Wie viel wusste Kiew?
Nord-Stream-Sabotage: Haftbefehle für 6 Ukrainer
Deutsche Ermittler haben Medienberichten zufolge alle Mitglieder jenes Kommandos, das die Gaspipeline Nord Stream 1 sabotiert hat, identifiziert. Einer der sieben Verdächtigen ist inzwischen tot, die sechs übrigen werden per Haftbefehl gesucht. Offen ist, wie viel die ukrainische Führung wusste.
Die Männer sollen im September 2022 Sprengstoffanschläge auf die unter der Ostsee verlaufende Gasleitung verübt und dabei mehrere Röhren in die Luft gejagt haben. Nach Recherchen der „Zeit“, der „SZ“ und der ARD, die sich auf Erkenntnisse der deutschen Bundesanwaltschaft stützen, konnten Fahnder insgesamt sieben Tatverdächtige, allesamt ukrainische Staatsbürger, benennen.
Bei der Bundeswehr ausgebildet
Bei einem davon, dem Soldaten Vsevelod K., gehen die Ermittler davon aus, dass er im Dezember 2024 in der Ostukraine bei Kämpfen gegen die russische Armee starb. Er soll davor eine militärische Ausbildung bei der Bundeswehr erhalten haben. Gegen die sechs übrigen liegen Haftbefehle vor.
Das Kommando, das zur Sabotage der Pipeline ausrückte, bestand demnach aus einem Skipper, einem Koordinator, einem Sprengstoffexperten sowie vier Tauchern. Sie seien mit der Segelyacht „Andromeda“ von der norddeutschen Stadt Rostock zu den Tatorten in der Ostsee gelangt. Einer der Taucher stieß laut Ermittlern erst später zu der Gruppe. Er steht unter Verdacht, vorher einen Anschlag auf eine andere russische Gaspipeline geplant zu haben. Dieser sei aber fehlgeschlagen.
Hochrangige ukrainische Unterstützung
Die Ermittlungen erhärten den Verdacht, dass die Gruppe den Anschlag mit hochrangiger ukrainischer Unterstützung durchführen konnte. So soll der damalige Generalstabschef der Ukraine, Walerij Saluschnyj, die Kommandoaktion abgesegnet haben. Zudem reisten die Verdächtigen mit echten, amtlich ausgestellten, ukrainischen Pässen – allerdings falschen Namen – durch Polen nach Deutschland. Einer der Verdächtigen wurde im Sommer 2024 in einem Auto des ukrainischen Militärattachés aus Polen in die Ukraine gebracht, um so einer Festnahme zu entgehen.
Zudem war der Hintermann der Aktion in Kiew laut „Spiegel“ der ehemalige ukrainische Geheimdienstmitarbeiter Roman Tschwerinsky. Auch Serhii K., der mutmaßliche Koordinator des Sprengstoffanschlags, dürfte laut Fahndern für den ukrainischen Inlandsgeheimdienst gearbeitet haben. Trotz dieser Verflechtungen ist es laut Ermittlern nicht erwiesen, dass es tatsächlich eine staatliche ukrainische Aktion war.
Fall großteils gelöst
Hier könnte noch einiges an die Oberfläche dringen. Aus der Sicht der Ermittler ist der Fall jedenfalls kriminalistisch zu großen Teilen gelöst. Ein Erfolg ist die erste Festnahme vergangene Woche, Carabinieri nahmen Serhii K. an der italienischen Adria-Küste in Gewahrsam. Er soll nach Deutschland überstellt werden.
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