Seit rund zwei Jahren halten Bankomatensprenger aus den Niederlanden auch Oberösterreich in Atem. Ein Täter wurde am Donnerstag am Landesgericht Linz verurteilt. Für vier im Vorjahr gesprengte Automaten und einem Schaden von fast 550.000 Euro muss er für drei Jahre und drei Monate hinter Gitter.
„Er hatte zwar künstlerischen Erfolg, aber das große Geld blieb aus. Weil in der Szene und der Jugendkultur Bankomatsprengungen verherrlicht, und als einfache Möglichkeit, zu Geld zu kommen, dargestellt werden, hat er sich überzeugen lassen“, so Anwalt Evert Vastenburg.
Sein Mandant, der sich am Mittwoch am Landesgericht Linz verantworten muss, ist nämlich Rapper. Der 26-jährige Holländer mit nordafrikanischen Wurzeln stand vor Gericht, weil er im Juni und Juli des Vorjahres an vier Bankomatensprengungen in Ober- und Niederösterreich beteiligt gewesen war.
120.000 Euro erbeutet
Einer seiner drei Komplizen war bereits im März rechtskräftig zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Die Raubzüge waren nicht – wie so oft – erfolglos: Beim ersten Coup in Windhaag bei Freistadt am 18. Juni des Vorjahres erbeutete das Quartett stolze 100.000 Euro. Knapp einen Monat später, am 16. Juli hatten die Sprengmeister wieder ihr Quartier hinter der tschechischen Grenze verlassen, um in Drosendorf gleichzeitig gleich zwei Bankomaten zu sprengen.
Katastrophaler Coup
Dieser Anlauf wurde aber zum Desaster: Statt der großen Beute gab es nur einen großen Sachschaden, Geld sprang keines heraus. Dafür gab ein Nachbar, der über einer der Bankfilialen mit seiner Frau schlief, Warnschüsse mit seinem Gewehr ab, die in der gegenüberliegenden Kirchenwand einschlugen. Auf der Flucht verlor der Angeklagte sein iPhone, wodurch er schließlich identifiziert, und im Mai in seiner Heimatstadt Amsterdam festgenommen wurde.
Flucht gelungen
Zwei Tage danach wagte man noch einen letzten Versuch. Am 18. Juli 2024 erbeuteten die Kriminellen rund 20.000 Euro aus einem Geldautomaten in Schrattenberg. Nach der anschließenden Verfolgungsjagd teilte sich das Quartett auf. Einer der Mittäter wurde in einem Hotel in Prag gefasst, der Rapper hingegen schaffte es über die Grenzen. Wie viel er von der gesamten Beute bekommen habe? „Rund ein Drittel, also 40.000 Euro“, lässt er über den Dolmetscher verkünden.
Drei Jahre und halbe Million Euro
Die Beratung mit den Schöffen dauerte nur wenige Minuten. „Das Verbrechen ist ein sehr schweres. Weil Sie aber weniger Vorstrafen haben als Ihr Mittäter, und im Gegensatz zu ihm von Anfang an voll geständig waren, fällt Ihre Strafe geringer aus“, begründete der Vorsitzende seine Entscheidung. Diese lautete: Drei Jahre und drei Monate Haft. Dazu muss er nicht nur die 40.000 Euro Beute zurückzahlen, sondern auch für die fast 550.000 Euro Schaden aufkommen, die an den Bankgebäuden entstanden. Das Urteil ist rechtskräftig.
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