Der 11A ist für Bewohner des Pensionistenheims in Wien-Leopoldstadt ihre Verbindung zur Außenwelt - wenn er denn knapp genug zur Station zufährt. Am oft unüberwindlichen Abstand zwischen Gehsteigkante und Bus geben die Wiener Linien Autofahrern die Schuld.
Manche Fahrer der Linie 11A seien „eh lieb“, meint Elfriede S. gegenüber der „Krone“. Soll heißen: Sie fahren in Wien-Leopoldstadt knapp genug zur Station „Pensionisten-Wohnhaus Prater“ zu, damit man es mit Rollator in den Bus schafft. Manche Lenker sind aber weniger lieb. Die meisten Bewohner des Pensionistenheims in der Engerthstraße sind auf den Rollator angewiesen - und auf den 11A. Er ist für sie die einzige Verkehrsverbindung zur Außenwelt.
Wenige Zentimeter als unüberwindliche Hürde
Die Station beim „Haus zum Leben Prater“ wurde baulich eigens darauf ausgerichtet, dass Busse möglichst knapp zufahren können. Das mit gutem Grund: Nur wenige Zentimeter Abstand zwischen Bus und Gehsteigkante bedeuten für Rollator-Benutzer eine unüberwindliche Hürde. Noch schlimmer ist die Situation beim Heimkommen: Dann könne man nur auf die Hilfe anderer Fahrgäste hoffen, um den Ausstieg zu schaffen, erzählt Frau S.
„Einen Tag später ist alles wieder beim Alten“
Frau S. und viele ihre Mitbewohnerinnen hätten sich schon oft bei den Wiener Linien beschwert, erzählt sie. Das wirke jedoch, wenn überhaupt, nur kurzfristig: „Einen Tag später ist alles wieder beim Alten.“ Die Wiener Linien beteuern in einer Reaktion, dass gerade ihnen das Thema Barrierefreiheit ein Anliegen sei, wie man daran erkennen könne, dass die Busflotte der Stadt inzwischen zu 100 Prozent aus absenkbaren Niederflurbussen bestehe.
Unsere Buslenkerinnen und Buslenker werden darauf geschult, bei jeder Haltestelle so nah wie möglich zuzufahren, um das Einsteigen für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen oder Kinderwagen zu erleichtern.
Stellungnahme Wiener Linien
Riskante Manöver verboten
Oft sei es den Busfahrern aber gar nicht möglich, so nah wie gewünscht an die Gehsteigkante zu kommen, heißt es seitens der Wiener Linien. Das müsse bei jeder Haltestelle neu bewertet werden - gerade auch im Winter, wenn Schnee am Fahrbahnrand zusammengeschoben werde. Risikoreiche Manöver seien jedenfalls ausgeschlossen: „Sicherheit hat oberste Priorität.“
Gerade bei der Haltestelle vor dem Pensionistenheim sehen die Wiener Linien zudem die Schuld anderswo, nämlich bei jenen Autofahrern, die vor der Station parken. Fahrzeuge, die aus den Schrägparkplätzen hervorragen, nehmen dort dem Bus den Spielraum zum Manövrieren. Er kann deswegen oft nur schräg zur Station heranfahren - und bleibt dann mit so viel Abstand stehen, dass Frau S. und ihre Mitbewohnerinnen auf ihren Ausflug an diesem Tag verzichten müssen.
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