Kopftuchpflicht
Mullahs überwachen nun Iranerinnen per Video
Laut den islamischen Vorschriften im Iran sind Frauen verpflichtet, eine lange Jacke und ein Kopftuch zu tragen, um Körperkonturen und Haare zu verhüllen. In den Großstädten jedoch halten sich viele Frauen aus Protest nicht mehr an diese strengen Kleidungsvorschriften. Nun wollen die Mullahs ihre Regeln mithilfe von Videoüberwachung durchsetzen.
Medienberichten zufolge wird in der Hauptstadt Teheran und anderen Millionenmetropolen des Landes die Kopftuchpflicht per Videoüberwachung kontrolliert. Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne das im Iran vorgeschriebene Kopftuch zeigten, erhielten der Zeitung „Etemad“ zufolge Verwarnungen per SMS. Eine derartige Überwachung war bisher auf den Straßenverkehr beschränkt.
Die Regierung des moderat-konservativen Präsidenten Massud Peseschkian hatte nach Amtsantritt im Sommer 2024 einen moderateren Umgang mit der gesellschaftlichen Realität in Aussicht gestellt, ohne jedoch die Kopftuchpflicht selbst infrage zu stellen. Eine umstrittene Strafrechtsreform liegt derzeit auf Eis.
Regierung will Warn-SMS nicht verschickt haben
Regierungssprecherin Fatemeh Mohajerani bestätigte den Vorgang am Dienstag, verwies jedoch auf die „bitteren Erfahrungen der Vergangenheit“ – eine mögliche Anspielung auf das gewaltsame Vorgehen gegen die Proteste vor knapp drei Jahren. Vizepräsidentin Sahra Behrus Asar versprach, der Sache nachzugehen. „Wir bemühen uns zu klären, woher diese SMS stammen, mit welchem Ziel sie verschickt werden und auf welcher gesetzlichen Grundlage dies geschieht“, sagte sie. Aus informierten Kreisen in Teheran hieß es, dass es sich nicht um eine koordinierte Maßnahme der Polizei oder Sittenwächter handle
Auslöser der Demonstrationen damals war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie war im Herbst 2022 von der Sittenpolizei wegen angeblicher Verstöße gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden und starb wenig später in deren Gewahrsam. Seither tritt die Moralpolizei deutlich zurückhaltender auf – auch, weil sie zunehmend auf Widerstand stößt. Stattdessen setzen die Sicherheitsbehörden inzwischen verstärkt auf juristische Maßnahmen, etwa durch das Festsetzen von Fahrzeugen bei wiederholten Verstößen gegen die Kopftuchpflicht.
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