„Das Rheingold“

Das ewig, goldene Spiel um die Macht des Ringes

Kärnten
09.05.2025 20:00

Mit „Das Rheingold“ bringt das Stadttheater Klagenfurt den Abschluss seines Wagner-Zyklus´ auf die Bühne und liefert dabei ein musikalisches wie szenisches Statement.

Nach „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ liefert das Klagenfurter Stadttheater nun den ersten Teil von Wagners monumentaler Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Regisseur und Intendant Aron Stiehl beschließt seinen „Ring“ in umgekehrter Reihenfolge – ein dramaturgischer Schachzug, der den ewigen Kreislauf von Gier und Macht um den sagenumwobenen Ring unterstreicht.

Unter den strengen Blicken von Trump, Putin und Kim-Jong-un, welche mit ihren übergroßen, karikierten Köpfen in den Logen jeden einzelnen Besucher musterten, wartete das Auditorium gespannt auf den ersten Teil der Tetralogie von Wagner. Es wird gleich klar, worum es geht: das Konstrukt der niederen Bedürfnisse der Selbstverwirklichung und das Streben nach Macht.

Verspielte Rheintöchter mit Federboa
Nach kurzem Rückblick, gebrochen von blitzenden Anfangsgewitter, wird es dunkel und der tiefe Es-Dur Akkord bohrt sich in die Leiber. Es folgt ein kurzweiliger Prolog mit einer Bühne auf der Bühne. Verspielt planschen die drei Rheintöchter zwischen Schneckenwellen im Paillettenkleid und Federboa, mit Wasserball und kleinem Hai, kokettieren mit Alberich, bevor sie ihn anschließend verschmähen. Der gebeutelte Bariton entdeckt den Schatz des Rheins und denkt: Scheiß auf die Liebe – ich nehm` das Gold. Ein lockerer, amüsanter Einstieg, bevor der erste Vorhang fällt.

Die zweite Szene erstrahlt in aufgehender Sonne, in der die Götter Wotan und Fricka erwachen. Die Szenerie erinnert an eine Penthousewohnung am Wörthersee mit Blick zum Pyramidenkogel, welcher als Symbol für Walhall steht. Nach und nach wird zum Come-Together der Schickeria gerufen, bevor die Riesen mit Gondel direkt vom walhallischen Pyramidenkogel eintreffen, um ihren Lohn für die erbaute Festung zu holen.

Packendes Nibenheim-Motiv begeistert
Der Machtkampf um Freia, die Göttin der ewigen Jugend, beginnt und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die dahinsiechenden Götter verstummen und Wotan begibt sich mit dem Feuergott Loge in die unterirdische Kluft. Vorhang. Das packende Nibenheim-Motiv dringt mit jedem Schlag in die Knochen. In der Zwergen-Gold-Fabrik besticht Mime mit seinem metallischen Tenor, welcher die Szenerie der Gold-Werkstatt grandios unterstützt.

Der liebes-abgesagte Alberich protzt mit dem sagenumwobenen Ring, bevor er sich im Machtrausch selbst verliert und sich in den Fängen von Wotan und Loge wiederfindet. Zwischen dramatischen, aufwühlenden Themen werden leise, eindringliche Töne angestimmt. Ein paar wenige Momente versprechen Gänsehaut.

Stimmgewaltig plantschen die Rheintöchter (Bild: ARNOLD POESCHL)
Stimmgewaltig plantschen die Rheintöchter
Fricka, Anke Vondung (li.), und Freia , Elisabeth Dopheide überzeugen mit ihren ausdrucks- starken Stimmen. (Bild: ARNOLD POESCHL)
Fricka, Anke Vondung (li.), und Freia , Elisabeth Dopheide überzeugen mit ihren ausdrucks- starken Stimmen.

„Wotan go home“
Durch die Götter gedemütigt, muss Alberich den Ring an Wotan abgeben. Der Moment, in dem die Götter wieder zu Kräften kommen, überrascht. Gibt Loge die stärkenden Äpfel, bevor die Jugend-versprechende Freia mit den Riesen erscheint. Gebrochen von einem Polaroid-Moment erscheint auf der nebeldurchfluteten Bühne Erda, die mit mahnenden Worten Wotan ins Gewissen spricht. Nach der Abgabe des Ringes an die Riesen kämpfen diese – Fafner gewinnt gegen seinen Riesenkumpanen Fasolt und zieht mit Gold und Ring von dannen. Bevor die royal-wirkende „Götterfamilie“ standesgemäß mit Gondel in ihr neues Machtzentrum Walhall fährt, protestieren die Rheintöchter mit Schildern: „Wotan go home“ oder „Water Live Matters“. Ein verschmitzt lächelnder Loge bleibt sitzend und mit dem Feuer spielend zurück.

Viele schöne Momente
Dem Stadttheater Klagenfurt ist eine solide Produktion geglückt, die nicht nur Wagner-Fans abholt, sondern auch für Opern-Laien durchaus unterhaltsam wird. Zwar werden die überspitzt versprochenen Worte Stiehls, der erste Teil sei „operettenhaft“, gebrochen – ist Wagners Werk doch zu imposant und mächtig – so werden jedoch gewisse Szenen mit Komik untermalt (herrlicher Plüschfrosch und Plastik-Hai).

Die entzückend plätschernden Rheintöchter schwimmen leichtfüßig und stimmgewaltig im Rhein. Publikumsliebling Loge überzeugt mit einem stabilen hellen Tenor, würde jedoch eine Prise Harlekin mehr vertragen. Der mächtig wirkende Gott Wotan mit Pupperl Fricka zeigen genauso wie Freia dem Publikum ihr Können und bescheren einen kurzweiligen Abend.

Dem Orchester glückt vor allem der Moment von Erdas Erscheinen. Es gelingt, die schwere Dramatik mit Emotionen zu paaren und mit präzisen Tönen zu verfeinern –  Gänsehaut. Ein gelungener Abend!

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