Ethnischer Konflikt

Flüchtlingsdrama in Burma nach neuen Unruhen verschärft

Ausland
28.10.2012 11:26
Neue ethnische Unruhen im Westen von Burma bzw. Myanmar haben die Flüchtlingskatastrophe in der Region wieder verschärft. Die jüngsten Gefechte zwischen Buddhisten und der muslimischen Minderheit hätten in den vergangenen Tagen mehr als 22.500 Menschen vertrieben, teilte der Vertreter der Vereinten Nationen in dem Land, Ashok Nigam, am Sonntag mit. Die Flüchtlinge, überwiegend muslimische Rohingya, strömten zu den ohnehin völlig überfüllten Lagern im Bundesstaat Rakhine.

In den vergangenen Tagen wurden in Rakhine bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Buddhisten und Muslimen nach jüngsten Behördenangaben mehr als 80 Menschen getötet. Mehrere tausend Häuser wurden zerstört. UNHCR-Sprecherin Vivian Tan sagte am Samstag, in und um die Flüchtlingslager der Hauptstadt des Bundesstaates, Sittwe, gebe es 3.200 Neuankömmlinge. "2.500 weitere sind unterwegs."

Ein Sprecher der Regierung von Rakhine, Hla Thein, sagte, rund 6.000 Flüchtlinge seien in Sittwe mit dem Schiff angekommen. Die Regierung wolle sie anderswo unterbringen. Dies sei aber schwierig, weil immer mehr Menschen ankämen. Bewohner eines Camps am Rande von Sittwe berichteten, Sicherheitskräfte hinderten die Flüchtlinge am Zugang zum Lager.

Armee schoss in die Menge
Win Myaing, ein anderer Regierungssprecher in Rakhine, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Behörden hätten die Lage in der Region unter Kontrolle. Nachdem Sicherheitskräfte aufgestellt worden seien, sei es "ruhig". Zuvor hatte der Sprecher gesagt, die meisten der Todesopfer hätten bei den Kämpfen Stichwunden erlitten. Die Armee habe in die Menge schießen müssen, nachdem Warnschüsse nichts genützt hätten, fügte er hinzu.

In einem Krankenhaus von Sittwe wurden zudem 27 Buddhisten behandelt, die meisten von ihnen wegen Schussverletzungen. Einige Männer berichteten der AFP, die Armee habe auf sie gefeuert, um sie am Zugang zu Dörfern der Rohingya zu hindern.

Die Lage in dem westlichen Küstenstaat hatte sich nach Zusammenstößen im Juni, die bereits 75.000 Menschen in die Flucht trieben, zunächst wieder beruhigt. Doch vor einer Woche flammte die Gewalt erneut auf. Seit Juni wurden amtlichen Angaben zufolge mindestens 150 Menschen beider Religionsgruppen getötet, die tatsächliche Zahl dürfte aber höher liegen.

HRW: "Behörden müssen Ursachen angehen"
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die burmesische Regierung auf, die Rohingya vor "bösartigen Angriffen" zu schützen und allen Menschen in der Region zu helfen. Die Regierung müsse zudem die Probleme bei den Wurzeln packen. "Wenn die Behörden nicht auch die Ursachen der Gewalt angehen, wird es wahrscheinlich noch schlimmer werden", sagte Phil Robertson, der stellvertretende Asien-Direktor von HRW. Amnesty International forderte die Regierung auf, dem "Kreislauf von Gewalt und Diskriminierung" ein Ende zu setzen.

Die Bevölkerung in Burma ist zu 89 Prozent buddhistisch. Nur rund vier Prozent der Bevölkerung sind muslimischen Glaubens. Die 800.000 Muslime in Rakhine gehören zur Volksgruppe der Rohingya, die als illegale Einwanderer aus dem benachbarten Bangladesch angesehen werden. Sie sind staatenlos und in ihren Rechten erheblich eingeschränkt. Die UNO sieht die Rohingya als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt an. Am Freitag warnten die Vereinten Nationen, dass der ethnische Konflikt einen Rückschlag für die weltweit gelobten Reformbemühungen Burmas bedeuten könnte.

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