Der nun entflammte Krieg zwischen Israel und dem Iran bringt die Energiemärkte kräftig durcheinander. Sollte der Iran auf eine Eskalation setzen und die wichtigste Öl-Ader der Welt, die Hormus-Route, schließen, droht ein massiver Preisschock. Die „Krone“ hat einen Energieexperten gefragt, was das auch für die Spritpreise bedeuten würde.
Die Erdölpreise reagieren immer nervös auf globale Unruhen, doch angesichts der Entwicklung im Nahen Osten und der Kriegserklärung von Netanjahu gegenüber dem Iran könnte ein echter Preisschock bevorstehen. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht, meint der renommierte Energieexperte Johannes Benigni von JBC Vienna im „Krone“-Gespräch.
Am Freitag stieg der Kurs pro Barrel um fast 10 Prozent auf bis zu 78 Dollar – das ist der stärkste Anstieg seit der Corona-Pandemie Mitte 2020. Der Preis liegt nun ungefähr wieder auf dem Niveau von Beginn des Jahres. Zuletzt sank das Niveau immer wieder. Denn der Ölpreis ist auch ein Konjunkturindikator, und die Wirtschaft entwickelte sich zuletzt eher schwach.
„Es ist ein Spiel mit dem Feuer“
Jetzt könnte es aber sehr ernst werden. „Es ist ein Spiel mit dem Feuer“, meint Benigni. Im Fokus steht die strategisch sehr wichtige Hormus-Straße, die wichtigste Öl-Ader der Welt. Täglich werden auf der engen Meeresstraße über 20 Millionen Barrel Öl transportiert. Sollte der Iran die Route schließen, wäre ein Fünftel der weltweiten Ölversorgung betroffen und sogar ein Viertel der weltweiten Flüssiggas-Transporte.
Der Iran hat damit ein sehr wichtiges Druckmittel. Und auch selbst spielt der Staat als Ölproduzent eine nicht unwesentliche Rolle. Täglich exportiert das Land rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag, den Großteil davon nach China. Der Ausfall könnte wohl vom Weltmarkt noch verkraftet werden, die heiklere Situation spielt sich aber wie erwähnt rund um die Versorgungsroute Hormus ab.
Sollte der Iran diese Route schließen, dürfte der Ölpreis jedenfalls auf über 100 Dollar steigen. Experte Benigni rechnet gegenüber der „Krone“ sogar mit Werten über 150 Dollar. Das wäre eine Verdoppelung und ein neues Allzeithoch. Selbst infolge des Ukraine-Konflikts stieg der Preis „nur“ auf ein Niveau von 130 Dollar, seinen Rekord verzeichnete der Kurs 2008, wo er nahe der Marke von 150 Dollar notierte.
Iran und Israel ziehen Weltmächte mit hinein
Ein solch enormer Preisanstieg hätte einige Auswirkungen. „Der Iran hätte dann große Teile der Welt gegen sich“, meint der Energieexperte, der daher auch bezweifelt, dass es so weit kommt. Denn wenn „der Iran diese Karte ausspielt, dann hat er das Druckmittel nicht mehr“, so Benigni. Alleine die Gefahr der Schließung wird den Ölpreis aber hochhalten, da der Markt verunsichert ist. Dazu kommt, dass der Krieg auch geopolitisch wichtige Fronten verhärten könnte. „Weder Trump noch Putin wollen diesen Krieg wirklich, werden aber von Israel und dem Iran hereingezogen“, analysiert Benigni.
Und was bedeutet das für die Spritpreise? Benigni: „Die Auswirkungen wird man wohl schon am Montag an den Zapfsäulen bemerken.“ Anstiege des Rohölpreises schlagen meist relativ rasch auf die Tankpreise durch. Etwas abgedämpft wird das – zum Glück europäischer Autofahrer – vom schwachen Dollarkurs. Denn der in der US-Währung gehandelte Rohstoffe ist damit in Euro günstiger.
Bei kompletter Eskalation droht Dieselpreis über 2 Euro
Doch sollte der Krieg eskalieren, drohen auch enorme Anstiege bei Diesel und Benzin, selbst ein Preis von über zwei Euro pro Liter wäre dann nicht mehr unrealistisch. Das würde auch zweifellos die Inflation anheizen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.