Die Stimmungslage in Salzburg ist wegen der vielen Krisen spürbar angespannt. Wo man hinschaut, dominieren negative Wirtschaftsnachrichten. Kriege in der Nähe setzen auch noch einen drauf. Wie geht es den Menschen mit dieser schwierigen Zeit? Die „Krone“ hat sich umgehört ...
Eine Pleite jagt die nächste: Kika/Leiner oder KTM in der jüngsten Vergangenheit. Palmers, Windhager, Gössl: Die Liste mit insolventen Unternehmen lässt sich problemlos fortsetzen. Dazu kommen hohe Energiepreise. Exorbitant steigende Lebensmittelpreise. Wohnen in Salzburg ist sündhaft teuer.
Ich wohne bei meinen Eltern, weil es nicht leistbar ist, dass ich ausziehe. Es ist brutal. Wenn ich Vollzeit arbeiten würde, geht es sich auch nicht aus. Das raubt einem die Freiheit.
Iris Manhart, Salzburgerin
Bild: Tröster Andreas
Darüber hinaus sind dem Staat die Schulden über den Kopf gewachsen. Es wird bis in die Gemeinden radikal gespart. Orte überlegen dreimal, ob sie eine Straße sanieren. Russland führt seit 2022 einen Krieg gegen die Ukraine, Israel und Palästina sind wie der Iran ein Pulverfass. Neben bewaffneten Kriegen führen die Großmächte der Erde einen Wirtschaftskrieg gegeneinander.
„Es ist brutal“
Diese Situation schlägt auf die Stimmung im Land. Drastisch schildert Iris Manhart der „Krone“ ihr Empfinden. Die Teilzeitangestellte sagt: „Ich wohne bei meinen Eltern, weil es nicht leistbar ist, dass ich ausziehe. Es ist brutal. Auch wenn ich Vollzeit arbeiten würde, würde es sich nicht ausgehen. Das raubt einem die Freiheit. Die Freiheit, von der meine Eltern immer erzählen, gibt es heutzutage für uns nicht mehr.“
Ich selbst komme zum Glück gut aus, muss als Elektriker aber auch viel arbeiten dafür. In meinem Freundeskreis ist es so, dass einige aufs Geld schauen müssen.
Dominik Weiß, Elektriker aus dem Bezirk Braunau
Bild: Tröster Andreas
Entspannter lebt da Theresa Wiesmayr. Die Studentin schätzt es, auf ihre Eltern zählen zu können. Sie bezahlen ihr die Wohnung und Taschengeld während des Studiums. Sie sagt: „Ansonsten wäre das undenkbar. Ich lebe sehr bewusst und sparsam. Bei Lebensmitteln schaue ich sehr auf das Geld. Obst und Gemüse sind ziemlich teuer geworden.“
Freunde können sich weniger leisten
Dominik Weiß aus Oberösterreich, nahe der Grenze zu Salzburg, arbeitet derzeit in der Mozartstadt auf einer Baustelle. Er sagt: „Ich selbst komme zum Glück gut aus, muss als Elektriker aber viel arbeiten dafür. In meinem Freundeskreis müssen schon einige aufs Geld schauen.“ Sparen könne er derzeit nicht, denn sein Einkommen geht für die Lebenserhaltung drauf. Wie spürt er die Krise? „Viele Bekannte sehe ich zum Beispiel beim Wirt nicht mehr. Es ist alles teurer, das kann sich nicht jeder leisten.“
Vinko Smiljic ist selbständiger Taxifahrer. Er freut sich schon auf die Pension, denn: „Früher war es viel besser. Heute stehen wir viel herum. Es gibt zu viele Taxis und zu wenig Gäste. Früher ist man herumgefahren und hat Gäste aufgeklaubt. Heute wartet man lange. Man merkt, dass die Leute kein Geld mehr haben.“
Egal was: Lebensmittel, Miete, Energie – alles ist teurer geworden. Ich muss viel sparen. Überall. Sonst geht sich nix mehr aus. Nur bei der Gesundheit, da kann man nicht sparen.
Ildiko Paninkas, Pensionistin
Bild: Tröster Andreas
„Disziplin und harte Arbeit“ seien gefragt
Ebenso geht es Ildiko Paninkas. Die Ungarin lebt in Salzburg. Sie sagt: „Egal was, Lebensmittel, die Miete, Energie – alles ist teurer geworden. Ich muss viel sparen. Überall. Sonst geht sich nix mehr aus. Nur bei der Gesundheit nicht, denn da kann man nicht sparen.“
Pensionist Peter Aschauer hat wenig Sorgen. „Ich habe mein Leben lang geschuftet und eine gute Pension. Ich habe alle Krisen, etwa die Ölkrise, gut überstanden. Wie? Durch harte Arbeit. Ich kann allen Jungen nur den Rat geben: Disziplin und harte Arbeit. So kommt man durch alle Krisen.“
Work-Life-Balance? Wenn Ältere das Wort hören, kriegen sie Angstzustände. Warum? Weil in der Generation 40+ eines verankert ist: „Vü hakeln muasst, dann verdienst wos und konnst da wos leisten.“
Bei der Nachkriegsgeneration hat das noch funktioniert: Hackeln. Haus oder Wohnung kaufen. Sparen. Vererben. Danke!
Schauen wir auf die Jungen heute: Wenn die auf die Preise fürs Leben schauen, kriegen sie Angstzustände. Vom Gehalt bleibt nix übrig. Sich selbst etwas aufbauen? Hoffnungslos! Das Einzige, was bleibt, ist „Zeit“. Mehr „Life“ eben, statt „Work“.
Denn offen gesagt: Mehr bleibt ihnen nicht.
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