Stratos als "Plagiat"

Wiener: “Felix hat mein Projekt kopiert!”

Österreich
17.10.2012 17:15
Während Felix Baumgartner nach dem Sprung in die Geschichtsbücher derzeit seinen Superstar-Status in den USA genießt und von einem TV-Termin zum nächsten düst, machen in der Heimat immer skurrilere Plagiatsvorwürfe die Runde. Der Wiener Ivan Trifonov (Bild links) behauptet: "Das Projekt wurde mir weggenommen!"

In den Vereinigten Staaten ist der Salzburger Felix Baumgartner durch seinen waghalsigen Sprung aus der Stratosphäre mittlerweile so bekannt wie ein bunter Hund. Wenn das mit dem Rummel so weitergeht, kann er bald sogar unserer "steirischen Eiche" in Hollywood Konkurrenz machen.

Derzeit sonnt sich Baumgartner in Kalifornien im Scheinwerferlicht. Ein Termin bei Talkshow-Legende Jay Leno wurde schon fixiert. Erst Ende nächster Woche dürfte der 43-Jährige endlich wieder in die Heimat zurückkehren. Da könnte ihn allerdings auch Ungemach erwarten - zumindest, wenn es nach einem heimischen Weltraumexperten geht.

"Coca-Cola und Schwarzenegger wollten nicht zahlen"
Ivan Trifonov behauptet nämlich, dass er die Idee schon viel früher gehabt hätte. Schon Anfang der Neunziger wollte er nach einem Ballonflug aus 50 Kilometern in die Tiefe springen. "Es scheiterte immer nur am Geld. Wir waren bei Coke (Coca-Cola) und Arnie (Schwarzenegger) vorstellig, niemand wollte uns haben", so Ivanov. Besonders dreist: Baumgartner soll alle Pläne des Forschers kopiert haben. Im "Krone"-Interview verrät der Weltraumexperte Details:

"Krone": Herr Trifonov, wie haben Sie den Sprung von Felix Baumgartner mitverfolgt?
Ivan Trifonov: Ich bin gerade auf Urlaub in Istrien, erntete tagsüber Oliven. Natürlich habe ich dann am Abend vor dem Fernseher mitgezittert. Und ich freue mich natürlich auch, dass alles gut ausgegangen ist, aber am Ende des Tages bleibt für mich ein bitterer Beigeschmack bei der Sache.

"Krone": Warum genau? Sie erheben jetzt tatsächlich den Vorwurf, dass Felix Baumgartner das Projekt bei Ihnen abgekupfert hat?
Trifonov: Ganz genau so ist es. Und zwar bis in viele Details. Ich hatte schon Anfang der Neunzigerjahre die Idee, mit einem speziell konstruierten Heißluftballon bis in eine Höhe von 50 Kilometern aufzusteigen und dann in einem speziellen Raumanzug und mit Schallgeschwindigkeit Richtung Erde zu düsen. Es gab auch schon ziemlich konkrete Pläne, die Russen wollten mich unterstützen. Der "Kurier" hat damals schon mehrmals darüber berichtet. Die konkreten Pläne sind übrigens auch in meinem Buch "Ballooning Extrem" in aller Ausführlichkeit nachzulesen.

"Krone": Wie kamen Sie zu dem ganzen Expertenwissen?
Trifonov: Ich war bei der MIR-Mission der Russen mit eingebunden, hätte als erster Österreicher mit ins All fliegen sollen. Ich habe monatelang trainiert, geworden ist es dann ein anderer. Aber das Know-how blieb natürlich, und ich wollte es dann eben in der extremen Ballonfahrt einbringen. Auf diesem Gebiet konnte ich bisher auch viele Rekorde brechen, nur dieser eine blieb mir verwehrt.

"Krone": Warum ist das Projekt schlussendlich gescheitert?
Trifonov: Leider an einer einzigen, aber sehr wichtigen Sache: dem Geld. Die Russen wollten nichts zahlen. Jahre später probierte ich es wieder. Im letzten Augenblick sprang eine Versicherung ab, und ich musste alles zu den Akten legen. Auch bei Red Bull habe ich es probiert, aber die wollten mich nicht.

"Krone": Haben Sie Felix Baumgartner je getroffen?
Trifonov: Ja, natürlich. Zuerst hatten wir einen Briefwechsel. Dann haben wir uns in Salzburg getroffen. Er kopierte viele Unterlagen von mir und wollte sich wieder bei mir melden. Gehört habe ich leider nie wieder was von ihm.

"Krone": Wie geht es Ihnen jetzt? Wie enttäuscht sind Sie?
Trifonov: Felix hat mich einfach maßlos enttäuscht.

Die "Krone" traf am Mittwoch auch noch den Mastermind hinter dem damaligen "Uranos"-Projekt, Trifonovs Bruder Peter (Bild 2). Auch er meint: "Felix hat sich mies verhalten. Ivan wollte ihm helfen, Rückmeldung kam nie." Böse sei man ihm aber dennoch nicht.

Wie heißt ein altes Sprichwort so schön: Die Zeit heilt alle Wunden. Oder in diesem Fall vielleicht treffender: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben...

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