Italiens Polizei und Justiz kennen das: Du kannst der Mafia am besten beikommen, wenn ein ranghohes Mitglied der ehrenwerten Gesellschaft die Omertà, das Schweigegebot, bricht. So jetzt in Ungarn geschehen.
Ein Capo aus dem innersten Kreis der Macht, Péter Magyar (sprich: Modjor), packt aus. Und er bringt die Massen auf die Straße – anders als die bisherigen oppositionellen Naivlinge, mit denen Orbán ein leichtes Spiel hatte. Der junge charismatische Regime-Konvertit kann überzeugen – gerade weil er mitten aus dem System kommt.
Lange hat es gebraucht, bis die Ungarn die Geduld mit dem Regime verloren haben. Es ist die Herrschaft einer „neuen Klasse“, wie Titos abtrünniger Kampfgefährte Milovan Djilas in seinem klassischen Werk den damaligen realen Kommunismus beschrieben hatte.
Noch im Überschwang seiner Siege war Orbán 2011 im Interview mit dem Autor dieser Zeilen ins Schwärmen gekommen, so viele Verfassungsgesetze mit Zweidrittelmehrheit geschaffen zu haben, die zehn Legislaturperioden lang, also 40 Jahre, nicht rückgängig gemacht werden könnten. Das gilt weiterhin.
Deshalb wird es noch spannend, wie dieses autoritäre Regime – bisher ohne politische Gefangene – auf Oppositionsdruck reagiert, wenn Orbán glaubt, dass er ihm gefährlich wird. Wird er garstig? Péter Magyar möge jedenfalls aufpassen, dass ihn nicht das Schicksal des Aleksej Nawalnij ereilt.
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