Auch die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der rund 430.000 Handelsangestellten hat am Dienstag keine Einigung gebracht. Jetzt findet der Gewerkschaftsboss deutliche Worte: In der Corona-Krise seien die Beschäftigten noch als systemrelevant beklatscht worden „und jetzt behandelt man sie wie einen nassen Fetzen“, poltert Wolfgang Katzian.
„In Wirklichkeit gibt man ihnen nicht einmal ansatzweise die rollierende Inflation. Wie soll sich das denn ausgehen?“, so der Gewerkschaftspräsident am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“.
Brauer, Bäcker und Pfleger machen es vor
Die durch die Bundesregierung mitverursachte hohe Inflation müsse nun durch entsprechende Lohnabschlüsse ausgeglichen werden, „sonst sinkt die Kaufkraft dramatisch“, betonte Katzian. Er verwies auf die „sehr guten“ Abschlüsse zuletzt in der Brauindustrie, bei den Bäckern und der Sozialwirtschaft, wo die zurückliegende Jahresinflation ausgeglichen wurde.
Dass das bei den Metallern und im Handel nicht gehen solle, sei unverständlich: „Dass die angefressen sind und in den Konflikt gehen, ist vollkommen klar“, so Katzian.
Sozialpartnerschaft belastet
Die Haltung der Arbeitgeber in Handel und Metallindustrie sei eine Belastung für die Sozialpartnerschaft. Betriebsräte und Gewerkschafter würden teilweise unter Druck gesetzt und bedroht. „Ein Betriebsrat ist keine Einzelperson, er ist Teil einer Bewegung. Wer sich mit Einzelnen anlegt, legt sich mit uns allen an“, gab sich der oberste Gewerkschafter kämpferisch.
Knackpunkt Einmalzahlungen
Bei den Metallern liegt der Letztvorschlag der Arbeitgeber bei plus sechs Prozent und einer Einmalzahlung von 1200 Euro. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA fordern ein Plus von 10,6 Prozent. Einmalzahlungen lehnen sie ab, weil diese bei der nächstjährigen Lohnerhöhung nicht berücksichtigt würden.
Entscheidende Tage zwischen Verhandlung und Streik
Für den Handel haben die Gewerkschaften Warnstreiks angekündigt, in der Metallindustrie wurde bereits tageweise gestreikt. Der Fachverband der Metalltechnischen Industrie mit seinen rund 135.000 Beschäftigten verhandelt am Donnerstag in der achten Runde den Kollektivvertrag 2024. In die KV-Verhandlungen starten weiters die Fahrradbotinnen und Fahrradboten. Die Gewerkschaft vida fordert neben rahmenrechtlichen Verbesserungen im KV eine Erhöhung der Mindestlöhne auf 2000 Euro brutto im Monat.
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