Torners Dinner

„Hatte nie so viele Zweifel wie in diesem Jahr“

17.03.2024 10:30

Die „Krone“ traf die ehemalige Starmania-Siegerin Anna Buchegger zum offenen Gespräch über das durchaus harte Showbusiness.

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„Krone“:Anna, was für eine schöne Kette – hat der goldene Anhänger mit den Zahlen „0815“ eine Bedeutung?

Anna Buchegger: Ja, hat er. Mir hat einmal jemand gesagt, ich und meine Musik seien eh nur so „08/15“, nichts Besonderes halt. Das habe ich auf meine Art verarbeitet und mir diese Kette dazu gekauft (lacht).

Sie gehen gerne auf Konfrontation mit Ihren Kritikern, habe ich gehört?
Ja, das stimmt. Während „Starmania“-Zeiten habe ich sogar noch jedem bösen Kommentar auf Social Media geantwortet. Auf Dauer ist das aber komplett sinnlos, weil sich solche Dinge schnell aufschaukeln.

Treffen einen solche Kommentare hart?
Ja natürlich. Am meisten ärgern mich aber die Leute, die Dinge verdrehen. Ich habe erst kürzlich einen Textausschnitt von meinem Lied „Vaterland“ veröffentlicht. Darin singe ich „Unser Vaterland wackelt auf der Bierbank“. Eigentlich geht es um Gesellschaftskritik, Religion, Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung. Jemand, der das Lied gehört hat, hat das aber so interpretiert, dass mein Vater auf der Bierbank wackelt, ich also vermeintlich eine schlimme Kindheit hatte und darüber jetzt singe. Das hat so weite Kreise gezogen, dass meine Eltern sogar darauf angesprochen wurden. Meine Mama war danach wirklich fertig, ihr ging es richtig schlecht damit.

Klein kriegen lassen Sie sich von solchen Vorkommnissen aber offensichtlich nicht. Kritiker bezeichnen Ihr neues Album als gespickt mit „unbequemen Texten, die weh tun oder anecken können“.
Auf meinem neuen Album mache ich das eben im Salzburger Dialekt, mit alpenländischem Hackbrett und modernem Pop-Sound. Ich habe mir das letzte Jahr viele Gedanken über das Wort „Heimat“ gemacht und bin dabei draufgekommen, dass wir oft noch in konservativen, alten Mustern feststecken. Solche Dinge müssen angesprochen werden. Ich sehe es als Aufgabe, die Gesellschaft oder auch die Politik mit meiner Musik mitzugestalten. Das ist das, was ich als junge Frau will.

Wir stecken noch oft in alten Denkmustern fest. Solche Dinge müssen angesprochen werden. Das sehe ich als meine Aufgabe als Künstlerin.

Anna Buchegger

Bild: Andreas Tröster

Da gehört ein gewisses Selbstbewusstsein dazu. Wer hat Ihnen das mit auf den Weg gegeben?
Ich bin oft unsicher. Aber ich habe Wege gefunden, damit umzugehen. Dennoch: Ich habe noch nie so viele Zweifel gehabt wie in diesem Jahr. Finanziell, mit meiner Unabhängigkeit, wie schaut die Bilanz von all dem am Jahresende aus ... Die Entscheidung, als freischaffende Künstlerin zu arbeiten, ist ein sehr riskanter Schritt. Und ich weiß, dass das ohne die Unterstützung meiner Eltern nicht ginge. Deshalb war es mir auch wichtig, mir ein zweites Standbein als Musikpädagogin aufzubauen. Im Jazzit haben wir zum Beispiel ein eigenes Musikvermittlungsprogramm.

Die Entscheidung Künstlerin zu sein, ist ein sehr riskanter Schritt. Und ich weiß, dass das ohne die Unterstützung meiner Eltern nicht ginge.

Anna Buchegger

Würden Sie den jungen Menschen, die dort zu Ihnen kommen, den Beruf als Sängerin empfehlen?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich diesen Beruf jungen Menschen ohne Weiteres ans Herz legen würde. Aber ich würde ihnen auf jeden Fall raten, Musik zu machen, wenn es ihnen gefällt. Vielleicht auch mit einem Nebenjob. Aber Musik kann mental und auch gemeinschaftlich sehr viel stärken. Ich bin trotz allem immer noch der Meinung, dass Musik etwas Verbindendes ist.

Hat Ihnen Ihre Teilnahme bei der ORF-Castingshow in diesem harten Geschäft einen Bonus verschafft?
Auch ich habe Tage, an denen ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll, wenn zum Beispiel Gigs ausbleiben. Mein Starmania-Vertrag ist schon lange ausgelaufen, der war von vorne herein auf zwei Jahre befristet. Das war im Endeffekt ein stetiges, langsames Auseinandergehen. Aber das war von vorne herein klar. Gebracht hat es eher für mich persönlich etwas. Mir wurde klar, was ich will und was ich nicht will. Und auch, dass ich mich auf meine Instinkte verlassen kann.

Sie managen sich bis heute selber und haben Ihr eigenes Musiklabel, oder?
Ein Management inklusive Pressearbeit habe ich mittlerweile. Mir reicht, dass ich Social Media bedienen muss. Das checke ich nämlich überhaupt nicht, auch wenn ich jung bin (lacht). Ich gebe zwar mein Bestes, aber Videos zu schneiden und zu gewissen Uhrzeiten an bestimmten Tagen etwas zu posten, das ist schon ein eigener Beruf eigentlich. Musiklabel habe ich aber immer noch mein eigenes. Ich hätte keinen Vorteil gesehen, bei wem anderen einen Vertrag zu unterschreiben.

Social Media checke ich überhaupt nicht, auch wenn ich jung bin (lacht). Diese ganzen Videos zu schneiden und zu posten, ist ein eigener Job.

Anna Buchegger

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?
Mit meinem neuen Album „Windschatten“, das am 4. Oktober erscheint, freue ich mich, Konzerte spielen zu dürfen. Und ich möchte mehr als Musikpädagogin unterrichten. Das ist ein sicheres Standbein und es macht mir Spaß. Vor allem finde ich, dass es eine sinnvolle Arbeit ist, weil ich mein Wissen an andere Leute weitergeben kann.

Auftritt am 22. März in Salzburg
…Konzerttipp: Anna Buchegger tritt am Freitag, 22.3. (20 Uhr), mit der Lungau Big Band in der Szene Salzburg auf.

Zur Person
Anna Buchegger stammt aus Abtenau, ihre Eltern haben eine kleine Landwirtschaft mit Alpakas. 2011 nahm Buchegger, damals zwölf Jahre alt, als jüngste Teilnehmerin an der Castingshow „Die große Chance“ teil und schied im Halbfinale aus. Die ORF-Gesangsshow „Starmania“ konnte Buchegger zehn Jahre später für sich entscheiden. Die 25-Jährige hat neben ihrem Beruf als Sängerin ein Studium der Musikpädagogik in Wien abgeschlossen.