14.12.2012 10:22 |

Insekten und Spinnen

Regenwald: Riesige Artenvielfalt selbst auf kleinstem Fleck

Regenwälder weisen einer neuen Studie zufolge selbst auf kleinstem Raum eine unerwartet hohe Artenvielfalt auf. Bereits auf einem Hektar Tropenwald kämen 60 Prozent der in solchen Ökosystemen heimischen Insekten- und Spinnenarten vor, berichtet ein internationales Forscherteam. Die Wissenschaftler hatten in den Jahren 2003 bis 2005 im San-Lorenzo-Nationalpark im mittelamerikanischen Staat Panama zwölf jeweils 400 Quadratmeter große Flächen untersucht.
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"Im Grunde genommen brauchen Sie gar nicht tief in den Regenwald zu gehen. Selbst nach nur 50 Metern können Sie schon einen großen Teil der im Regenwald lebenden Gliederfüßer-Arten erwarten", sagte Jürgen Schmidl von der Universität Erlangen-Nürnberg am Donnerstag. Der Biologe war an dem unter anderem vom Smithsonian Tropical Research Institute geleiteten internationalen Forschungsprojekt beteiligt, zusammen mit 100 anderen Wissenschaftlern.

Gliederfüßer, zu denen auch die Insekten und Spinnentiere gehören, machen rund drei Viertel der auf der Erde vertretenen Tierarten aus, wie Schmidl erläuterte. In der Natur dienen sie als Nahrungsgrundlage für andere Arten. Zudem sorgen sie für den Abbau von abgestorbenen Pflanzen und Altholz und spielen unter anderem eine wichtige Rolle bei der Blütenbestäubung.

Fast 130.000 Gliederfüßer erfasst
Die Forscher hatten die Probeflächen in Panama zwei Jahre unter die Lupe genommen. Anschließend hätten sie allerdings zur Bestimmung der fast 130.000 erfassten Gliederfüßer-Exemplare aus über 6.000 Arten noch mehrere Jahre gebraucht, berichtete Schmidl. Bei den mehrwöchigen Forschungseinsätzen im Regenwald hätten sie vom Boden bis zu den Baumkronen sämtliche erreichbare Insekten und Spinnen gesammelt. Zusätzlich setzten sie Fallen ein. Um an die in den Baumkronen lebenden Arten zu kommen, nutzten die Forscher unter anderem Kräne, aufblasbare Plattformen und Heliumballons.

Die Forscher errechneten, dass bereits auf einem Hektar des 6.000 Hektar großen Regenwaldes 60 Prozent der Gliederfüßer-Arten vorkommen - allerdings nicht zugleich, sondern im Laufe der Zeit, wenn sie auf der Suche nach verstreuter Nahrung den Regenwald großflächig durchstreiften. Insekten und Spinnen seien höchst mobil.

Nur große Regenwaldgebiete sichern Artenvielfalt
Schmidl warnt daher vor dem Schluss, wegen der hohen Artenvielfaltdichte reichten bereits kleinere Regenwaldgebiete zum Schutz der Tiere aus. Das Forschungsprojekt habe vielmehr gezeigt, dass nur große zusammenhängende Regenwaldgebiete die Vielfalt sicherten.

"Am problematischsten ist es, Regenwaldgebiet etwa mit Straßen, breiten Trassen oder Waldrodungen zu durchschneiden, wie es in Tropenwaldgebieten oft für die Viehhaltung oder den Soja-Anbau geschieht. Dies gefährdet durch Isolation der verbleibenden Waldteile die Vielfalt der Arten", betonte der Erlanger Biologe. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" veröffentlicht.

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