Alessandra Ferri war eine weltweit gefeierte Primaballerina. Mit der Saison 2025/26 leitet die Mailänderin mit dem Wiener Staatsballett erstmals eine große Tanz-Kompanie.
„Krone“: Sie haben mit den größten Choreografen und Kollegen gearbeitet. Sie könnten verdient in Pension gehen. Warum tun sie sich die Leitung des Staatsballetts an?
Alessandra Ferri: Ich liebe den Tanz. Mein Leben war immer wunderbar, wenn es mit Tanz zu tun hatte. Das ist meine Leidenschaft. Natürlich ist auch Ruhestand ein schöner Gedanke. Aber das bin ich nicht. Ich empfinde es als meine Pflicht, meine Erfahrung weiterzugeben und den jungen Tänzerinnen und Tänzern beizubringen, worum es in der Kunstform wirklich geht.
Was zeichnet das Wiener Ballett besonders aus?
Wien ist eine Kompanie, die alle Zutaten besitzt, um eine tolle Arbeit zu machen. Ich hatte genug Zeit, fast zwei Jahre, um mich vorzubereiten, zu beobachten, zu bewerten, zu verstehen, wie die Maschine funktioniert, die natürlich eine große Maschine ist.
Wie viele Tänzer tauschen Sie aus?
Es kommen rund 20 Neue.
Wie viel Managementerfahrung bringen Sie mit?
Ich war fünf Jahre lang Direktorin des Spoleto Festivals in Italien. Ich habe eigene Produktionen gemacht, die natürlich viel kleiner waren. Aber der Prozess ist derselbe. Und ich denke, eine 40-jährige Tanzkarriere gibt einem genug Erfahrung.
Vorgänger Martin Schläpfer brachte zeitgenössischen Tanz, Manuel Legris mochte es davor klassisch. Wo sehen Sie das Staatsballett?
Wien ist eine klassische Kompanie. Sie ist Teil eines Opernhauses mit einem unglaublichen Orchester und einem unglaublichen Fundament klassischer Musik. Der Tanz soll das widerspiegeln. Aber natürlich entwickeln sich die Dinge weiter, wir bleiben also nicht in der Vergangenheit stecken.
An welche Choreografen denken Sie dabei?
Meine erste Saison ist eine Reise durch das klassische Ballett und fragt: Auf welchen Säulen bauen wir auf? Welche sind die klassischen Säulen heute? So beginnen wir mit „Giselle“, einem Meisterwerk des 19. Jahrhunderts, dann folgen Arbeiten etwa von Kenneth MacMillan, Frederic Ashton und George Balanchine, aber auch von Justin Peck, Twyla Tharp und Jessica Lang.
Wird es endlich wieder einen „Nussknacker“ geben?
Später, ja. Wir wollen Rudolf Nurejews Choreografie zurückholen. Nurejew ist ein Teil der Geschichte der Kompanie, das müssen wir erhalten.
Sie haben als Tänzerin erst vor Kurzem aufgehört. Werden Sie tatsächlich kein einziges Mal mit Ihrer neuen Kompanie auftreten?
Nein, nein, nein (lacht). Es ist schwieriger, selten zu tanzen, als kontinuierlich. Ich liebe es zu coachen. Ich hatte in der Vergangenheit das unglaubliche Glück, mit den Größten zu arbeiten. All das muss an die neue Generation weitergegeben werden, die dieses Privileg nicht hatte. Dafür bin ich da.
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