Philippe Jordan verabschiedete sich als Musikdirektor der Wiener Staatsoper nach fünf Jahren mit Richard Wagners „Ring“. Auseinandersetzungen mit der Direktion nennt er im Abschiedsinterview „Schnee von gestern“.
„Und jetzt: Schluss, aus und weg!“ Philippe Jordan (50) lacht. Der liebenswürdige Schweizer sitzt in einer Ecke der „Imperial“-Bar bei Mineralwasser, plaudert über seine fünf Jahre als Musikdirektor der Wiener Staatsoper. „Ich bin Wien sehr dankbar. Und liebe das Publikum, es ist großartig. Ich war hier – neben 12 Jahren an der Pariser Oper – ab 2014 Symphoniker-Chef. Als ich während der Pandemie 2020 in der Staatsoper antrat, waren das organisatorisch schwierige, aber spannende Jahre.“
Stehende Ovationen und Blumen zum Abschied
Samstag verabschiedete er sich mit „Götterdämmerung“ nach zwei Serien von Wagners „Ring des Nibelungen“. Das Publikum feierte ihn mit Blumen, stehenden Ovationen, Bravochören – frenetisch wie zu Zeiten Karajans, Bernsteins und Mutis. Selbst das Orchester blieb und applaudierte. Direktor Bogdan Roščić verabschiedete ihn in der Garderobe.
Sonntag früh saß Philippe Jordan im Flugzeug nach Palm Springs (Kalifornien). „Ich brauche Ruhe. Bei den Salzburger Festspielen dirigiere ich Verdis ,Macbeth‘, im Oktober folgt Mozarts ,Figaro‘ mit der Wiener Staatsoper in Tokio. Und mit dem Pariser Opernorchester feiere ich mein Paris-Comeback mit Berlioz’ ,Requiem‘.“ 2026 gastiert er bei Salzburgs Mozartwoche, im Herbst 2027 wird er Chefdirigent des Orchestre National de France. Über Operndirigate in Berlin, Paris, Mailand wird verhandelt.
UFOS im alten Nürnberg – das war mir zu viel!
Dass er mit Direktor Roščić heftige Meinungskämpfe über Regie austrug, die von natürlich ganz Wien kommentiert wurden, will er nicht „aufwärmen“. Dass er etwa Karin Henckel als „Meistersinger“-Regisseurin wegen geplanter UFOs mit Abhöranlagen im alten Nürnberg verhinderte oder beim Mordsskandal um Serebrennikows „Don Carlo“-Produktion ein Taschentuch als „weiße Fahne“ hisste, sind „Schnee von gestern. Ich glaube, unsere Antwort auf diese Werke kann nicht sein, dass wir den ausgetretenen Weg des dahinsiechenden deutschen Regietheaters weitergehen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.