Blick nach Berlin

Galerie 422: Eislutscher trifft auf Endzeit!

Oberösterreich
06.11.2025 16:00

Die Galerie 422, eine Bastion der zeitgenössischen jüngeren Kunstszene in Oberösterreich, streift von Graz nach Berlin: Alfredo Barsuglia und Philip Grözinger entwerfen hier ihre Zukunftsvisionen, provozieren mit Leere und Retro-Interieurs. Wer Kunst als Spiegel der Zeit sucht, wird hier fündig.

Die Galerie 422 in Gmunden ist eine der wenigen freien Kunstbastionen, die sich hochkarätiger zeitgenössischer Kunst verschrieben haben.

Aktuell präsentiert man hier den Grazer Künstler Alfredo Barsuglia, immerhin Otto-Mauer-Preisträger 2019. Er liebt es kühl, bildet auf weißem Hintergrund, der räumliche Tiefe erahnen lässt, banale Dinge ab: Erdnüsse, Eislutscher, Blumen, Punschkrapferl oder Zitronen.

Fotorealismus neu durchdacht
Gemalt mit analytischem Fotorealismus bekommen die Dinge einen Mega-Bedeutungsschub, der durch die Bildtitel aber gleich wieder infrage gestellt wird. Denn Barsuglia nennt das Punschtörtchen „Margerite“, die blühenden Geranie „Dezember“. Der Bruch zwischen Ding und Name, zwischen Signifikat und Signifikant ist zwar banal, aber er wirkt und lässt erahnen, dass die Wirklichkeit auch völlig anders sein kann.

Der Grazer Alfredo Barsuglia: Seine Arbeiten wurden auch schon im Lentos Kunstmuseum in Linz ...
Der Grazer Alfredo Barsuglia: Seine Arbeiten wurden auch schon im Lentos Kunstmuseum in Linz gezeigt.(Bild: KARIN HACKL)

Der verkohlte offene Kamin
Die Werke werden Teil einer surrealen Welt, die sich in den Bildern und Wohnlandschaften von Philip Grözinger fortsetzen. Dieser ist ein Vertreter der Berliner Kunstszene und eher ein Berserker mit dem Pinsel: Er präsentiert sich mit kraftvollen Farbexplosionen, die wieder ein Teil eines Spiels mit der Wirklichkeit sind.

Gesellschaftliche Umbrüche
So malt er ein Stillleben mit Radio und Blumen für die Wand, das „echte“ Stillleben steht aber auch im Raum als (bemaltes) Retro-Interieur herum. Er malt einen Kamin mit Explosionsspuren, Hotdog-Objekte schauen zerknautscht aus. Grözinger greift mit seinen post-neo-expressiven Werken Fragen auf, die uns alle betreffen: Zukunftsängste, gesellschaftliche Umbrüche, die Rolle des Individuums in einer komplexen Welt.

Wer Kunst als Spiegel der Zeit sucht, wird in der Galerie 422 fündig, besonders in der Ausstellung „Was wir schon immer wollten“ (bis 22. November) von Barsuglia und Grözinger, in der sich ein Hauch Apokalypse mit Märchen und Science-Fiction durchmischt. Erfrischender Blick nach Berlin!

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt