Die Ankündigung von Donald Trump, im Ausland produzierte Filme mit einem Zollaufschlag von 100 Prozent zu belegen, schlägt weiter hohe Wellen – nicht nur in Hollywood. Auch in Australien und Indien schrillen die Alarmglocken. Produktionen stehen auf dem Spiel, Jobs könnten verloren gehen, Ticketpreise steigen. Nun soll Schauspiellegende Mel Gibson die Filmwelt retten. Das hoffen zumindest die australischen Studios.
Die Filmindustrie in Amerika sei am Sterben, behauptet der US-Staatschef. Der Grund ist ihm zufolge, dass andere Länder Filmemacher und Studios mit verschiedenen Anreizen aus den USA zu sich lockten. Trumps angedachte Lösung: Ein Zoll von 100 Prozent auf Filme, „die in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden“. Das könnte auch das Geschäftsmodell der US-Studios treffen, da sie selbst viel im Ausland drehen, um die Kosten zu senken. Unklar ist, wie solche Zölle überhaupt funktionieren sollen, da Filme nicht wie Waren mit einem festen Preis importiert werden und oft grenzüberschreitende Produktionen sind.
Branchenanwalt: „Das ist einfach unsinnig“
„Es ergibt keinen Sinn“, sagte der Branchenanwalt Jonathan Handel als Reaktion auf die Ankündigung. In der Filmbranche herrscht seit Trumps Äußerungen große Unsicherheit. Viele US-Produktionen von James-Bond-Filmen bis zu dem Kinohit „Mission Impossible“ würden aus offensichtlich kreativen Gründen im Ausland gedreht. „Wenn der Stunt darin besteht, dass Tom Cruise auf den Eiffelturm klettert, was sollen wir dann machen – auf der Nachbildung des Eiffelturms in Las Vegas drehen?“, sagte Handel. Die sei „einfach unsinnig“.
Seit die ersten „Star-Wars“-Prequels und „Matrix“-Fortsetzungen Anfang der 2000er-Jahre in Sydney gedreht wurden, als der australische Dollar gegenüber dem US-Dollar einen Rekordtiefstand erreichte, ist die australische Filmindustrie eng mit Hollywood verflochten. Die internationalen Ausgaben für Film- und Fernsehproduktionen in Australien machten im Jahr 2024 etwa die Hälfte der Gesamtausgaben der Branche von 1,7 Milliarden australischen Dollar (rund 970 Mio. Euro) aus, so die Regierungsbehörde Screen Australia.
Der Gesamtbetrag ist seit dem Vorjahr um 29 Prozent gesunken, was teilweise auf einen Streik der Hollywood-Drehbuchautoren zurückzuführen ist. „Hundertprozentige Zölle wären verheerend für die australische Filmindustrie“, betonte Carnell und fügte hinzu, dass Australiens US-Filmgeschäft rund eine Milliarde australische Dollar (rund 571 Mio. Euro) wert sei. Carnell sagte, wenn Hollywood-Studios mehr Geld für die Dreharbeiten in den USA ausgeben würden, „würden ihre Kosten steigen und damit auch die Kosten für die Zuschauer“.
Gibson-Produktion in Italien wäre auch betroffen
Nun hoffen die australischen Studios auf Oscar-Preisträger Gibson, der Trump als „Hollywood-Botschafter“ beratend zur Seite steht. „Hoffentlich sagt Mel Gibson, einer von Trumps Beratern in diesem Bereich, dem Präsidenten, dass das eine dumme Idee ist“, sagte Kate Carnell, Vorsitzende des Branchenverbands Screen Producers Australia, in einem Interview. Gibson plant laut Branchenmedien, heuer einen Film in Italien zu drehen. Auch dieser wäre von den US-zölle betroffen.
Neben der australischen wäre auch die indische Filmindustrie von einem Zollaufschlag stark betroffen. Sie beschäftigt 272.000 Menschen. Die ausländischen Kinokasseneinnahmen beliefen sich im Geschäftsjahr 2024 auf rund 20 Milliarden Rupien (in etwa 210 Mio. Euro), was einem Zehntel der Gesamteinnahmen entspricht, hielten der Unternehmensberater Deloitte und der Studioverband Motion Picture Association in einem Bericht fest.
Filmproduzenten befürchten Verdoppelung der Kosten
Wichtige Hollywood-Filme mit Indien-Szenen sind Oscar-gekrönte Streifen wie der Tellerwäscher-zum-Millionär-Film „Slumdog Millionaire“ und der Osama-bin-Laden-Fahndungsthriller „Zero Dark Thirty“, die romantische Komödie „Eat, Pray Love“ und der Batman-Film „The Dark Knight Rises“. Filmproduzenten befürchten eine Verdoppelung der Kosten für den Export ihrer Filme in die USA, wo schätzungsweise 5,2 Millionen Menschen indischer Abstammung leben.
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