Mit einem offenen Brief wenden sich nun Eltern von betroffenen Schülern des BORG Dreierschützengasse an die Öffentlichkeit. Nach dem Amoklauf am 10. Juni fordern sie „klare, verbindliche und traumasensible Maßnahmen“, um Jugendliche, Lehrer und Familien nicht allein zu lassen. Die Bildungsdirektion signalisiert Entgegenkommen.
„Der 10. Juni 2025 hat unsere Schulgemeinschaft auf eine Weise erschüttert, die kein Mensch – und schon gar kein junger Mensch – jemals erleben sollte. Ein massiver, unfassbar gewaltsamer Amoklauf hat Leben ausgelöscht, Seelen zerstört und das Sicherheitsgefühl unserer Kinder und der gesamten Schulgemeinschaft in seinen Grundfesten zerrüttet“, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem an den Bundespräsidenten, den Bildungsminister, den steirischen Landeshauptmann und die Grazer Bürgermeisterin gerichtet ist.
Die Eltern fordern nun Maßnahmen in den Bereichen Schulgebäude, Rückführung und Wiederaufnahme des Unterrichts. „Es darf jetzt kein ,Zurück zur Normalität‘ geben, weil das alte ,Normal‘ nicht mehr existiert“, so die Elterngemeinschaft. Die Ausnahmesituation benötige besondere Regelungen mit Weitsicht, Empathie und wissenschaftlicher Fundierung.
Die Forderungen
In dem Schreiben appelliert der Elternverein, Experten in den Prozess der Rückführung in das Schulgebäude und der Wiederaufnahme des Schulbetriebs einzubeziehen. „Keine Schnellschüsse oder vorschnellen Sanierungen – sondern Maßnahmen, die mit dem Prozess der Heilung vereinbar sind.“
Zudem spielt die Wiederaufnahme des regulären Unterrichts eine große Rolle. Die Rede ist von einer „ernsthaften Prüfung einer Verschiebung des Schulbeginns im Herbst 2025“ sowie von „flexiblen, individuellen Lösungen für Leistungsanforderungen über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Jahren“. Die Gefahr, noch weitere Schüler zu verlieren, sei ohne eine Prüfung der geforderten Punkte zu hoch.
Weiters fordern die Eltern Transparenz in den weiteren Vorgängen: „Diese Gruppe (eine Expertengruppe, Anm.) muss transparente und partizipative Entscheidungen auf Augenhöhe zum Wohle der Schüler:innen treffen und alle Maßnahmen begleiten und evaluieren.“
Ängste bei den Eltern
Sorge besteht beim Elternverband vor allem in Bezug auf die Nachwirkungen der traumatischen Erlebnisse: „Es sind zu viele Menschen gestorben. Jetzt müssen wir handeln, um die zu schützen, die überlebt haben. Dafür müssen wir in breit gelebter Schulpartnerschaft jetzt wachsam Sorge tragen, damit wir nicht weitere junge Menschen durch Verzweiflung, sich entwickelnde Depressionen bis hin zu suizidalen Tendenzen, als Folge dieses School Shootings, verlieren.“
Betont wird am Ende des Schreibens, dass keine Sonderbehandlung gefordert werde, „sondern angemessene und verantwortungsvolle Maßnahmen in einer Ausnahmesituation, die tief in die Biografien unserer Kinder eingreift“.
Am Mittwochnachmittag gab es ein Statement der Bildungsdirektion zum offenen Brief: „Die Bildungsdirektion Steiermark spricht allen Betroffenen des schrecklichen Ereignisses vom 10. Juni 2025 ihre tief empfundene Anteilnahme aus. Wir erkennen die emotionale und psychische Ausnahmesituation, in der sich Schüler:innen, Lehrpersonen und Eltern befinden, in vollem Umfang an. Der offene Brief enthält nachvollziehbare, gut strukturierte Anliegen, die von der Bildungsdirektion mit großer Ernsthaftigkeit geprüft werden. Wir stehen in einem strukturierten Dialog mit dem Elternverein und begrüßen die Initiative zum partizipativen Entscheidungsprozess ausdrücklich.“
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