Bundespräsident Alexander Van der Bellen weist Genozid-Vorwürfe gegen Südafrika als „Unsinn“ zurück und wirbt für mehr Zusammenarbeit zwischen Wien und Pretoria – wirtschaftlich wie politisch.
Insgesamt 21 Salutschüsse donnern zu Ehren von Van der Bellen über Südafrikas Hauptstadt Pretoria. Eine Ehrenbezeugung für den ersten österreichischen Bundespräsidenten, der dem wirtschaftlich stärksten Land Afrikas einen Staatsbesuch abstattet. Vor dem monumentalen Regierungssitz Union Buildings wird er von Präsident Cyril Ramaphosa empfangen: mit mehr als 100 Gardesoldaten, Militärkapelle, Flaggen im Wind.
Es ist ein Empfang voller Symbolik, aber auch einer mit Substanz. Denn wenig später feuerte Van der Bellen eine Breitseite ab. Gegen Donald Trump – und die FPÖ. Die Partei hatte verlangt, er solle die „prekäre Menschenrechtslage“ in Südafrika zur Sprache bringen. Es gebe seit dem Ende der Apartheid eine systematische Verfolgung weißer Farmer. Van der Bellen trocken: „Wir haben das besprochen: Nämlich, dass das ein Unsinn ist.“
Die FPÖ berief sich dabei auf Aussagen von US-Präsident Donald Trump gegenüber Ramaphosa im Oval Office – und auf ein Bild, das sich später als Falschinformation herausstellte: Es zeigte kein Verbrechen in Südafrika, sondern ein Massengrab aus dem Bürgerkrieg im Kongo.
Südafrikas Präsident stellt klar: „Es gibt keinen Genozid an weißen Farmern. Diese Erzählung ist eine Fiktion, verbreitet von jenen, die unserem Land schaden wollen.“ Nachsatz: „Wir sind alle Kinder Mandelas. Menschenrechte gelten bei uns für alle, ob schwarz oder weiß.“
Wir haben das besprochen: Nämlich, dass das ein Unsinn ist.
Van der Bellen zu den Vorwürfen der FPÖ gegen Südafrika
Doch der Besuch Van der Bellens war nicht nur von klaren Worten geprägt, sondern auch von dem Bemühen, die Beziehungen zwischen Österreich und Südafrika auf breitere Beine zu stellen – wirtschaftlich, kulturell und diplomatisch. Er wurde von einer Wirtschafts- und Kulturdelegation begleitet. Zwei Absichtserklärungen wurden unterzeichnet – zur konsularischen Zusammenarbeit und zur Förderung der Lehrlingsausbildung.
Österreich müsse mehr tun, wenn es Afrika ernst nehme. „Unsere Botschafterin ist für zehn oder elf Länder zuständig – das funktioniert nicht“, sagte Van der Bellen. Europa sei in dieser Hinsicht oft „blind“, und Österreich leider keine Ausnahme. Auch inhaltlich war das Treffen mehr als symbolisch. Im bilateralen Gespräch mit Ramaphosa, das mit rund 30 Minuten ungewöhnlich lang ausfiel, wurden zentrale globale Fragen besprochen: der Krieg in der Ukraine oder die Lage im Nahen Osten.
„Streit“ um den Titel vom schönsten Land der Welt
Neben politischen und wirtschaftlichen Anliegen setzte Van der Bellen auch einen historischen Akzent: Im Freedom Park von Pretoria ehrte er österreichische Anti-Apartheid-Aktivisten, deren Namen dort auf einer Gedenkwand eingraviert sind. Zum Abschluss erlaubten sich die beiden Präsidenten noch einen diplomatischen Scherz. Ramaphosa lud Touristen aus Österreich nach Südafrika, ins „schönste Land der Welt“, ein. Van der Bellen lächelte: „Abgesehen von Österreich.“ Am Ende einigte man sich: „Österreich und Südafrika – die zwei schönsten Länder der Welt.“
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