Die Sommerhochsaison hat begonnen: Die Gastronomie freut sich über gute Zahlen. Doch gibt es weiter Unmut rund um das Trinkgeld. Von der „Krone“ zum Thema gemacht, bröckelt die Front für eine Abgabe. Doch ausgerechnet die Gewerkschaft – unterstützt vom Finanzminister – hält weiter gegen eine Befreiung.
Ferienzeit ist Hochsaison. Vor allem für die Gastronomie. Und kurz vor der politischen Sommerpause landet noch einmal ein heißes Thema auf dem Tisch: Trinkgeld. Die Politik und Interessenvertreter sind seit Monaten im heftigen Disput. Denn, wie berichtet, in Österreich ist Trinkgeld zwar nicht besteuert, aber sozialversicherungspflichtig. Wie umgehen mit der Abgabe? Weg damit, so der zentrale Tenor.
Doch: Mit dem falschen Schritt bliebe Kellnern jetzt zwar mehr in der Tasche, am Ende würden sie aber bei der Pension durch die Finger schauen. Sagte neulich Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) zur „Krone“.
„Eine Nebelgranate“
Auch Gewerkschafter Roman Hebenstreit (Vida) ist auf dieser Schiene unterwegs. Er warnt vor „Pensionsraub. Die Debatte, wie sie die Wirtschaftskammer und Teile der Politik führen, ist eine Nebelgranate.“ Es hagelt Widerspruch, nicht nur von der Wirtschaftskammer.
„Es geht um Wertschätzung und Motivation unserer Mitarbeiter. Die möglicherweise 20 Euro mehr an Pension in teils ferner Zukunft werden das nicht verbessern“, sagt Wirtesprecher Alois Rainer. Der Finanzminister möge umdenken und Pragmatismus statt Ideologie walten lassen. Der Wirt erhält namhafte Unterstützung aus der Politik.
„Ein Zeichen der Wertschätzung“
Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptfrau Mikl-Leitner, die SPÖ-Landeshauptleute Doskozil (Burgenland) und Kaiser (Kärnten) sowie der steirische FP-Landeschef Kunasek sind für die Abschaffung der Abgabe. Auch die Neos rücken aus: „Trinkgeld muss beim Kellner bleiben“, sagt Wirtschaftssprecher Markus Hofer. „Österreich ist ein Land des Trinkgelds. Für viele Gäste ist es ein Zeichen der Wertschätzung – ein persönlicher Dank für guten Service.“
Doch was als freundliche Geste gedacht sei, werde für Betriebe und Beschäftigte zunehmend zum Problem: Denn obwohl Trinkgeld steuerfrei ist, fallen Sozialversicherungsabgaben an. „Neun von zehn Österreichern geben Trinkgeld – sie wollen, dass das Geld beim Kellner ankommt und nicht zum Stopfen von Krankenkassenlöchern verwendet wird. In den meisten Nachbarländern ist Trinkgeld abgabenfrei, warum bei uns nicht?“
In Österreich hingegen gehen von jedem Euro Trinkgeld de facto 20 Cent an die Krankenkasse und für die Arbeitgeber bedeute die derzeitige Regelung bürokratischen Wahnsinn und die ständige Angst vor hohen Nachzahlungen.
Im so heißen Sommer 2025 ein ebensolches Thema, das wohl noch länger als die Hitze bleiben wird. Man darf gespannt sein, ob, wann und wie sich die Gemüter abkühlen und welche Lösung gefunden wird. Im Idealfall im Sinne der Betroffenen.
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