Als "Wind Waker" seinerzeit für den Gamecube erschien, wurde es in der Fangemeinde kontrovers diskutiert. Die einen lobten das unverbrauchte Comic-Design und die niedliche Machart, andere hätten sich ein etwas "erwachseneres" Spiel gewünscht. Weil nicht nur das Spiel selbst für Diskussionsstoff sorgte, sondern sich die nötige Konsole auch eher schlecht verkaufte, dürfte "Wind Waker" heute wohl eines jener "Zelda"-Games sein, die nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Fangemeinde gespielt hat.
Gamecube-"Zelda" für Spätentschlossene
So gesehen ist Nintendos Entscheidung, das Game als HD-Remake nochmals für die Wii U herauszubringen, durchaus nachvollziehbar. "Wind Waker HD" bringt klassische "Zelda"-Kost im ungewohnten Look auf die neue Konsole und ermöglicht damit all jenen, das Game nochmal zu erleben, die das vor zehn Jahren nicht tun konnten oder wollten.
Die Handlung entspricht dabei dem, was man sich von einem "Zelda" erwartet. Link – in dieser Fassung ein niedlicher, aber zielstrebiger Comic-Bub mit großen, ausdrucksstarken Zeichentrick-Augen – macht sich nach kurzer Warmlaufphase auf, eine holde Maid zu retten, erforscht dabei einen weitläufigen Ozean mit rund 50 mehr oder weniger einladenden Inseln. Er arbeitet sich durch Dungeons, Wälder, Gipfel und Täler – und stellt sich im Spielverlauf immer größeren Herausforderungen und immer spektakuläreren Gegnern.
Scharfer Comic-Look mit viel Gefühl
Dabei ist das Game stets sehr hübsch erzählt – die Comic-Grafik, die Nintendo damals auf dem Gamecube für "Wind Waker" gewählt hat, hat auch heute noch einen eigenen Charme. Vor allem, weil sie dank Full-HD-Auflösung nun extrem scharf herüberkommt und den TV-Inhalt schon fast in einen interaktiven Zeichentrickfilm verwandelt. Durchaus denkbar, dass Nintendo sich auch wegen dieser Eigenheit an "Wind Waker" dafür entschieden hat, gerade diesen "Zelda"-Teil auf die Wii U zu bringen.
Die schöne Erzählung kommt jedoch nicht bloß von der Optik. Sie lebt von einem Sammelsurium verschiedener Figuren, die alle ihre eigene kleine Geschichte erzählen. Links Opa, der ihm gleich zu Beginn seiner Reise das Kämpfen beibringt, seine fürsorgliche Oma, die der Held im Spielverlauf immer wieder sichtlich vermisst – obwohl nur Zeichentrickcharaktere ohne Sprachausgabe, werden die Beziehungen der verschiedenen Charaktere zueinander für den Spieler schnell sichtbar. Das gilt auch für jene Protagonisten, die Link im Laufe seiner Reise trifft – etwa die schlagfertige Piratin Tetra.
Zugängliches Kampfsystem mit viel Action
Die liebevoll erzählte Handlung alleine macht "Wind Waker HD" zu einem starken Spiel. Aber auch das Gameplay stimmt zufrieden. In ganz klassischer Manier erforscht Link die erstaunlich weitläufige Spielwelt und kämpft mit Schild und Schwert gegen Unholde und Ungeheuer. Dabei weiß das Kampfsystem durch eine generell gute Zugänglichkeit zu gefallen.
Obwohl recht einfach zu steuern, sind die Kämpfe abwechslungsreich und dank Spezialangriffen obendrein noch spektakulär. Im rechten Moment ausweichen, um den Gegner herumrollen und dann im Sprung einen gezielten Schwerthieb anbringen – trotz niedlicher Machart bieten die Kämpfe solide Action.
Item-Jagd bedient den Sammlerinstinkt
Im Verlauf des Spiels kommt Link zudem immer wieder an neue Items und damit einhergehende Fähigkeiten – ein Gleit-Umhang ist ebenso im Spiel implementiert wie der Bogen, mit dem Link Jagd auf seine Gegner macht. Besonders praktisch: ein Spezialsegel für Links Boot, das die ohne dieses Gimmick mitunter doch recht langwierigen Seereisen in der weitläufigen Spielwelt etwas beschleunigt.
Beim Spieler bedient diese Item-Jagd direkt den Sammlerinstinkt und sorgt in weiterer Folge für anhaltenden Spielspaß. Vor allem in den Dungeons vergisst man gerne mal die Zeit, wenn der nächste Zwischengegner nicht mehr weit entfernt ist und die Schätze, die hinter ihm warten, bereits zum Greifen nah sind. Daran ändert auch der recht niedrige Schwierigkeitsgrad nichts, den "Zelda"-Veteranen durch den neuen "Hero"-Modus des HD-Remakes aber auch etwas erhöhen können.
Toller Sound, aber keine Sprachausgabe
Generell hat Nintendo das Spiel nur behutsam überarbeitet. Wer das Original kennt, wird also eher wenige Neuerungen entdecken. An der Handlung selbst wurde nichts verändert. Einzig einige nervige Aufträge wurden überarbeitet, die Grafik hat man auf Vordermann gebracht. Schade finden wir, dass Nintendo keine Gaming-Errungenschaften der Gegenwart implementiert hat – zum Beispiel eine Sprachausgabe. So kommt es, dass der Spieler der Handlung nur über Textboxen folgen kann, was heute nicht mehr unbedingt zeitgemäß ist.
Abgesehen von der nicht vorhandenen Sprachausgabe weiß das Spiel jedoch auch beim Soundtrack zu gefallen. Nintendo-typisch hat die Spielmusik ordentliche Ohrwurm-Qualitäten. Die Geräusche der Figuren sind niedlich, die Umgebungsgeräusche – etwa der Wellengang bei Bootsreisen – passen stets zu dem, was gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist.
Touchscreen bringt echten Mehrwert
Gründlich überarbeitet hat Nintendo beim HD-Remake für die Wii U die Steuerung, die mit dem Wii-U-Gamepad ausgesprochen angenehm von der Hand geht. Das liegt vor allem an den Vorzügen des Touchscreen-Controllers, mit dem beispielsweise die Verwaltung des Inventars so reibungslos von der Hand geht, wie dies sonst nur mit Maus und Tastatur gelänge.
Praktisch, wenn Eltern oder Partner den Fernsehapparat in Beschlag nehmen: "Wind Waker HD" kann man auch nur auf dem Gamepad spielen. Eine nette Neuerung ist auch der Einbau des Miiverse, über das der Spieler Ingame-Nachrichten in Form einer Flaschenpost verschicken darf. Die werden dann bei anderen Spielern angeschwemmt und dürfen gelesen werden – nett, aber nicht weltbewegend.
Fazit: "The Legend of Zelda: The Wind Waker" war schon vor zehn Jahren ein hervorragendes Spiel – und ist es auch heute noch. Mit seiner liebevollen Machart, dem zeitlosen Comic-Grafikstil, actiongeladenen Kämpfen und witzigen Charakteren fesselt das Game für viele Stunden an den Bildschirm – und zwar dank des generell eher niedrigen Schwierigkeitsgrades sowohl junge, als auch ältere Spieler. Auch wenn es eigentlich nur ein HD-Remake ist: "Wind Waker HD" reiht sich neben Perlen wie "Pikmin 3" oder "The Wonderful 101" prächtig in die Riege der Top-Games für die Wii U ein und bietet bis zum Release des nächsten "Zelda"-Abenteuers reichlich Spielefutter für Nintendo-Fans. Vor allem für jene, die das Gamecube-Original noch nicht kennen.
Plattform: Wii U (getestet)
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 9/10
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