Einige Fragen bleiben

Drogendealer gab „Zund“ für brutalen Überfall

Oberösterreich
25.01.2024 19:00

Die Nachwirkungen des Überfalls plagen Josef Fill (84), seine Gattin und die Tochter weiterhin, doch die Klärung der Home-Invasion hilft bei der Bewältigung. Auch ist tröstend, dass der „Zund“ nicht von einem Nahestehenden oder einem Firmenmitarbeiter kam, sondern von einem Drogendealer, der sich mit Schwerkriminellen zusammengetan hatte.

Dass von der Beute - Schmuck, Uhren, Bargeld im Wert von unter 100.000 Euro - nichts gefunden wurde, ärgert Josef Fill wenig: „Es war nichts dabei, woran unser Herzblut hängt.“ Die Räuber hatten sicher mehr erwartet, doch Fill meinte am Donnerstag zur „Krone“: „Ich hab’ doch kein Gramm Gold daheim, bin ja nicht deppert.“

„Bei dieser Familie ist viel zu holen“
Doch beim Planen des Coups waren die Täter wohl anderer Ansicht, erhofften die Mega-Beute. Den „Zund“ hatte ein 28-jähriger Rieder gegeben, als er in der Schweiz in Basel beim Drogeneinkaufen - er soll Kokain im Kilobereich geschmuggelt haben - mit einem ihm bekannten Nordmazedonier (46) zusammentraf. Ihm habe er von einer reichen Industriellenfamilie erzählt und dass hier sicher „viel zu holen sei“.

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Einige Fragen in diesem Fall sind noch offen. Weil die Verhafteten vor allem im Bezug auf Komplizen schweigen.

Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts OÖ

Zwei Kundschafter kurz vor Coup abgefangen
Der Nordmazedonier tat sich mit einem Deutsch-Kasachen (42) zusammen - sie haben zig Jahre im Knast verbracht, insgesamt 28 Vorstrafen - und holte auch noch andere Ganoven mit ins Boot. „Drei Tage vor dem Überfall wurde in der Nähe des Hauses der Familie ein nordmazedonisches Auto gemeldet, in dem zwei Esten saßen. Einer davon war in Graz zur Verhaftung ausgeschrieben, der andere musste freigelassen werden“, berichtete LKA-Chef Gottfried Mitterlehner über einen wichtigen Treffer.

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Es war ein Paradefall, der auch durch die perfekte internationale Zusammenarbeit geklärt werden konnte.

Andreas Pilsl, Landespolizeidirektor von Oberösterreich

In dem beschlagnahmten Auto wurden, wie im Haus, DNA-Spuren des 46-Jährigen, der in Deutschland wegen einer Home-Invasion gesucht wurde, gefunden. Vermutet wird, dass die Esten die Kundschafter waren, die Haupttäter ließen sich vom Rückschlag nicht abhalten.

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Wir haben es mit zwei Schwerverbrechern zu tun. Die Vorstrafen der Männer, die im Haus waren, würden ein Buch füllen.

Alois Ebner, Sprecher Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis

Mindeststrafe schon höher
Sie schlugen in der stürmischen Julinacht zu, fesselten die Familie und setzten sich mit der Beute in ihre Heimatländer ab. Über DNA-Spuren kamen Ermittler zu den Namen der Haupttäter, verhafteten den Deutsch-Kasachen in Freiburg (D), den Nordmazedonier in Zagreb (Kroatien) und den „Zundgeber“ in Ried. „Er sieht sich selbst als Opfer, einer der Hauptverdächtigen spricht aber davon, dass er die treibende Kraft war“, sagt Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried, die bei Mutter und Tochter Gutachten in Auftrag gab, ob eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt. Die Mindeststrafe beträgt ohnehin fünf Jahre, weil Josef Fill beim Überfall die Mittelhand gebrochen worden war. Landespolizeichef Andreas Pilsl hofft, dass ein noch flüchtiger Fluchthelfer gefasst wird, damit der Fall abgeschlossen ist.

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