Eine junge Frau, die in der Glitzerwelt Berlins groß werden möchte, stolpert einem Clown vor die Füße: Das großartige Chanson-Musical „Das kunstseidene Mädchen“ in der Tribüne Linz entführt in die 1930er Jahre - und berührt in der Gegenwart.
„Ein Glanz will ich werden“, sagt Doris am Beginn. Die junge Frau aus der Provinz möchte im Berlin der Dreißigerjahre ein Bühnenstar werden.
Mit der Premiere von „Das kunstseidene Mädchen“ nach einem Roman von Irmgard Keun aus dem Jahr 1932 bringt die Tribüne Linz Episoden aus Doris’ Leben auf die Bühne. Carsten Golbeck hat den Stoff für die Bühne bearbeitet, Rainer Bielfeldt Musik dazu komponiert.
Ein kongeniales Duo
Aus diesen Ingredienzen zauberte Regisseurin Cornelia Metschitzer ein ebenso freches wie berührendes Chanson-Musical. Lisa Kröll ist eine hinreißende Doris, die einem Clown über ihre Erfahrungen in der Glitzerwelt Berlin erzählt.
Überleben in Krisenzeiten
Rudi Müllehner übernimmt alle männlichen Rollen und auch die Gesangsnummern. Weil aus dem erhofften „Glanz“ nichts wird, muss sich Doris mit allerlei Tricks über Wasser halten, sie zeigt dabei auch ihre feministische Seite und so etwas wie inneren Glanz. Vor allem aber die Sehnsucht nach Liebe.
Reduktion schafft Brücke zum Heute
Die Aufführung begeistert durch Sprachwitz und die Unmittelbarkeit des poetischen Ausdrucks. Metschitzer arbeitet mit wenigen Requisiten und minimalistischem Bühnenbild auch Parallelen zum Heute heraus.
So gelingt Metschitzer und dem Ensemble ein Theater-Kleinod, das unterhält, uns schmunzeln, aber auch nachdenken lässt. Verdient langer Premierenapplaus!
Nächste Termine: 20. und 31. Dezember; weitere Termine: tribuene-linz.at
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