Die Ermittlungen rund um den vereitelten Terroranschlag auf ein Taylor Swift-Konzert letzten August brachten die ein oder andere radikale Gesinnung ans Licht. So auch die eines damals erst 15-Jährigen. Er gehört zu dem Netzwerk von Beran A., dem Hauptbeschuldigten im geplanten Sprengstoffattentat. Den Treueschwur auf den IS meint der junge Wiener jedoch zufällig geleistet zu haben. Er fasst ein Jahr auf Bewährung aus.
Auf TikTok nannte sich der damals 15-Jährige „Unterstützer des Kalifats“. Auf seinem Laptop wurde ein PDF gefunden, mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man für den Islamischen Staat kämpft. Der letzte Schritt: „Wie ein Märtyrer sterben.“ Daneben prangt ein riesiges Daumen-Hoch-Emoji. Den Treueschwur auf die terroristische Vereinigung legte der Jugendliche zusammen mit Luca K. ab – einem der verdächtigen Mittäter des geplanten Anschlags auf ein Swift-Konzert in Wien – und teilte es auf Social Media.
„Wusste nicht, was die Konsequenzen sind“
„Ich hab' das aus Spaß gemacht“, erklärt der junge Wiener nun einem Schöffensenat im Landl. „Es war jetzt kein Aufruf oder so etwas. Ich hab's einfach geteilt. Ein richtiges Motiv hatte ich nicht“, erklärt er die dutzenden Propaganda-Videos, die auf seinem Handy und Laptop gefunden wurden. „Am Anfang wusste ich nicht, was die Konsequenzen sind.“
Was gibt's da zu verstehen? Das sind irre Idioten, die Leute töten.
Vorsitzende Richter zum jungen Terror-Angeklagten
Letzten Mai hätte er angefangen, sich mit dem Islamischen Staat auseinanderzusetzen. „Ich wollte mir ein eigenes Bild machen. Ich wollte sie verstehen“, also lud er sich Gewalt und Propaganda aus dem Internet herunter. „Was gibt's da zu verstehen? Das sind irre Idioten, die Leute töten“, hat der Vorsitzende Richter wenig Verständnis.
Treueschwur mit Sturmgewehr
Am 30. Juni postete er dann ein Video mit einer Softgun in Sturmgewehroptik, die Arme verschränkt, im Hintergrund ist ein Treueschwur zu hören – neben ihm steht Luca K. Während er in U-Haft auf seinen eigenen Terror-Prozess im Landesgericht Wiener Neustadt am 25. Juli wartet, ist er im Landl als Zeuge geladen, wird schwer bewacht in den Verhandlungssaal gebracht. Kurz und knapp sagt der 18-Jährige: „Das war eigentlich als Spaß angesehen. Als Jugendlicher macht man viele Videos und kommt auf dumme Ideen.“
Der 15-Jährige geht sogar noch einen Schritt weiter und meint, er habe den Treueschwur unabsichtlich geleistet. „Ich kann ja kein Arabisch“, erklärt er, dass er das Audio zufällig ausgewählt habe. „Dass Sie von tausenden Dateien im Internet genau diese erwischen, da ist ja ein Lottogewinn wahrscheinlicher“, zeigt sich Herr Rat ungläubig.
Trotzdem fällt das Urteil recht mild aus: ein Jahr bedingt als Zusatzstrafe. Schon im Mai stand der Lehrstellensuchende nämlich vor Gericht, weil er mit einer Gruppe von Burschen einen 16-Jährigen verprügelt haben soll. Auch da war Luca K. dabei. Der 15-Jährige fasste damals vier Monate auf Bewährung aus. Und auch diesmal muss der Jugendliche nicht ins Gefängnis. „In diesem Fall würde ich das sogar für kontraproduktiv halten“, begründet der Richter. Außerdem muss er zur Psychotherapie gehen, ein Deradikalisierungsprogramm machen und Bewährungshilfe wahrnehmen.
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