Nikolaus-Geschichte

Wer ist der Mann in Rot eigentlich wirklich?

Vorarlberg
06.12.2023 08:45

Nikolaus - leibhaftig oder aus Schokolade - sorgt derzeit landauf, landab für gute Laune. Immer mit dabei: Knecht Ruprecht

Ein Tag wie aus dem Bilderbuch: tiefblauer Himmel, schneeweiße Winterlandschaft, Eiskristalle, die in der Sonne glitzern. Perfekte Bedingungen für den Adventmarkt in Bartholomäberg, wo sich am vergangenen Sonntag hoher Besuch einstellte - Sankt Nikolaus und sein Helfer Knecht Ruprecht. Das freute vor allem die jungen Besucher, denen Ernst Pirngruber alias Nikolaus jeweils ein leuchtend rotes Säckchen mit Naschereien überreicht, die Knecht Ruprecht (Elmar Köberle) in seiner Kraxn trägt. Dafür unterbrechen die Kinder ihre Rutschpartie und scharen sich um den Mann mit dem Bischofsstab und seinen zottigen Begleiter. Landauf, landab sind derzeit zahlreiche Nikolaus- und Ruprecht-Darsteller unterwegs. 

15 Minuten pro Haushalt und Nikolo
Einer der längstgedienten ist Johannes Reis (48), im Brotberuf Lehrer für Geschichte und Religion. Seit fast 30 Jahren ist der Hohenemser als Nikolaus für die Pfarre St. Karl tätig. „Angefangen habe ich mit 16 Jahren als Knecht Ruprecht. Das ist eine dankbare Rolle, da man nicht sprechen muss und sich den Ablauf eines Nikolaus-Besuchs als stiller Begleiter einprägen kann“, sagt der Pädagoge. Mittlerweile hat der 48-Jährige aber schon Routine als Nikolaus-Darsteller und wird von seinem Sohn Manuel (20) als Knecht Ruprecht begleitet. Zwischen 80 und 100 Haushalte werden in Hohenems von insgesamt zehn Nikoläusen besucht.

Pro Besuch sind zwischen zehn und fünfzehn Minuten eingeplant. „Wenn es die Situation erfordert, dann kann es auch mal länger werden“, meint Reis.Wichtig sei, auf die Kinder einzugehen. Ein kurzes Gedicht oder ein Musikstück hat fast jedes Kind vorbereitet, es gibt aber auch die Schüchternen, die lieber bei ihren Eltern sitzen bleiben. „Das ist natürlich zu akzeptieren, unser Besuch soll eine positive Erfahrung sein und nicht mit Angst verbunden werden“, betont Reis. „Oft sind die Großeltern auch anwesend, es werden Kerzen angezündet, Geschichten erzählt, und es gibt ein gemeinsames Essen. Der Besuch des Nikolaus ist dann der Höhepunkt des Abends“, berichtet er. Die Mädchen und Buben würden sich großteils ehrfürchtig gegenüber dem Mann mit der Bischofsmütze und dem rotem Umhang zeigen.

Reis weist darauf hin, dass die Geschichte von Sankt Nikolaus nicht nur etwas für Kinder ist, sondern auch für Erwachsene Potenzial zu Reflexion biete. „Der Nikolaus steht für die Werte Teilen und Nächstenliebe“, hebt der Pädagoge hervor. Beides aktuell wie eh und je.

Auch in Schokolade äußerst anziehend
Aber nicht nur der leibhaftige Nikolaus sorgt bei Klein und Groß für Freude, auch jener, der vor allem eines bringt: Kalorien. Die ersten Schokolade-Nikoläuse kamen bereits im 19. Jahrhundert auf den Markt. Um 1820 herum haben einige Konditoren erste manuelle Produktionsversuche gestartet. Damals war die Figur allerdings noch kalorienreicher als heute, weil sie aus massiver Schokolade bestand. Und erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ging der (hohle) Schoko-Nikolaus in Massenproduktion.

Die vorweihnachtliche Gestalt hatte auch massiven Einfluss auf das Aussehen eines anderen Gesellen, des Weihnachtsmanns. Dieses geht nämlich auf die Legenden um den heiligen Nikolaus zurück und war besonders in evangelisch geprägten Regionen populär. Mittlerweile gilt der Weihnachtsmann als Symbol des Schenkens. Die Coca-Cola Company nutzte die Figur ab 1931 zur Weihnachtszeit für ihre Werbekampagnen - höchst erfolgreich.

Und woher stammt eigentlich der Name Nikolaus? Aus dem Griechischen: Er setzt sich aus „nike“ (Sieg) und „laos“ (Volk) zusammen, also der „Sieger für das Volk“.

Nasenbruch als auffälligstes Merkmal
In der Figur des Heiligen Nikolaus sind zwei historische Personen zu einer verschmolzen: Zum einen war da im 4. Jahrhundert Nikolaus, Bischof von Myra, einer Stadt in der heutigen Türkei. Zum anderen gab es im 6. Jahrhundert Nikolaus von Sion, einem Ort in der Nähe von Myra. Der erste der beiden war wohl schon zu Lebzeiten eine regionale Berühmtheit. Seine Taten wurden zu Beginn wahrscheinlich nur mündlich überliefert und mit der Zeit ausgeschmückt - und schließlich niedergeschrieben.

Nach verschiedenen Überlieferungen wurde der Geistliche entweder 270 oder 286 n. Chr. als Sohn reicher Eltern in Patara, an der türkischen Südküste geboren. Durch eine Pestepidemie wird er bereits in jungen Jahren zum Waisen, verschenkt das ererbte Vermögen an Bedürftige, lässt sich zum Priester weihen und wird wenig später in der Hafenstadt Myra zum Bischof gewählt. Kaiser Diokletian leitete im Jahr 303 die letzte Christenverfolgung ein. Wie viele andere wird auch Nikolaus eingekerkert und gefoltert.

Zehn Jahre später unterstützt der neue Kaiser Konstantin den Christenglauben, und beim Konzil von Nicäa zählt Nikolaus schon zu den einflussreichsten der rund 300 Bischöfe. Um das Jahr 350 ist Nikolaus von Myra vermutlich am 6. Dezember als hochangesehener Mann gestorben. Britische und italienische Forscher haben Anfang der 2000er Jahre sein Gesicht rekonstruiert. Als Grundlage dienten Röntgenbilder und Maßangaben vom Totenschädel des Geistlichen, der in einer Gruft in Süditalien ruhen soll. Auffälligstes Merkmal: Nikolaus von Myra hatte eine gebrochene Nase, die ihm ein sehr charakteristisches Aussehen verlieh.

Von Nikolaus von Sion ist weit weniger bekannt - obwohl er sogar Wunder gewirkt haben soll. Weil sein Namenspatron von Myra viel bekannter war, schrieb man diesem auch gleich die Wundertaten zu. So wurde aus den zwei Geistlichen schließlich der eine, heilige Sankt Nikolaus.

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