Vor gar nicht allzu langer Zeit – im Wahlkampf – war kein Medientag ohne ihn denkbar. Jetzt muss man schon länger nachdenken, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wo man ihn das letzte Mal gesehen hat. Wo ist Herbert Kickl?
Er könnte einem schon abgehen. Um Herbert Kickl, den Fast-Volkskanzler, ist es nach der vergangenen Nationalratswahl ungewöhnlich ruhig geworden. Seine Frontalangriffe und seine markigen Reden sind verhallt, Aufreger hat er schon lange keine mehr geliefert. So mancher politische Gegner unkt hinter vorgehaltener Hand: Er wollte nie Kanzler werden und genießt jetzt die ruhigere Oppositionszeit.
Ist Kickl nur noch am Berg?
Die Mutmaßung der Konkurrenz, wonach Kickl nun, da es nichts mit dem Volkskanzler geworden ist, die Füße hochlegt und/oder die nächsten viereinhalb Jahre lieber mit Bergsteigen verbringt, ist natürlich nicht richtig. Auch, wenn seine Auftritte seltener geworden sind – ganz untätig ist er nicht. Zuletzt trat er in Budapest beim „Fight Club der Patrioten“ (ja, die Veranstaltung heißt wirklich so!) auf und rief mit einem beherzten „Fight, fight, fight“ zum Kampf gegen die Globalisten auf.
Kickl KANN sich zurücklehnen
Wenn Kickl sich rar macht, hat das nichts mit Untätigkeit zu tun, sondern mit beinharter Strategie. Als politstrategischer Vollprofi weiß er, dass er dann am meisten punktet, wenn er sich zurücklehnt und die Regierung machen lässt. In Zeiten von Sparpaketen und Teuerungen wird die sich ohnehin schwertun, einen Blumentopf bei der Bevölkerung zu gewinnen. Kickl muss nur abwarten und den purzelnden Umfragewerten zusehen. Es ist so einfach!
Was Kickl perfekt beherrscht
Und diese Strategie geht auf: während er in Umfragen fest in seinem Platz-1-Sattel sitzt, ist die Zufriedenheit mit der Zuckerlkoalition bereits nach 100 Tagen eher mau. Natürlich ist es einfacher, aus der Opposition heraus zu motschgern als zu regieren. Dennoch ist es eine Kunst, zu wissen, wann man sich aufs Parkett wagt und wann man sich lieber in den Zuschauerbereich zurückzieht. Und diese Kunst beherrscht Kickl wie kein anderer.
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