Russische Frauen:

„Kannibalen kommen früher heim als unsere Männer“

Ausland
29.11.2023 06:42

Während sich russische Häftlinge im Ukraine-Krieg freikämpfen können und ihr Einsatz nach sechs Monaten vorbei ist, sieht die Geschichte bei regulären Soldaten gänzlich anders aus. Diese müssen nämlich an der Front durchhalten, bis der bewaffnete Konflikt als beendet gilt. Mittlerweile setzen sich immer mehr mutige Angehörige zur Wehr - und sparen nicht mit heftiger Kritik.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat 2024 zum „Jahr der Familie“ auserkoren. Dabei müssen viele Frauen im Land den Alltag heute ohne ihre Ehemänner stemmen. Kinder wachsen ohne Väter auf. Viele sind bereits verwaist. „Was für eine Ironie“, beklagen sich verzweifelte russische Frauen in einem Manifest auf dem Telegram-Kanal „Put domoj“, wo Betroffene ihr schweres Schicksal teilen.

Besonders absurd: Während Ex-Häftlinge sechs Monate in dem fürchterlichen Blutvergießen durchhalten müssen und dann wieder nach Hause können, gibt es für alle anderen Soldaten keine Frist. Jene Russen, die im Rahmen der Mobilmachung in den Krieg eingezogen wurden, können bis zum Ende der Kampfhandlungen praktisch nicht in ihre Heimat zurück. Der Kreml betont, dass die Gesetzgebung keinen Wechsel in den Streitkräften vorsehe. Ihr Einsatz sei erst beendet, wenn die „militärische Spezialoperation“ vorbei sei.

Frauen gehen im Moskauer Stadtzentrum an einer Wand vorbei, die mit einem militärischen Gemälde ...
Frauen gehen im Moskauer Stadtzentrum an einer Wand vorbei, die mit einem militärischen Gemälde versehen ist. Zu sehen ist auch das „Z“-Symbol, das für die Unterstützung des russischen Angriffskrieges steht.(Bild: APA/AFP/Natalia KOLESNIKOVA)

„Unser Präsident hat echt Humor ...“
„Dafür ist ein satanistischer Kannibale, der nach seiner ersten Inhaftierung erneut straffällig geworden war, nach sechs Monaten ein freier Mann. Unser Präsident hat echt Humor“, beschweren sich die vom Schicksal schwer gebeutelten Angehörigen im Netz. Zum Sahnehäubchen der Gesellschaft gehörten „Geistesgestörte, Alkis, Migranten, exorbitant reiche Beamte und ihre Kinderlein“, ist man überzeugt.

Frauen drehen bei frostigen Temperaturen eine Runde im Moskauer Stadtzentrum. Im Hintergrund ...
Frauen drehen bei frostigen Temperaturen eine Runde im Moskauer Stadtzentrum. Im Hintergrund sind die Basilius-Kathedrale und der Spasski-Turm zu sehen.(Bild: APA/AFP/Natalia KOLESNIKOVA)

Ein Jahr Befristung gefordert
Viele Angehörige wollen diese Zustände nicht hinnehmen und haben mittlerweile eine Bewegung gebildet. Sie fordert die Befristung des Einsatzes auf ein Jahr. Zahlreiche Mitglieder wurden unterdessen bereits Opfer von Repressalien. Demonstrationen wurden ihnen von den Behörden verboten, bei manchen schaute die Polizei gleich zu Hause vorbei.

Russland wird immer unsicherer
Häufig werden die begnadigten Häftlinge erneut straffällig, regelmäßig kommt es zu fürchterlichen Morden durch ehemalige Gefängnisinsassen. Vor wenigen Tagen sorgte die Rückkehr eines verurteilten Serienmörders und Kannibalen für Entsetzen. Nach sechs Monaten im Krieg wurde er in die Freiheit entlassen. Der 33-jährige Nikolai Ogolobjak gehörte einer satanistischen Sekte an und soll mit weiteren Mitgliedern vier Menschen enthauptet haben. Anschließend habe er ihre Herzen und Zungen verspeist. Nun läuft er ohne jegliche Rehabilitation wieder frei auf der Straße herum - Ausgang ungewiss.

Man fühlt sich hintergangen
Die Angehörigen der regulären Soldaten fühlen sich belogen und verraten: „Man hat uns verarscht und euch wird man auch verarschen.“ Schließlich habe Putin versprochen, dass nur speziell ausgebildete Freiwillige rekrutiert würden. Wie sich später herausstellte, war dies nur ein dreistes Lügenmärchen: „Unsere Liebsten wurden in die Ukraine geschickt. Es waren nur leere Versprechen. Viele werden nie mehr nach Hause zurückkehren.“ Die Mobilmachung sei ein gewaltiger Fehler gewesen, beschweren sich die Betroffenen: „In Russland wird man für Gesetzestreue bestraft.“

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