Schwer in Ordnung

Opel Cascada: Freudenspender zum Kampfpreis

Motor
27.05.2013 18:34
Eines muss ich gleich vorausschicken: Der Opel Cascada hat mit dem beim Songcontest zu Recht abgewatschten gleichnamigen deutschen Beitrag nichts zu tun. Ganz im Gegensatz zu diesem faden Disco-Hadern hätte das Rüsselsheimer Cabrio keine Niederlage verdient, denn es ist – im Wortsinn – schwer in Ordnung.
(Bild: kmm)

Dieser offene Viersitzer ist aller Ehren wert: Optisch gehört er zu den gelungenen Mittelklasse-Cabrios, ist gut ausgestattet und hat ein extrem hochwertiges Verdeck. Wo andere wirtschaftlich ins Trudeln geratene Hersteller die Entwicklung von Cabrios und anderen Nischenprodukten hintanstellen, lässt sich Opel nichts nachsagen. Das hier ist nicht Erbsenzählen, das ist gelungenes Imageaufpäppeln. Man muss sich nicht genieren, wenn man den Cascada cool findet.

Premium. Hört, hört!
Bei der Präsentation wird immer wieder der Audi A5 Cabrio ins Spiel gebracht, von einem "glamourösen Cabrio" ist die Rede, und von Premium. Das könnte auch peinlich wirken, tut es aber nicht. Der Qualitätseindruck ist ein guter, man muss schon überkritisch hinschauen, um an Spaltmaßen was bekritteln zu können. Das Verdeck mit der nahtlos eingepassten Glas-Heckscheibe, das wie das des Audi A5 Cabrio von Magna stammt, öffnet sich trotz seiner segelgleichen Größe in 17 Sekunden bei bis zu 50 km/h. Das geht auch serienmäßig per Schlüsselfernbedienung von außen – in dem Fall allerdings nur im Stand. Auch die Scheiben öffnen und schließen dabei mit. Das Premium-Akustik-Verdeck, das für wohltuende Ruhe im Innenraum sorgt, kostet allerdings 300 Euro Aufpreis.

Die Ausstattungsmöglichkeiten lassen nicht viele Wünsche offen: hitzeabweisendes Leder; eine Sitzlüftung, die nicht den Rücken kalt anbläst, sondern die Hitze absaugt; ein Bringer reicht den Gurt an; elektrisches Easy Entry fürs Lehnenumklappen (die manuelle Version merkt sich allerdings die Sitzstellung nicht); Parklückenerkenner; adaptives Fahrlicht mit bis zu zehn automatischen Lichtfunktionen; adaptives Fahrwerk; bis hin zum Frontkollisionswarner. Ein Notbremsassistent ist allerdings nicht zu bekommen, automatisch einparken kann der Opel auch nicht und der Spurhalteassistent arbeitet unsinnigerweise akustisch statt per Vibration. Top in Sachen Sicherheit: Pyrotechnisch aktivierte hochfeste Sicherheitsstäbe fahren bei Überschlag in Sekundenbruchteilen hinter den Rücksitzen heraus.

Tolle Fahreigenschaften
Das Fahrwerk gibt sich keine Blöße: Bei Testfahrten in einem wahren Kurvenreich glänzte der Cascada mit einer gelungenen Mischung aus Komfort und verbindlichem Kontakt zur Fahrbahn, geradezu agil, wenn auch naturgemäß nicht leichtfüßig, durcheilte das große Cabrio selbst wirklich schnell gefahrene Wechselkurven. Auch die Lenkung erwies sich als präzise und gefühlvoll. Das Sechsgang-Schaltgetriebe ist ausreichend flüssig zu schalten, nur zwischen 2. und 3. Gang manchmal etwas kantig.

Einziger Nachteil des Opel Cascada ist sein relativ hohes Gewicht: Der 170-PS-Benziner wiegt leer fast 1,8 Tonnen. Damit liegt er auf dem Niveau des Lancia Flavia, aber rund 150 kg über dem auserkorenen Gegner Audi A5 Cabrio. Dadurch ist die Beschleunigung etwas zäh, man würde von 170 PS mehr erwarten. Die beiden schwächeren Benziner (120 bzw. 140 PS) sind nichts für sportlich ambitionierte, sondern eher für gelassene Fahrer. Eine 200-PS-Version wird Ende des Jahres folgen, und auf der Dieselseite stehen 165 und 195 PS im Raum. Opel kennt das Gewichtsproblem, künftige Entwicklungen werden dem Rechnung tragen.

Im Innenraum des 4,70 langen Cabrios fühlt man sich gut aufgehoben, vor allem vorn (die Hinterleute müssen sich mit den Vorderen arrangieren). Die Sitze sind bequem, die Armaturen mit ihren Chromringen elegant. Die Bedienung ist was für Gegner integrierter Systeme, die gerne für alles einzelne Knöpfe haben. Das Navi ist besser als bei manch Premiumhersteller. Ausreichend groß ist mit 380 Liter der Kofferraum, von dem bei geöffnetem Dach noch 280 Liter übrig bleiben. Bei Umklappen der Rücksitzlehnen sind es maximal 775 Liter.

Gar nicht premium ist der Preis: Derzeit ist das Einstiegsmodel des Opel Cascada mit 120 PS schon ab 26.490 Euro zu haben, und das gar nicht mal mager ausgestattet. Immer an Bord sind etwa elektrische Fensterheber uns Außenspiegel, Tempomat, Klimaanlage oder Parksensoren hinten. Auch die 170-PS-Version ist noch unter 30.000 Euro zu haben – im Vergleich zum Audi A5 geht sich da locker noch ein Opel Adam aus.

Kampfpreise für einen Freudenspender also, der die kompakte Konkurrenz in der Größe überragt und die Großen im Preis unterbietet. Da fallen die Schuppen in Kaskaden von den Augen: Ja, Opel ist besser als sein Image!

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(Bild: kmm)



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