1:0 für "Fifa"

“Pro Evolution Soccer 2013” unterliegt knapp

Spiele
17.10.2012 12:28
Cristiano Ronaldo gehört unbestritten zu den derzeit besten Kickern dieses Planeten. Doch sein Auftreten polarisiert: Er wirkt arrogant und überheblich, meinen die einen. Die anderen verweisen hingegen auf seine überragenden technischen Fähigkeiten, die Finten und Tricks sowie auf seine Torgefahr. Gäbe es nicht einen Lionel Messi, er wäre der Allerbeste. Mit Konamis "Pro Evolution Soccer 2013" verhält es sich ähnlich. Es gehört zu den besten Fußballsimulationen am Markt, ist vielschichtig, um nicht zu sagen mitunter kompliziert, und hat mit EAs "Fifa 13" einen mindestens ebenbürtigen Konkurrenten.

Dass gleich zu Beginn eine aus fünf Schritten bestehende Konfiguration des Spielerprofils vorgenommen wird, ist allerdings eine Eigenwilligkeit, die ungeduldige Naturen, die nur eines wollen, nämlich gegen den Ball treten, anfangs gehörig stresst. Wobei, genaugenommen: Ohne Geduld werden sich dem Spieler die Möglichkeiten von "Pro Evolution Soccer 2013" nie ganz erschließen.

Die Steuerung ist ungemein facettenreich, jede Feinheit des Fußballspiels kann angewandt werden. Das Tutorial vermittelt dies durch eine Unzahl an Übungen. An dieser vorbildlichen Umsetzung kann sich "Fifa 2013" (siehe Infobox) ein Beispiel nehmen. Die Krux an der Geschichte ist das eigene mangelhafte Gedächtnis, welches sich weigert, sich auf Anhieb alle Steuerungskombinationen zu merken. Wie beim richtigen Sport schafft erst regelmäßiges Training Abhilfe.

Bevor es zum alles entscheidenden Ankick kommt, muss zunächst der Spielumfang einer Überprüfung standhalten. Prinzipiell ist sowohl im Offline- als auch Online-Bereich alles Notwendige vorhanden, ohne allerdings an den Umfang von "Fifa 13" heranzukommen. Alleinstellungsmerkmal ist, dank Lizenz, die integrierte Champions League. Das Fehlen der heimischen Liga schmerzt hingegen inzwischen sehr. Selbst die Deutschen haben nichts zu lachen, denn auch für die deutsche Bundesliga fehlt die Lizenz. Immerhin: Für zwei Klubs, Bayern mit Alaba und Schalke mit Fuchs, hat es gereicht.

Auch die Präsentation außerhalb des Spiels hinkt etwas hinter "Fifa 13" her. Damit geht es nun auch schon rein ins Spiel: Die Grafik ist sehr gut und bei den Wiederholungen sowie einigen Animationen dem Konkurrenten leicht überlegen, wodurch es insgesamt zu einem Unentschieden reicht. "Pro Evolution Soccer" setzt schon jeher auf Realismus und bietet mit der "Full Control" eine wesentliche Neuerung.

Die Funktion geht über jene von "Fifa 13", dort "First Ball Touch Control" genannt, sogar hinaus: Noch nie wurden Pässe so elegant angenommen, mit der Ferse weitergeleitet oder das Spielgerät mit der Sohle gestreichelt. Stoppfehler wie bei "Fifa 13" passieren hingegen nicht und schmälern damit entscheidend den ansonsten guten Eindruck. Insbesondere Starspieler wie Ronaldo tricksen so gekonnt, dass so mancher Gegner nur mit offenem Mund daneben stehen kann. Das Manko dabei: Das Gefälle zwischen den Besten und dem Rest ist schlichtweg zu groß geraten, die Verteidiger bleiben zu oft chancenlos.

Dies mag vielleicht an der sogenannten Player ID liegen. Ähnlich wie bei "Fifa" werden den Spielern damit spezifische Attribute zugeordnet. Blöderweise hat es aber noch nicht für alle Spieler gereicht. Damit ist nicht nur die Spielbalance beeinträchtigt, sondern es wirkt auch so, als sollte mit aller Macht ein Vorteil von "Fifa" wettgemacht werden, ohne auf die vollständige Umsetzung zu warten.

Den Vogel schießt allerdings mit weitem Abstand der Torhüter ab. Nicht, weil er etwa ein Steirertor nach dem anderen kassiert oder an Flanken orientierungslos vorbeisegelt. Die Leistungen sind diesbezüglich nicht zu beanstanden. Es wurde auch darauf geachtet, dass der Keeper keine unüberwindbare Hürde ist. Die Schwachstelle ist überraschenderweise der Auswurf. Während die Ausschüsse tadellos klappen, scheinen die Männer zwischen den Torstangen von einer Art mysteriöser Krankheit befallen zu sein, wenn es darum geht, den Ball mit der Hand auszuwerfen. Mit der Energie und Kraft eines Hundertjährigen mühen sie sich ab, die Kugel zum Mitspieler zu werfen.

Die KI ist hingegen sehr gelungen und jener von "Fifa 13" mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar etwas überlegen. Ein Clou der Spielmechanik ist die Möglichkeit, zu verzögern - also den Ball führenden Spieler zu verlangsamen, damit die Mitspieler vorbeiziehen und in die offenen Räume vorstoßen können.

"Pro Evolution Soccer 2013" spielt sich trotz der Schwächen insgesamt flüssig, dynamisch und befindet sich auf dem Niveau des Konkurrenten. Welches nun die bessere Spielmechanik besitzt, liegt im Auge des Betrachters. Ein klarer Sieger ist jedenfalls nicht auszumachen, wenn auch "Fifa 13" unterm Strich etwas stimmiger wirkt.

Fazit: Ronaldo, der auf dem Cover von "Pro Evolution Soccer 2013" prangt, ist der passende Gegenpart zu Messi auf dem "Fifa 13"-Cover. So ambivalent wie der Portugiese fällt auch die Gesamtbeurteilung aus. Die technische Klasse ist unbestreitbar vorhanden. In einigen wenigen Punkten ist "Pro Evolution Soccer" überlegen, in vielen gleich gut. Letzten Endes ist es aber wie bei Ronaldo gegen Messi: Der kleine Argentinier ist um den Deut besser. "Pro Evolution Soccer 2013" scheitert unerwartet an Schwächen in der Spielmechanik und auch dem etwas geringeren Gesamtumfang inklusive der Lizenzen.

Veränderung zum Vorgänger: Die neue "Full Control" ist die wesentlichste Neuerung, die ein noch realistischeres Ball- und Spielgefühl vermittelt. Dazu gehört auch die verbesserte KI. Weniger gelungen sind die nicht flächendeckende Einführung der Player ID sowie der kraftlose Torwart.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC, Wii, PSP, 3DS
Publisher: Konami
krone.at-Wertung: 8/10

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