THEATER/JOSEFSTADT

Turrinis Theater flammender Herzen

Kritik
12.01.2024 18:26

„Es muß geschieden sein“ nennt sich Peter Turrinis neuestes Drama. Das Theater in der Josefstadt hat das Auftragswerk der Raimundspiele Gutenstein erfolgreich übernommen. Das Publikum freut sich über Theater als moralische - nicht als moralisierende Anstalt.

kmm

In ihrer Art, die von manchen für altmodisch gehalten, von anderen aber sehr geschätzt wird, ist die „Josefstadt“ ein gesegnetes Haus: Hier wird, wenigstens meist, Theater und nichts als Theater gespielt. Und zwar in dem Sinn, in dem Peter Turrini sein Handwerk stets verstanden hat: als moralische, nicht als moralisierende Anstalt, deren Ziel es ist, die Besucher um einen Deut kritischer und mitmenschlicher nach Hause zu schicken. Turrini liebt die Menschen, das offenbart sich in jedem seiner meisterhaften Dialoge, an denen zu pfuschen sich kein übergeschnappter Regisseur unterstehen soll.

Eine Theatergruppe probt Raimunds „Bauer als Millionär“ im Wiener Vormärz
Eine Theatergruppe probt Raimunds „Bauer als Millionär“ im Wiener Vormärz(Bild: Theater in der Josefstadt/Moritz Schell)

Das nun an die „Josefstadt“ übernommene Auftragswerk der Raimundspiele Gutenstein (die Trophäe kann dem erkrankten Intendanten Johannes Krisch niemand wegnehmen) zählt zum Besten aus dem Spätwerk des Weltdramatikers: Inmitten der erstickenden Idylle des Wiener Vormärz probt eine Theatergruppe den „Bauer als Millionär“. Da wettert blutig die Revolution ins Geschehen, um alsbald mit den bis heute wirksamen Folgen niederkartätscht zu werden. Stephanie Mohr stellt das mit einer drastischen Warmherzigkeit, die an Dario Fo denken lässt, auf die fast leere Bühne (Miriam Busch). Das Ensemble ist wunderbar: Günter Franzmeier als Nestroy-Dämon, zum Fürchten biegsam an Leib und Charakter, kommt wie der elementare Komödiant Thomas Frank aus dem sinnlos verwüsteten Volkstheater-Ensemble. Johanna Mahaffy rührt wundersam ans Herz, Susanna Wiegand, Michael Dangl, der eingesprungene Direktor Föttinger und alle anderen erweisen dem Anlass nichts als Ehre.

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