Die Kosten für ein eigenes Büro samt Infrastruktur sind für viele kleinere Unternehmer kaum zu stemmen. Sogenannte Coworking-Spaces schufen da Abhilfe: Auf einer eher offenen Fläche wurden Schreibtische, Besprechungsräume, Kaffeemaschinen, Drucker und Toilettenanlagen wurden geteilt. Doch die Arbeitswelt hat sich zuletzt verändert. Die Anbieter sind gefordert.
„Coworking verändert sich – und das ist gut so“, sagt Lucia Schramm-Kaineder, die in Oberösterreich wie kaum eine andere für die Coworking-Szene im Land steht. Sie sieht sich selbst als Sprachrohr und Kommunikationsdrehscheibe, ist seit Jahren ehrenamtlich Mitinitiatorin in verschiedenen Coworking-Netzwerken.
Wie sich die Bedürfnisse der Nutzer verändert haben und was das für die Anbieter bedeutet? „Echtes Coworking ist keine Dienstleistung mehr“, sagt sie, „sondern es ist eine Haltung“. Es gehe um Gemeinschaft, Vertrauen, miteinander Lernen und gegenseitige Unterstützung – „und damit um Ökosysteme und Orte, an denen Menschen mit Sinn und Freude wirken können“.
Gerade in kleinen Gemeinden in ländlichen Regionen, wo viele Menschen örtlich zerstreut leben und arbeiten oder sich beruflich isoliert fühlen, entstehen durch Coworking loyale Gemeinschaften, die oft wie eine Familie funktionieren.
Lucia Schramm-Kaineder, Mitinitiatorin von Coworking Oberösterrech
Bild: Lucia Schramm-Kaineder
Coworking entwickelt sich immer mehr zu einem Treffpunkt für Menschen, die flexibel arbeiten wollen und dabei Gemeinschaft, Austausch und neue Ideen suchen, erklärt Schramm-Kaineder. Sie vergleicht das mit einem Club oder Verein, „nur eben rund ums Arbeiten und regionale Wirken“.
Anbieter mit viel offener Fläche haben’s schwer
Weil die Arbeitswelt von heute oft von Abstimmungsmeetings – in Präsenz, digital oder hybrid – geprägt ist, leidet die ursprüngliche Coworking-Idee. „Durch die vielen Interaktionen im offenen Raum stört man sich gegenseitig. Konzentriertes Arbeiten ist oft sogar im Homeoffice besser möglich“, sagt die Mitinitiatorin von Coworking Oberösterreich. Anbieter mit viel offener Fläche tun sich daher eher schwer, Mitglieder zu bekommen.
Dagegen sind jene gut nachgefragt, die kleine Büroeinheiten mit viel Gemeinschaftsraum und -flächen haben. „Die Nachfrage nach abgeschlossenen Büros hat deutlich zugenommen“, bestätigt auch Gernot Neuhauser vom Coworking-Hof 2kanter in Engerwitzdorf. Nachsatz: „Der Trend zeigt klar weg vom reinen Homeoffice oder traditionellen Großraumbüros hin zu vielseitigen, maßgeschneiderten Arbeitswelten, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden.“
Flexibilität zwischen Homeoffice und Coworking
Der 2kanter bietet auch Zehner-Blöcke an, die eine enorme Flexibilität ermöglichen. „Das wird besonders gerne von Mitgliedern genutzt, die nicht täglich einen festen Arbeitsplatz benötigen. Sie nutzen meist ein Homeoffice, schätzen aber die Vorteile eines Coworking-Spaces, vor allem den sozialen Austausch“, so Neuhauser. Auch Studenten umwirbt man, die einerseits hier strukturiert arbeite, zugleich sich aber auch Netzwerke aufbauen können.
Gutes und professionelles Community-Management rückt verstärkt in den Fokus, meint Doris Praher, die zu Beginn ihrer Selbstständigkeit Coworking als ideale Lösung empfand. „Heute bin ich flexibler unterwegs und arbeite ortsunabhängig“, erzählt sie. Praher ist überzeugt: „Speziell in einer Zeit, in der digitale Kanäle und Communitys uns nahezu überrollen, sind persönliche Kontakte mit Qualität und Mehrwert wichtiger denn je. Genau da können Coworking-Spaces mit zielgerichteten Angeboten und Qualität punkten.“
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