Der Fall rund um den 15-jährigen Peter K. (Name geändert), der an der HTL Vöcklabruck über Monate gequält, geschlagen und gefilmt wurde, schlägt hohe Wellen. Während die fünf mutmaßlichen Täter inzwischen von der Schule geworfen wurden und die Polizei ermittelt, bleibt der Aufschrei groß und viele fragen sich: Wie konnte das so lange unentdeckt bleiben?
Laut einer anonymen Quelle, die sich an die „Krone“ wandte, „wurde er ein halbes Jahr lang gequält – gewürgt, geschlagen, mit Gürteln gepeitscht.“
Ein Video, das der Redaktion vorliegt, zeigt, wie Peter im Schulgebäude aus einem Fenster im Zwischengeschoß gedrängt wird. Es sei nicht der einzige Vorfall gewesen, so die Quelle.
Nun nimmt Direktor Gernot Weissensteiner Stellung und findet klare Worte:
„Die Aufklärung der Vorfälle hat für uns höchste Priorität. Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich: Mobbing hat an unserer Schule keinen Platz. Unser Anspruch ist ein Schulklima, das von Respekt, Sicherheit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.“
Wohl mehrere Opfer, Workshops angekündigt
Laut Direktor Weissensteiner sind Opfer und Täter zwischen 15 und 16 Jahren alt. Gegen vier Schüler wurde ein Schulausschlussverfahren eingeleitet, ein weiterer Schüler wurde bereits suspendiert. Vier von fünf Verdächtigen hätten die österreichische Staatsbürgerschaft, betont der Direktor. Und: Es gibt demnach wohl noch mehr mutmaßliche Opfer – denn drei Schüler seien wegen Mobbings krankgeschrieben. Auch die Bildungsdirektion bestätigte schriftlich drei weitere mögliche Opfer.
Um künftige Übergriffe zu verhindern, kündigt die Schule Maßnahmen an: Ab Herbst soll es Workshops zur Gewaltprävention geben, bestehende Programme wie das Buddy-System für Erstklässler werden erweitert. Außerdem soll das Melden von Mobbing-Vorfällen vereinfacht und anonym möglich gemacht werden.
Bildungsdirektion reagierte nach „harmlosem Geplänkel“
In einer schriftlichen Erklärung von der Bildungsdirektion Oberösterreich gegenüber der „Krone“ heißt es: „Vor rund zwei Wochen wurde die Schule durch ein harmloses Geplänkel und ein sofort darauf folgendes vertrauliches Schüler-Lehrkraft-Gespräch erstmals auf mögliche Übergriffe innerhalb einer Klasse, aber ausschließlich außerhalb des Unterrichts, aufmerksam. Der Lehrer schaltete sofort den Klassenvorstand und in weiterer Folge die Schulleitung ein. Auch die Schulleitung reagierte richtig und umgehend, ging den Anschuldigungen nach und verständigte die Polizei. Die Ermittlungen durch die zuständigen Behörden sind derzeit noch im Laufen, es finden Einvernahmen statt.“
Auch die HTL selbst negiert unseren Bericht und betont: Nach Bekanntwerden der Vorfälle seien „unmittelbar“ alle notwendigen Schritte eingeleitet worden.
Peter selbst ist unterdessen seit mehreren Wochen im Krankenstand. Laut unserer Quelle wurde ihm erneut Gewalt angedroht, sollte er in die Schule zurückkehren. Ob er jemals wieder die HTL Vöcklabruck betreten wird, ist ungewiss.
Dieser Fall zeigt einmal mehr: Mobbing beginnt oft im Kleinen, doch es endet nicht selten in echter Gewalt. Was als „harmloses Geplänkel“ abgetan wird, kann Leben zerstören. Deshalb braucht es nicht nur Workshops, sondern auch Aufklärung.
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