Burg-Premiere

„Zentralfriedhof“: Martin Kusejs letzter Meter

Kritik
20.04.2024 10:51

Der Zentralfriedhof stellt – neben dem Heldenplatz – einen weiteren identitätsstiftenden Ort für Wien dar. Diesem widmet sich Herbert Fritsch in seiner neuen Inszenierung am Burgtheater, die als Abschlusspremiere von Martin Kušejs Direktion auf die Bühne kam. 

(Bild: kmm)

Das war es jetzt endgültig mit der langen Ehrenrunde, auf deren Höhepunkt sich der ungern scheidende Burg-Direktor Kušej an den neuen Dienstort Shanghai verändert. Nachdem er sich mit seinen eigenen Abschiedsinszenierungen noch als „Menschenfeind“ und gekreuzigter Heiland („Orpheus steigt herab“) zu erkennen gegeben hat, experimentiert er zum Finale mit Formen des Unsinns: zuerst mit einer blamablen Blödsinnsobwaltung in Gestalt einer Nazi-Performance. Zum halbwegs glimpflichen Ende aber dann doch mit dem virtuosen Nonsens, den der bayrische Regie-Anarchist Herbert Fritsch im kleinen Finger hat.

Der Abend nennt sich „Zentralfriedhof“ (und das ist keine Anspielung auf die 63,8 % Hausauslastung). Das Klischee vom todversessenen Wiener wird in die Luft geworfen: elf Pompfüneberer, die sich 90 Minuten lang auf fast leerer Bühne mit wortlosem, hoch akrobatischem, dadaistisch grundiertem Slapstick verausgaben. Was sie mit Hosenträgern, Fahrrädern und Schaufeln anstellen, ist anfangs faszinierend, ermattet aber in Sinnlosigkeit. Auch, weil niemand dieses Tempo einen Abend lang durchhalten kann. Aber die Zombie-Szene sitzt, und jedem der elf Burgschauspieler gebührt ein Platz im Ehrenhain der Theaterkunst.

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