„Abscheulich“

Türkei: Festnahmen wegen Mohammed-Karikatur

Ausland
01.07.2025 08:05

Mehrere Verantwortliche eines bekannten türkischen Satiremagazins sind wegen einer mutmaßlichen Mohammed-Karikatur festgenommen worden. Innenminister Ali Yerlikaya erklärte am Montag auf der Kurznachrichtenplattform X, die Polizei habe den Zeichner der „abscheulichen“ Darstellung sowie den Chefredakteur und den Grafiker des Magazins festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor erklärt, sie habe eine Untersuchung hinsichtlich der Veröffentlichung einer Zeichnung „in der Ausgabe vom 26. Juni 2025 des Magazins“ ,Leman‘ eingeleitet, die offen religiöse Werte verunglimpft“. Türkische Medien hatten berichtet, dass es sich bei den Betroffenen unter anderen um zwei Chefredakteure sowie den Leiter der Redaktion handle.

Das Areal wurde abgeriegelt, um die Sicherheit der Anrainer zu garantieren und den wütenden Mob ...
Das Areal wurde abgeriegelt, um die Sicherheit der Anrainer zu garantieren und den wütenden Mob zurückzudrängen.(Bild: EPA/TOLGA BOZOGLU)

Die Polizei habe zudem die Büroräume des Magazins in der zentralen Fußgängerzone Istiklal übernommen, erklärte Fahrettin Altin, der Presseberater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, später bei X. Es seien Haftbefehle gegen mehrere weitere Führungskräfte des Magazins ausgestellt worden. 

Eine Kopie des Schwarz-Weiß-Bildes, das in Onlinediensten kursiert, zeigt den Propheten Mohammed und den sowohl im Islam als auch im Judentum als Propheten verehrten Moses, wie sie sich einander vorstellen und sich im Himmel über einer von Bombenangriffen erschütterten Stadt die Hand geben. „Salam aleikum, ich bin Mohammed“, sagt der eine und schüttelt die Hand des anderen, der seinerseits antwortet: „Aleikum salam, ich bin Musa.“

Zusammenstöße zwischen Polizei und wütendem Mob
Die Karikatur hat auch zu gewalttätigen Ausschreitungen geführt. Mehrere Dutzend wütende Demonstranten griffen nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen das Magazin am Montagabend eine Bar im Zentrum Istanbuls an, die oft von „Leman“-Mitarbeitern besucht wird, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Dabei kam es zu Handgemengen mit der Polizei. Die Handgreiflichkeiten arteten rasch in Zusammenstöße mit 250 bis 300 Beteiligten aus. 

Magazin beteuert: „Bild wurde falsch interpretiert“
Das Magazin „Leman“ verteidigte das Bild später in mehreren X-Beiträgen mit den Worten, es sei absichtlich falsch interpretiert worden, um eine Provokation herbeizuführen. Ähnlich äußerte sich der Chefredakteur von „Leman“, Tuncay Akgün. Das Bild sei falsch interpretiert worden und stelle „keine Karikatur des Propheten Mohammed“ dar, sagte er der AFP telefonisch aus Paris. Das Vorgehen der Justiz gegen das Magazin bezeichnete er als „unglaublich schockierend, aber nicht sehr überraschend“.

Akgün gilt auch als Unterstützer der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. In das Redaktionsgebäude von „Charlie Hebdo“ waren 2015 zwei islamistische Attentäter eingedrungen. Sie töteten dort und auf der Flucht zwölf Menschen, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Das Blatt war von Islamisten bedroht worden, seit es 2006 als eine von wenigen Zeitungen weltweit umstrittene Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ nachgedruckt hatte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt