„Frankreichs Schande“

Obelix, der Sexstrolch: Der Fall Gérard Depardieu

Society International
19.12.2023 13:14

Die Ehrenlegion will nichts mehr mit ihm zu tun haben, das Pariser Wachsfigurenkabinett hat seine Figur entfernt und die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak nennt ihn die „Schande von Frankreich“. Die einstige Schauspiel-Ikone Gérard Depardieu steht kurz vor seinem 75. Geburtstag in Frankreich als widerlicher Sexstrolch am Pranger. 

Endlich, wenn die zahllosen Übergriffvorwürfe stimmen, muss wohl man sagen. Denn offenbar hat der Schauspielerstar, der in fast 200 Filmen gespielt hat, jahrzehntelang versteckt hinter der lustigen Maske des dicken Obelix oder der des eloquenten „Cyrano von Bergerac” sein Unwesen getrieben.

Unter anderem war zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre Kommentare zu seiner jungen Übersetzerin macht. „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126“, sagte er. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagte er öffentlich: „Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus.“

Dutzende Anzeigen und eine Tote
Erst kürzlich hat die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould hatte ihn bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt.

Am Schockierendsten: Die Schauspielerin Emmanuelle Debever, die als junge Frau mit Depardieu im Film „Danton“ spielte, wurde am Tag der Ausstrahlung der Dokumentation aus der Seine gezogen und starb wenig später im Krankenhaus. Die Umstände ihres Todes werden derzeit untersucht.

Im Jahr 2019 hatte sie auf Facebook geschrieben: „Dieses Monster gönnte sich während der Dreharbeiten jede Menge Spaß und nutzte die Intimität in einer Kutsche. Seine dicke Pfote unter meinen Rock zu schieben, um, wie er es ausdrückte, ‚mir ein besseres Gefühl zu geben‘ … Ich habe es nicht zugelassen.“

Depardieu wies sämtliche Vorwürfe zurück. Arnould habe sich ihm freiwillig hingegeben, erklärte er etwa.

Ein gutes Dutzend weiterer Frauen berichteten aber ebenfalls von Übergriffen durch den Schauspieler und „in der französischen Kinowelt war das problematische Verhalten von Gérard Depardieu sehr wohl bekannt“, wie der Chef der Produzentengewerkschaft, Marc Missionnier, in dem Dokumentarfilm erklärte.

Gérard Depardieu weist alle Vorwürfe zurück, seine Anwälte erklärten, die Behauptungen in dem ...
Gérard Depardieu weist alle Vorwürfe zurück, seine Anwälte erklärten, die Behauptungen in dem Dokumentarfilm seien „anfechtbar“.(Bild: www.PPS.at)

Wachsfigur entfernt, Titel entzogen
Depardieu wird am 27. Dezember 75 Jahre alt, doch feiern wird ihn in seiner Heimat niemand. Das Wachsfigurenkabinett in Paris hat am Montag demonstrativ die Figur des Schauspielers entfernt. 

Man habe die Entscheidung aufgrund von kritischen Bemerkungen in den sozialen Netzwerken und von Besuchern getroffen. Zu den Reaktionen hätten auch Beschimpfungen gehört. Man hoffe, dass damit im Museum wieder Ruhe einkehre, auch für das Personal, hieß es in einer Erklärung.

Vor wenigen Tagen wurde ihm der Nationalorden von Quebec und sein Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis (Belgien) entzogen. Zudem droht ihm der Verlust des Ordens der Ehrenlegion, den er aber bereits „zur Verfügung“ gestellt hat, um einem peinlichen Rauswurf zu entgehen.

Die Aufnahme in die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung, die in Frankreich verliehen wird. Depardieu war 1996 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac aufgenommen worden. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein „gegen die Ehre verstoßendes Verhalten“ mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.

Depardieus Anwälte sind mittlerweile aktiv und nannten die Sendung „umstritten und anfechtbar“. Es wurden „Bilder ausstrahlt, die in der Sphäre des Intimen und Privaten aufgenommen wurden“, erklärten sie.

Große Filme
Depardieu war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Schauspieler Frankreichs. Der in Châteauroux in Zentralfrankreich geborene Franzose spielte in Filmen wie „Die Ausgebufften“, „Cyrano von Bergerac“, „Die Frau nebenan“, „Die letzte Metro“ und „Green Card - Schein-Ehe mit Hindernissen“.

Viermal spielte er einen der größten und dicksten Helden Frankreichs, den Obelix in den Realverfilmungen: „Asterix und Obelix gegen Caesar“ (1999), „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ (2002) „Asterix bei den Olympischen Spielen“ (2008), „Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät“ (2012).

Clémentine Igou Gerard Depardieu
Clémentine Igou Gerard Depardieu(Bild: APA/AFP)

Er war von 1970 bis 2006 mit der Schauspielerin Elisabeth Guignot verheiratet, führte unter anderem eine langjährige Beziehung mit der James-Bond-Darstellerin Carole Bouquet („In tödlicher Mission, 1981) und hat vier Kinder von drei verschiedenen Frauen. Seine letzte bekannte Freundin ist die amerikanische Marketingmanagerin Clémentine Igou, mit der 2005 zusammen kam.

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