Laut Zeitung

US-Pläne: Drei Tage Bombardement gegen Syrien

Ausland
08.09.2013 17:15
Während US-Präsident Barack Obama mit einer außergewöhnlichen Informationskampagne den Widerstand im eigenen Land gegen seine Syrien-Pläne brechen möchte, sind Details über den geplanten US-Militärschlag durchgesickert. So sollen laut Medienberichten Luftwaffen-Bomber, fünf im Mittelmeer stationierte Zerstörer und Marschflugkörper eingesetzt werden und für ein drei Tage anhaltendes Bombardement sorgen. Damit sollen die Truppen des syrischen Regimes geschwächt werden.

Wie die Zeitung "Los Angeles Times" am Sonntag unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter berichtete, bat das Weiße Haus das Verteidigungsministerium um eine erweiterte Liste mit mehr als den bisher anvisierten 50 Zielen für Angriffe in Syrien. Die Attacke soll binnen 72 Stunden vorbei sein.

Zusätzliche Feuerkraft gegen Assads Truppen
Ziel sei es, zusätzliche Feuerkraft zu mobilisieren, um den stark zerstreuten Streitkräften von Machthaber Bashar al-Assad Schaden zuzufügen. Nach jedem Einsatz werde es eine Auswertung geben, welche Ziele verfehlt worden seien. Gegebenenfalls würden weitere Angriffe angesetzt, sagte ein mit der Planung vertrauter US-Vertreter der Zeitung.

Obama trommelt für Zustimmung zu Intervention
Präsident Obama wirbt derzeit im eigenen Land und international für einen Militäreinsatz gegen die syrische Führung unter Staatschef Assad. Obamas Syrien-Pläne treffen aber sowohl in vielen anderen Staaten als auch in weiten Teile der US-Bevölkerung auf offenen Widerspruch. Viele Bürger befürchten, dass ihr Land wieder in einen fernen Krieg gezogen wird.

Das Weiße Haus hat den Einsatz von Bodentruppen bereits ausgeschlossen. Der Präsident und sein Sicherheitsteam wollen ihre Serie von Einzeltelefonaten und Hintergrundgesprächen mit Kongressmitgliedern fortsetzen. Die "New York Times" berichtet vom größten Einsatz dieser Art seit 2009, als Obama seine Gesundheitsreform im Kongress durchboxen musste.

Obama muss fürchten, dass der Kongress einen Waffengang als Antwort auf den mutmaßlichen Giftgasangriff des syrischen Regimes gegen Zivilisten vom 21. August nicht billigen wird. Laut US-Medien zeichnet sich vor allem im Repräsentantenhaus (435 Mitglieder) breiter Widerstand ab. 218 Abgeordnete hätten bereits zu erkennen gegeben, dass sie gegen eine Militäraktion stimmen werden oder zu einer Ablehnung neigen.

Präsident nicht auf Kongress angewiesen
Im Senat stehen die Chancen zwar besser, aber auch hier muss Obama zittern. Senat und Abgeordnetenhaus kehren am Montag aus den Sommerferien nach Washington zurück. Noch in der laufenden Woche könnte dann zumindest der Senat über eine Resolution abstimmen, die einen begrenzten Militärschlag billigt. Wie der Zeitplan im Abgeordnetenhaus aussieht, ist noch unklar. Der Präsident ist auf das Votum des Kongresses nicht angewiesen, er sucht aber die Rückendeckung von Senat und Repräsentantenhaus.

Zeitung: Assad-Kommandanten wollten Giftgas einsetzen
Unterdessen deuten deutsche Geheimdiensterkenntnisse darauf hin, dass Assad den Chemiewaffeneinsatz nicht persönlich angeordnet hat. Syrische Kommandanten hätten seit rund vier Monaten einen Giftgaseinsatz gefordert, aber Assad habe stets abgelehnt, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise. Bei dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff am 21. August nahe Damaskus, den die US-Regierung dem syrischen Regime anlastet, starben nach US-Angaben mehr als 1.400 Menschen.

Erstes US-Interview seit Jahren: Assad streitet alles ab
Assad seinerseits bestritt in einem Interview mit dem US-Sender CBS die Vorwürfe, hinter dem Angriff zu stecken. "Es gibt keine Beweise, dass ich Chemiewaffen gegen meine Bevölkerung eingesetzt habe, ich war es nicht", sagte Assad in seinem ersten Gespräch mit einem US-Medium seit beinahe zwei Jahren. Das Interview soll am Montag ausgestrahlt werden. Assad zog darin überhaupt in Zweifel, dass es einen Chemiewaffenangriff gab - auch dafür gebe es "keine gesicherten Beweise".

CBS-Moderator Charlie Rose, der Assad interviewt hatte, berichtete weiter, der syrische Präsident habe weder bestätigt noch dementiert, dass sein Regime über Chemiewaffen verfüge. Assad habe sich besorgt gezeigt, dass ein möglicher US-Angriff sein Militär schwächen und die Machtbalance in Syrien verschieben könnte. Bei einem Angriff auf sein Land würde es jedenfalls einen Gegenschlag seiner Verbündeten geben, so Assad.

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