Die Waffen schweigen vorerst. Doch die verbalen Angriffe gehen im Streit um das iranische Atomprogramm in unverminderter Härte. Neben den USA und Israel haben die Mullahs nun ein weiteres Feindbild: Rafael Grossi, seines Zeichens Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde.
Der Argentinier wird nach Angaben des Außenministeriums in Buenos Aires massiv bedroht. Grossi hatte nach den Angriffen Zugang zu den beschädigten Anlagen gefordert, um die Bestände an angereichertem Uran überprüfen zu können. Die Regierung in Teheran lehnt dies bisher ab und will die weitere Kooperation mit der Organisation beenden.
Nun wird in einem iranischen Medium die „Verhaftung und Hinrichtung“ Grossis gefordert. Die Tageszeitung „Kayhan“ begründete den unverhohlenen Gewaltaufruf mit der Behauptung, Grossi habe „für Israel spioniert“ – natürlich ohne jegliche Beweise. Die Zeitung wird im Land als staatliches Propagandablatt eingestuft. Ihr Herausgeber Hossein Shariatmadari gilt als radikaler Islamist.
IAEA-Bericht als „Auslöser“ der Angriffe auf den Iran
Hintergrund der Anfeindungen ist die im Iran verbreitete Darstellung, wonach ein Bericht der IAEA Auslöser für die israelischen Angriffe und den zwölftägigen Krieg waren. Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hatte in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die IAEA-Resolution wurde verabschiedet, nachdem sich Teheran jahrelang geweigert hatte, geheime Atomaktivitäten in der Vergangenheit aufzuklären.
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi warf Grossi am Freitag „böswillige Absichten“ vor. Teheran kritisierte die IAEA dafür, die israelischen und US-Angriffe auf die iranischen Atomanlagen nicht verurteilt zu haben. Der Iran besitzt der Atombehörde zufolge unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Prozent angereichert würde. Die Führung in Teheran beharrt darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen. Israel und die USA hatten ihre jüngsten Angriffe unter anderem mit der Abwehr einer nuklearen Bedrohung durch den Iran begründet.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.