Chefin vor Gericht

Brasilianerin in Pizzeria schamlos ausgenützt?

Schwere Menschenhandel-Vorwürfe gegen die ehemalige Chefin einer Pizzeria in Tirol: Die gebürtige Brasilianerin (45) soll 2021 eine Frau aus ihrer Heimat nach Tirol gelockt haben, um diese in ihrem Lokal rund ein Jahr lang beinahe ohne Bezahlung tagtäglich bis zu 12 Stunden arbeiten zu lassen.

„So war es nicht“, wehrte sich die Angeklagte in Innsbruck vor Gericht. Sie habe absolut nichts mit Personalagenden im mittlerweile insolventen Betrieb zu tun gehabt. „Das hat alles mein Mann gemacht, er hat auch die ganzen unternehmerischen und geschäftlichen Entscheidungen getroffen.“

Keine Ausgaben in Buchhaltung ersichtlich
Dennoch habe sie das mutmaßliche Opfer „zwei- bis dreimal in der Woche in der Pizzeria wahrgenommen“, gab sie zu Protokoll. Dort verrichtete diese laut ihrer Aussage „Hilfsarbeiten“. Ob sie dafür auch bezahlt wurde, konnte sie nicht sagen: „Laut Buchhaltung gab es aber keine Ausgaben für sie.“

Mein Mann hat ihr etwa dabei geholfen, nach Österreich zu kommen.

Die Angeklagte vor Gericht

Es sei aber wohl zu anderen Gegenleistungen gekommen: „Mein Mann hat ihr etwa dabei geholfen, nach Österreich zu kommen und sich um eine Staatsbürgerschaft für sie in Italien bemüht“. Somit sei der Deal und der Umgang mit ihrer Landsfrau gewissermaßen „fair gewesen“.

Ohne Verurteilung davongekommen
Der Richter stellte schließlich eine Diversion in den Raum. „Im Falle einer weiteren Beweisführung wäre eine Verurteilung nicht auszuschließen“, erklärte er. Nach Beratung mit ihrem Verteidiger lenkte die Frau schließlich ein und stimmte der Diversion zu. „Sie übernimmt die Verantwortung und es tut ihr leid“, sagte der Verteidiger in ihrem Namen. Die mit der Diversion verbundene Geldbuße: 800 Euro.