Wie geht es am Grazer BORG Dreierschützengasse nach dem Amoklauf vom 10. Juni weiter? Mit einem kritischen offenen Brief haben sich mehr als hundert Eltern in der Vorwoche zu Wort gemeldet. Nach einem großen Treffen, unter anderem mit Vertretern des Ministeriums, ist man nun positiv gestimmt: „Es geht in die richtige Richtung.“
„Der 10. Juni 2025 hat unsere Schulgemeinschaft auf eine Weise erschüttert, die kein Mensch – und schon gar kein junger Mensch – jemals erleben sollte“, hieß es in dem Schreiben des Elternvereins, das an die höchsten politischen Stellen gerichtet war. „Es darf jetzt kein ,Zurück zur Normalität‘ geben, weil das alte ,Normal‘ nicht mehr existiert. Keine Schnellschüsse oder vorschnellen Sanierungen – sondern Maßnahmen, die mit dem Prozess der Heilung vereinbar sind.“
Der Brief schlug österreichweit Wellen, das Bildungsministerium unter Christoph Wiederkehr (NEOS) zog das Thema federführend an sich. Eine Steuerungsgruppe wurde eingerichtet, in der neben der Bildungsdirektion und Experten auch die gesamte Schulgemeinschaft vertreten ist, und die über den Sommer hinaus tätig sein wird.
Jedes Engagement für eine adäquate Betreuung ist begrüßenswert, kann jedoch nur in enger Abstimmung mit der Bildungsdirektion erfolgen.
Bildungslandesrat Stefan Hermann
Bild: Jauschowetz Christian
„Enge Einbindung aller Beteiligten“
Am Mittwoch fand ein erstes großes Treffen statt, bei der auch Eltern- und Schülervertreter anwesend waren. Die Bildungsdirektion informierte am Donnerstag über die Ergebnisse. So soll es in den Sommermonaten weiter intensive Betreuung und psychosoziale Hilfen geben – unter anderem mit Begegnungsräumen in der nahen Helmut-List-Halle und einer Telefonhotline der Schulpsychologie. Geplant sind weiters Gruppenaktivitäten mit speziell ausgebildeten „Buddys“, auch Fortbildungsangebote sind vorgesehen.
Versprochen wird: „Für den Start nach dem Sommer gibt es eine enge Einbindung aller Beteiligten.“ Pädagoginnen, Schüler und Schulpsychologie sollen daran mitarbeiten. Festgelegt wurde, dass ein Ort des Gedenkens errichtet wird. Erste Varianten für mögliche räumliche und bauliche Maßnahmen liegen vor und sollen weiterentwickelt werden.
Für das kommende Schuljahr werden „klare Leitlinien und Unterstützungsmaßnahmen“ erarbeitet, diese umfassen „organisatorische Abläufe sowie pädagogische, schulrechtliche und psychologische Begleitmaßnahmen“. Die von den Eltern gewünschte Verschiebung des Schulstarts ist nicht ausgeschlossen. Auch ein Sicherheitskonzept für das BORG Dreierschützengasse wird erarbeitet. „Aus tiefstem Herzen wollen wir professionell begleiten, Sicherheit, Stabilität und Perspektiven schaffen – für alle Betroffenen“, hält Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner fest.
„In eine extrem gute Richtung gelenkt“
Die „Krone“ sprach mit Alexandra Mauthner-Resnik vom Elternverein, die bei der ersten Sitzung des neuen Beirats dabei war: „Frau Wagner (Sektionschefin für Allgemeinbildung im Bildungsministerium, Anm.) und Herr Netzer (Generalsekretär im Bildungsministerium, Anm.) haben das Ganze in eine extrem gute Richtung gelenkt. In der kommenden Zeit finden fast wöchentlich solche Sitzungen statt, da die Zeit bis zum Schulstart sehr kurz ist und sie gut genutzt werden muss. Genau das haben wir uns mit unserem offenen Brief gewünscht. Es geht also in die richtige Richtung. Gestern waren außerdem sechs oder sieben Schüler dabei, die angehört wurden und sagen konnten, was sie sich wünschen und was sie brauchen.“
Eine Stellungnahme gegenüber der „Krone“ gibt es auch von Schulsprecher Ennio Resnik: „Die Schülerinnen und Schüler genießen jetzt ein Ferienprogramm, das von ehemaligen Schülern unseres Gymnasiums übernommen wird. Sie wünschen sich einen ruhigen Sommer. Außerdem werden die Forderungen und Bitten von uns für das nächste Jahr gerade gesammelt und evaluiert.“ Darunter befinden sich auch ganz klare Forderungen an die Politik: „Zum einen brauchen wir jetzt ein stark verschärftes Waffengesetz, zum anderen große Änderungen im Bildungssystem“, so Resnik.
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