Die zahlreichen Verletzungen im alpinen Ski-Weltcup im Allgemeinen sowie in der vergangenen Woche bei den Frauen-Rennen in Cortina d‘Ampezzo im Speziellen haben beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) zu einer Diskussion über Änderungsvorschläge geführt. „Wir sind am Formulieren gewisser Regeländerungsanträge an die FIS, um unserer Verantwortung als Sportverband nachzukommen“, erklärte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer am Donnerstag in einer Medien-Gesprächsrunde Wien.
Das Material werde von Jahr zu Jahr besser, die Risikobereitschaft steige von Jahr zu Jahr. Es gehe darum, die Geschwindigkeit zu reduzieren, etwa durch den Einsatz anderer Anzüge oder die Ski-Präparierung. „Wenn man Fluor misst, muss man auch den Kantenwinkel regulieren können“, führte Scherer aus. Da sind auch die Experten gefordert, hier Sorge zu tragen, dass das Verletzungsrisiko abnimmt, weil es uns im Image nicht förderlich ist und auch schadet. Es ist nicht gut, wenn wir so viele Verletzte haben.“ Das auch im Hinblick auf die Nachwuchs-Gewinnung.
Denn die Eltern würden sich fragen, ob es angesichts der Verletzungsmisere noch gut sei, ihren Kinder den Skisport auszuüben zu lassen. Freilich spiele in diese Thematik auch die Teuerung in den Liftkartenpreisen hinein. „Vielen ist nicht bekannt, dass es in vielen Skigebieten bis ins Jugendalter eine kostenlose Beförderung gibt“, betonte Scherer. Für andere Regionen, in denen auf so etwas nicht zurückgegriffen werden könne, brauche es aber Modelle, ökonomische Projekte. Lösungen brauche es auch punkto der Kostensituation in weiterführenden Schulen, etwa durch Scholarships.
„Nachhaltiger und leistbarer Skisport“
„Über diese Themen sollte man die nächsten drei bis fünf Monate nachdenken“, präzisierte Scherer und meinte damit den Zeithorizont bis zu der im Frühsommer in Vorarlberg angesetzten Länderkonferenz von Ski Austria. „Wir wollen da entsprechende Lösungen und Konzepte präsentieren.“ Bis dahin sollen demnach die Themen „Nachhaltiger und leistbarer Skisport“ in das Zentrum gerückt werden. „Diesen Themen wollen wir uns mit Experten in den nächsten Monaten widmen. Die Kick-off-Veranstaltungen mit der Fixierung des Fahrplans sind für nächste Woche angesetzt.“
Hinsichtlich von Nachhaltigkeitsthemen werde man auch den in Klimafragen sehr aktiven ÖSV-Abfahrer Julian Schütter einbinden. Wünschenswert sei zudem eine bundesländer-übergreifende Regelung bei öffentlichen An- und Abreisen von Events. Ein Ticket für einen Event könnte gleichzeitig auch jenes für die Anreise dorthin sein. Es fehle aber an der Koordinierung, so Scherer. „Im Klima-Ministerium haben wir dafür noch keinen Ansprechpartner bekommen. Es gibt schon Lösungen, die wir selbst umsetzen können, es gibt aber auch Forderungen an die Politik.“
Teil der Umweltfrage ist natürlich auch die Gestaltung des Weltcup-Kalenders, in der Scherer eine klare Notwendigkeit sieht. „Über kurz oder lang wird es so sein, dass man später (in die Saison, Anm.) startet.“ Mit den Auftaktrennen in Sölden sei man bereit, vom Oktober in den November zu wechseln, wozu es für den Zeitraum ab 2025 die Bereitschaft gebe. „2024 wäre auch möglich gewesen, aber da wir noch keinen Kalender haben, wäre es fahrlässig, einen November-Termin einfach zu blocken. Zermatt-Cervinia ist derzeit leider der Bremsklotz in der Kalenderplanung.“
Konzept gut, Zeitpunkt schlecht
Die Rennen im schweizerisch-italienischen Grenzgebiet konnten nun zwei Jahre wetterbedingt nicht gefahren werden, es waren insgesamt acht Absagen. Scherer: „Es ist ein innovatives Konzept, aber ein falscher Zeitpunkt. Wir wissen, dass in Zermatt im November noch nie jemand da oben trainiert hat.“ Der ÖSV-„General“ bestätigte, dass der Event offenbar für länger fixiert ist. „Es gibt scheinbar ein Schriftstück, unterzeichnet vom FIS-Präsidenten (Johan Eliasch, Anm.), das ihnen die Rennen auf fünf Jahre zuspricht. Das ist für uns sehr irritierend, weil es das in keinem anderen Ort gibt.“
Es sind auch die Experten gefordert, hier Sorge zu tragen, dass das Verletzungsrisiko abnimmt, weil es uns im Image nicht förderlich ist und auch schadet.
Christian Scherer
Bild: GEPA pictures
Grundsätzlich sprach sich Scherer für weniger Rennen im Weltcup-Kalender aus, dafür hochwertigere. „Das tut den Athleten und auch dem Produkt gut.“ Die Trainingskalender seien oder würden bereits umgestellt, auch die Ausbildungen und Kurse seien anders terminisiert als früher. „Wir fahren wesentlich länger Ski als früher. Wir müssen im Frühjahr die Zeiten besser nutzen, um fehlende Trainingsmöglichkeiten im Sommer und Frühherbst kompensieren zu können.“
Wann es für Marco Schwarz ins Skitraining geht, ist offen. Der Kärntner hat auf der Jagd nach dem Gesamtweltcup Ende Dezember in Bormio seinen schon zweiten Kreuzbandriss erlitten, arbeitet laut Scherer „mit einem extrem starken Mindset“ am Comeback. Der Prozess bis dahin werde filmisch begleitet. „Wir machen das, um zu zeigen, auch mit zwei Kreuzbandrissen kannst du das Comeback in Richtung Weltspitze schaffen. Primär ist die Intention, jungen Leuten Mut zuzusprechen.“ Der erste zweier Teile soll Anfang März vor dem Aspen-Riesentorlauf ausgestrahlt werden.
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