip-Hop, R&B und Co. bei jüngeren Menschen dominant zu sein scheinen.
Musik und Musikgeschmäcker verändern sich, das ist normal und okay so. Ich bin ein Kind der 90er-Jahre und mit Metalcore aufgewachsen. Alles, was zehn Jahre älter war, fand ich schlimm und habe ich zum Teufel gejagt, außer 80er-Heavy-Metal und Manowar. Heute ist der Zeitgeist bei den Rappern gelandet. Mir ist wichtig, dass die Menschen überhaupt einen Zugang zur Musik kriegen. Wenn das über Heavysaurus passiert, freue ich mich. Wenn die Kids dann von uns abdriften und zu Taylor Swift, The Weeknd, Alligatoah oder Straßenbande 187 gehen, ist das auch okay. Hauptsache man beschäftigt sich mit der Musikkultur dahinter, was mir als Pädagoge viel wert ist. Es muss auch nicht jeder zwingend ein Instrument erlernen, aber so allgemein ein bisschen über den Tellerrand schauen, tut immer gut. In Zeiten von YouTube und Spotify, wo ich mit zwei Klicks die Musik der ganzen Welt verfügbar habe, ist es noch leichter, sich inspirieren zu lassen.
Heavy Metal war schon immer ein subkulturelles Phänomen, das mit einem Fuß im Mainstream stand.
Klar, und aktuell geht der Marktanteil von Heavy Metal offenbar etwas zurück. Dumm gelaufen, aber so läuft das eben. Wir machen einfach das, was wir gut finden und hoffen, dass es auch andere gut finden. Wenn wir unseren Teil dazu beitragen, ist die Szene auch bei den Jungen nicht ganz platt. Wenn man den Nachwuchs kriegt und er dranbleibt, ist das toll. Es gibt heute aber viele Faktoren, die wir überhaupt nicht mehr beeinflussen können. Die Digitalisierung, die verschiedenen Online-Plattformen, das Marketing und der Wirtschaftszweig Musik an sich sind alles Dinge, wo du als Musiker keinen oder nur begrenzten Einfluss hast. In Deutschland wird die Musik wirtschaftlich nicht so behandelt, wie sie es anhand der Konzertbesucherzahlen verdient hätte. Mehr oder weniger schießen wir uns dabei selbst ins Bein, was nicht sein müsste. Wir machen nach bestem Wissen und Gewissen alles, was uns wichtig ist. Mehr können wir als Band nicht tun.
Du hast eingangs des Gesprächs das Thema Umweltschutz angeschnitten – wie weit kann man denn solche ernsthaften Themen bei Kindern anbringen? Natürlich sind auch Kinder vollwertige Mitglieder einer Gesellschaft und haben das Recht, über alles informiert zu sein, aber ist es nicht auch wichtig, diese Themen mit ausreichend Humor und Spaß zu gewichten?
Das Thema ist wahnsinnig heikel und wird bei uns sehr intensiv diskutiert. Die einen sagen, wir müssen unbedingt darüber singen, die anderen sehen das anders. Dass Umweltschutz an sich derzeit ein großes Thema ist, wissen wir alle. Auch, dass er wichtig ist und wir ihn begreifen sollten. Wir versuchen möglichst effektiv an das Thema ranzugehen, aber dabei nicht die Moralkeule zu schwingen. Die Erwachsenenversion des Themas wäre: „Tut was dagegen, oder wir werden alle sterben“. Die kindgerechte Version sieht anders aus. Da lebt die Prinzessin noch und wir alle müssen das Ruder so herumreißen, damit dem so bleibt. Werfen wir den Müll dorthin, wo er hingehört und nicht in die weite Prärie. Machen wir das Licht aus, wenn wir es nicht brauchen. Dreh den Wasserhahn zu, wenn das Glas voll ist. Das wirkt oft lächerlich, aber diese kleinen Dinge können viel bewegen und verändern. Kindern kann man so etwas nicht einfach eintrichtern, das muss man spielerisch lösen. Wir alle sind ein Teil vom Ganzen. Es muss nicht jeder das gesamte Gewicht tragen.
Schlagzeug zu spielen ist physisch schon anstrengend genug, aber wie ist das oft zweimal am Tag bei hohen Temperaturen in einem überdimensionalen Dinosaurierkostüm? Gibt es da Ersatzkostüme, wenn du viel schwitzt und verlangt so ein Tag nach besonderer Vorbereitung?
Es gibt ein Kostüm und das war’s. Nach ein paar Tagen kann es bei einem Meet & Greet schon passieren, dass jemand wegrennt und sagt: „Oh Mann Papa, der Dino stinkt“. (lacht) Im Vergleich zu einem normalen Rockkonzert ist so eine Show irrsinnig anstrengend. Wir sehen relativ wenig, müssen also unser Instrument und das jeweilige Lied extrem gut kennen. Mit dem Dinokopf ist man visuell als auch akustisch von der Außenwelt abgeschnitten. Vorbereitung ist das A&O. Ansonsten schauen wir, dass wir ausreichend schlafen und möglichst ausgeruht sind – das ist bei uns einfacher, weil die Konzerte vergleichsweise früh angesetzt sind. Ein normales Konzert startet um 21 Uhr – da sind wir schon im Bus und er rollt in Richtung der nächsten Stadt.
Wäre es für euch auch interessant, mit der Band Deine Freunde etwa eine ganze Tour gemeinsam zu bestreiten? Und Kindern verschiedener Altersklassen unterschiedliche Arten von Musik zu präsentieren?
Prinzipiell wäre das total geil und im kleineren Rahmen haben wir das auch schon mal so ausprobiert, mit einer anderen Band, aber da spielt dann das Thema Aufmerksamkeitsspanne rein. Für dich als Erwachsener ist eine Show zwischen 14 und 18 Uhr kein Problem, für Kinder aber schon. Dann gibt es Umbauphasen und Pausen, wo mal nichts passiert und die Kids werden natürlich müde. Nach spätestens eineinhalb Stunden sind sie meistens kaputt und können sich nicht mehr auf den Spaß einlassen. Man kann sich natürlich immer was überlegen und sie bespaßen, aber sie brauchen ihren Schlaf.
Habt ihr euch schon über eine Obergrenze in puncto Konzertdauer unterhalten? Gibt es ein absolutes Maximum?
Ich sage mal, 90 Minuten sind der absolute Gipfel. Danach hast du wirklich kaum noch Kinder, die dem Treiben auf der Bühne aufmerksam folgen können. Unter der Woche gehen wir spätestens um 17.30 Uhr auf die Bühne, dann ist um 19 Uhr Ende. Ich würde es aber ach blöd finden, wenn ich mir ein Ticket für ein Konzert kaufe, und nach einer Stunde ist alles vorbei. Man muss genau darauf achten, dass man weder unter- noch überfordert. Es muss immer kurzweilig sein.
Wo siehst du Heavysaurus eigentlich in Zukunft? Was könnt oder wollt ihr mit dieser Band denn noch erreichen?
Das ist eine sehr gute Frage. In erster Linie soll die Show geil sein. Wir sind damit aber noch lange nicht fertig und haben noch viele Ideen, wie man eine Schippe drauflegen kann, um die Band weiter wachsen zu lassen. In der Arena in Wien etwa können wir schon mit einer ordentlichen Produktion auffahren, das geht in kleineren Läden natürlich nicht so leicht. Wir überlegen und basteln ständig an Dingen, um die Show spannender, lustiger und vielseitiger zu gestalten. Es geht auch darum, alles möglichst unkompliziert zu gestalten, weil wir bei zwei Konzerten pro Tag nicht viel Zeit für Firlefanz haben.
Und wenn das Budget keine Rolle spielen würde?
Also beim Bühnenbild kann ich mir beispielsweise schon einen riesengroßen Urwald vorstellen. Schön wäre auch so ein Kabuki-System beim Vorhang, wo er dann verschwindet und die Show geht los. Das ist aber alles sehr aufwändig und man braucht dafür eine bestimmte Größe der Venue oder viele Leute, die mitarbeiten. Dann muss man eventuell die Infrastruktur nach oben schrauben und da reicht vielleicht nicht mehr der Trailer, weil du einen ganzen LKW brauchst, was die Kosten wiederum enorm erhöht. Wenn die Produktion zu teuer wird, musst du das am Ende zwangsläufig auf die Konzertkarten aufschlagen, und das wollen wir nicht. Das Erlebnis von Heavysaurus soll für eine Familie schon noch halbwegs erschwinglich sein, und zwar so, dass sie dann rausgehen und einen richtig schönen Tag hatten.
Live in Österreich
Heavysaurus sind in der nächsten Zeit auch öfters in Österreich zu sehen. Am 21. August spielen sie auf der Open-Air-Bühne der Wiener Arena, am 28. September im Linzer Posthof, am 19. November im Komma in Wörgl, am 20. November im Kulturkongress-Zentrum in Eisenstadt und dann – mit einer neuen Tour – am 17. Oktober 2026 (!) indoor in der Wiener Arena. Unter www.oeticket.com und www.heavysaurus.de gibt es Karten und alle weiteren Informationen.
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