Zwischen Tradition und Moderne: Der Alltag eines Kutschers – geprägt von lauter Kritik und steigender Nachfrage. Wir haben Marco Pollandt im Pferdestall zum Interview getroffen.
„Krone“: Wie kommt man eigentlich dazu, Fiakerfahrer zu werden?
Marco Pollandt: Ich komme ursprünglich aus der Gastronomie. Vor drei Jahren hatte ich die Idee, Fiakerfahrten mit kulinarischen Erlebnissen zu kombinieren. So entstand das Konzept von „Riding Dinner“. Schnell konnte ich das Unternehmen „Fiaker Paul“ für diese Idee begeistern.
Fiaker stehen gerade im Sommer wegen der Hitze in der Kritik. Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?
Es stimmt, Umweltschützer üben in den letzten Jahren immer stärkeren Druck auf uns aus. Leider wird dabei oft mit falschen Informationen gearbeitet. Seit der Einführung des Fahrtenbuches 2016 gibt es klare Regelungen, die wir streng einhalten. Unsere Pferde haben zum Beispiel mindestens drei Tage pro Woche frei. Wenn es um die Hitze geht, gehen Pferde oft besser damit um als wir Menschen.
Ist Fiakerfahren trotzdem noch gefragt?
Absolut. Die Nachfrage ist sogar in den letzten Jahren gestiegen, sowohl bei Touristen als auch bei Österreichern. Viele sehen in einer Fiakerfahrt ein besonderes Erlebnis, das nach wie vor Magie versprüht.
Wenn es um die Hitze geht, leiden wir Fiakerfahrer oft mehr als die Pferde.
Marco Pollandt
Was macht den Beruf des Fiakerfahrers so besonders?
Es ist vor allem die Beziehung zu den Pferden. Die Zusammenarbeit mit den Tieren ist einzigartig.
Gibt es auch lustige Erlebnisse während der Fahrten?
Einmal hat ein Pärchen während der Fahrt heftig zu streiten begonnen. Der Mann war so aufgebracht, dass er am liebsten aus der Kutsche springen wollte. Zum Glück konnte ich das verhindern. Als wir am Ende der Fahrt ankamen, ist er einfach davon gestürmt und meinte noch, dass die Frau die Rechnung zahlen soll – obwohl sie gar kein Geld dabei hatte!
Wie ist es mit dem Straßenverkehr – gibt es oft Konflikte?
Leider ja, vor allem mit Taxifahrern kommt es immer wieder zu Konfrontationen. Die haben es oft eilig, während wir als Fiaker nicht so schnell unterwegs sind.
Trotz der Herausforderungen: Sehen Sie Fiakerfahren als Zukunftsjob?
Auf jeden Fall. Kutschenfahrten sind ein Gegenpol zu unserer hektischen Welt. Sie bewahren ein Stück Tradition. Manche unserer Kutschen stammen noch aus der Habsburgerzeit – das ist Geschichte, die man spüren kann.
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