Rekordbilanz

Hafen mausert sich zu Wiens Vorratskammer

Wien
30.06.2025 16:00

Stolze 9,1 Millionen Euro hat der Wiener Hafen trotz der wirtschaftlichen Tristesse letztes Jahr erwirtschaftet, und das bei Rekordinvestitionen von 21 Millionen Euro im selben Jahr – der stille Wandel vom bloßen Umschlagplatz zum Lagerlogistiker für ganz Wien rechnet sich.

Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit haben sich die Häfen Albern, Freudenau und Lobau in den letzten Jahren grundsätzlich gewandelt. Das eigentliche Hafengeschäft macht nur noch ein Drittel des Warenumsatzes aus, der Rest entfällt auf Bahn- und Lkw-Logistik. Immer mehr Waren verlassen den Hafen aber gar nicht, und das mit voller Absicht: Das Unternehmen der Wien Holding hat sich zum Logistik-Generalisten mit ständig wachsenden Lagerflächen und damit zur Vorratskammer von ganz Wien gewandelt.

Investitionen tragen zusehends Früchte
Die Rechnung geht auf: Trotz Rekordinvestitionen von 21 Millionen Euro im letzten Jahr blieb ein operatives Unternehmensergebnis von 9,1 Millionen Euro übrig – die fünfte Gewinnsteigerung in Folge, mit jährlichen Steigerungen von durchschnittlich 20 Prozent. Inzwischen sind rund 200 Firmen am Hafen-Areal ansässig, Filmstudios ebenso wie das Lager aller Wigev-Spitäler oder anderer Institutionen der Stadt und mehr (siehe unten).

Das gewaltige neue Hafentor hat die Bewährungsprobe bestanden.
Das gewaltige neue Hafentor hat die Bewährungsprobe bestanden.(Bild: Agentur Wulz Services)

Nächstes Jahr könnte sogar noch mehr Gewinn herausschauen, denn an Investitionen sind heuer „nur“ zehn Millionen Euro geplant, etwa für die schon sechste Photovoltaik-Anlage dort. Ansonsten kann der Hafen bereits die Früchte vergangener Investitionen ernten. Das 2022 errichtete 14 Meter hohe Hafentor etwa hat sich spätestens beim Hochwasser letzten Herbst bezahlt gemacht.

Tiefschwarze Zahlen als Einstandsgeschenk für Novak
Die tiefschwarzen Zahlen des Hafens waren ein willkommenes Einstandsgeschenk für Barbara Novak (SPÖ), die bei der Bilanz-Pressekonferenz ihren öffentlichen Einstand als neue Wirtschafts- und Finanzstadträtin feierte. Novak freute sich aber nicht nur über die glänzenden Zahlen. Aus ihrer Sicht zeigt der Hafen, dass wirtschaftlicher Erfolg und verantwortungsbewusste Infrastruktur-Politik „sehr gut zusammenpassen“.

Hafen-Geschäftsführer Fritz Lehr, Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak, Hafen-Geschäftsführerin ...
Hafen-Geschäftsführer Fritz Lehr, Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak, Hafen-Geschäftsführerin Doris Pulker- Rohrhofer und Wien-Holding-Chef Kurt Gollowitzer(Bild: Jöchl Martin)

Zwar können sich auch die blanken Hafen-Umschlagszahlen sehen lassen: Über eine Million Tonnen Waren wurden letztes Jahr auf Schiffe geladen oder von Schiffen entladen. Die Zahlen verblassen aber immer mehr angesichts der anderen Unternehmenssparten des Wiener Hafens. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass Wien als Stadt ohne die Hafen-Logistik nicht funktionieren würde.

Spitalsbedarf, Kindersessel, Braugerste und mehr
Mit Ausnahme von Medikamenten ist etwa das komplette Lager der Wigev-Spitäler auf dem Hafen-Areal. Außerdem lagert die Stadt dort alles von Kindergarten-Möbeln über Wahl-Urnen bis hin zu Verbrauchsartikeln wie Toilettenpapier. Dazu kommen vor allem Tonnen und Tonnen von Grundstoffen zum Verbrauch in Wien – von Kies und Gips bis zu Salz, Weizen und Braugerste.

Für die neuen Filmstudios gibt es bereits Ausbaupläne.
Für die neuen Filmstudios gibt es bereits Ausbaupläne.(Bild: hq7studios)

Obendrein wagt sich der Hafen in immer mehr Unternehmensgebiete abseits der Warenlogistik vor. Die erst letzten Herbst eröffneten Filmstudios auf den Simmeringer Hafenflächen sind das beste Beispiel dafür. Fünf Produktionen wurden dort bereits gedreht, angesichts der hohen Nachfrage wird schon an den Ausbau gedacht.

Klimawandel als ständige Herausforderung
Eine ständige Herausforderung für das Kerngeschäft des Hafens ist der Klimawandel, bestätigt Hafen-Geschäftsführer Fritz Lehr: „Zurücklehnen kann man sich nicht.“ Um die Donau schiffbar zu halten, lagert etwa tonnenweise Kies am Hafen-Areal, der demnächst unterhalb des Kraftwerks Freudenau zur Stabilisierung des Donaubodens eingebracht wird. Ein Problem, die Donau schiffbar zu halten, sieht Lehr aber vor allem in einigen Bereichen flussabwärts von Österreich.

Die „MS Eisvogel“, der Eisbrecher des Wiener Hafens
Die „MS Eisvogel“, der Eisbrecher des Wiener Hafens(Bild: Wien Holding)

Hierzulande helfen gerade auch die Schleusen der Kraftwerke mit, die Pegel auf der Donau angesichts von Extremwetterereignissen von Trockenheit bis Flut so stabil wie möglich zu halten. Ob die „MS Eisvogel“ je wieder ihre eigentliche Aufgabe als Donau-Eisbrecher erfüllen wird müssen, scheint angesichts der aktuellen Temperaturen allerdings fraglicher denn je. An Aufgaben mangelt es dem Schiff aber auch so nicht: Es absolviert etwa die Kontrollfahrten für rund zwei Dutzend Donaukreuzfahrtschiffe, die in der Freudenau überwintern.

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