Prozess in Wien

Mit Lieferwagen in Pestsäule gerast – Einweisung

Gericht
01.07.2025 14:58

Im März krachte ein 36-Jähriger mit einem gestohlenen Kastenwagen in die Wiener Pestsäule. Was anfangs schreckliche Erinnerungen an diverse Amokfahrten wach werden ließ, ist jedoch der bipolaren Störung des Salzburgers geschuldet. Bereits im November entwendete er ein Oldtimer-Feuerwehrauto aus einer Bundesheerkaserne. Er wird nicht rechtskräftig in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht.

Passanten flüchteten am Wiener Graben, Touristen suchten Zuflucht in Geschäften – als am 3. März dieses Jahres ein weißer Kastenwagen durch die Fußgängerzone raste. Es herrschte Terroralarm. „Das Ganze hat sein Ende gefunden in der Pestsäule am Graben“, so die Staatsanwältin. Denn der Lenker krachte mit dem Fahrzeug in den Sockel des geschichtsträchtigen Denkmals. Verletzt wurde glücklicherweise niemand und auch ein Anschlag konnte schnell ausgeschlossen werden.

Kastenwagen von Baustelle gestohlen
Im Wiener Landl sitzt nun der 36-jährige Fahrer: „Ich hab‘ das getan“, räumt er ein. „Das ist meine bipolare affektive Störung.“ Der gebürtige Salzburger ist nämlich manisch-depressiv, hat an jenem Tag auch noch sechs Bier getrunken. Auf einer Baustelle in der Nähe vom Hauptbahnhof habe er den Kastenwagen – unversperrt und mit steckendem Schlüssel – gefunden. „Ich hab‘ in dem Moment geglaubt, es ist meiner. Ich bin ziellos irgendwohin gefahren“, erklärt der Mann, der lange als Kameramann für große österreichische Medienhäuser gearbeitet hat.

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Natürlich ist es verstörend in Anbetracht der vergangenen Terroranschläge, wenn ein Kastenwagen durch die Fußgängerzone fährt und die Polizei hinterher.

Verteidiger Daniel Strauss zeigt Verständnis für Angst von Passanten.

Geendet sei er letztlich in der Fußgängerzone am Wiener Graben in der Innenstadt – an der Pestsäule. „Ich stand davor und dachte mir, okay, ich fahr’ jetzt dagegen“, versucht er dem Schöffensenat seine damals manischen Gedankengänge zu erklären. „Ich werde nie wieder Autofahren“, verspricht er außerdem.

(Bild: Martina Münzer, Krone KREATIV)
(Bild: Martina Münzer)

Feuerwehrauto aus Kaserne gestohlen
Und das ist nicht der erste Zwischenfall mit einem gestohlenen Fahrzeug: „Er hat einmal ein Oldtimer-Feuerwehrauto gestohlen und wollte auf Weltreise gehen“, so Verteidiger Daniel Strauss. Der 36-Jährige brach letzten November in eine Salzburger Bundesheerkaserne ein, in der er fünf Jahre lang stationiert war – dort fand er das Feuerwehrauto ...

Damals war er das erste Mal stationär in Behandlung, erfuhr von seiner psychiatrischen Erkrankung, die ihn unzurechnungsfähig macht. Medikamente habe er jedoch nicht erhalten. Erst jetzt, nach seiner Festnahme, bekommt er regelmäßig eine Depotspritze. „Ich merke einen Unterschied, weil der vernünftige Mensch wieder da ist“, zeigt sich der Betroffene krankheitseinsichtig. 

36-Jähriger muss ins forensisch-therapeutische Zentrum
Für eine bedingte Einweisung sei es laut der Gerichtspsychiaterin aber noch zu früh. Schließlich werde der 36-Jährige erst seit drei Monaten medikamentös behandelt. Der Betroffene appelliert jedoch an den Senat: „Ich kann nur sagen, mit einer bedingten Nachsicht machen Sie keinen Fehler.“ Dem wird nicht gefolgt: Er wird wegen schwerer Nötigung unbedingt untergebracht. Verteidiger Strauss meldet dagegen Berufung an. Die Entscheidung ist deswegen nicht rechtskräftig.

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